Facebook, Youtube, Instagram - überall soll man dabei sein. Aber lohnt sich das wirklich? Welche PR-Maßnahmen wann und wie sinnvoll sind, weiß Profi-Filmer Thomas Wagensonner. Im Workshop "Videoproduktion mit dem Smartphone" beim Fachverband SHK Baden-Württemberg in Stuttgart gibt er wertvolle Tipps und führt die Teilnehmer in wenigen Schritten zum fertigen Video.
Springen Sie nicht auf jeden Zug auf
Nein, Sie müssen nicht auf allen Kanälen aktiv sein. Überlegen Sie sich, wen Sie erreichen möchten, und gehen Sie nur auf die Kanäle, wo Ihre Zielgruppe tatsächlich präsent ist. Um Kunden und insbesondere junge Fachkräfte zu gewinnen, sind Videos ein probates Mittel - für die Präsentation von Referenzobjekten auf der Homepage oder als Story auf Instagram.
Überlassen Sie das Video-Marketing denen, die Spaß daran haben
Wenn Sie Azubis anwerben möchten, ist niemand näher dran an als Ihre jungen, ohnehin online-affinen und -versierten Mitarbeiter. Wer könnte z.B. ein Instagram-Account besser pflegen als ein Lehrling oder junger Geselle?
In drei Schritten zum Video
Ein Video lässt sich auch ohne teures Filmteam produzieren. Dafür brauchen Sie nur:
- ein Handy mit guter Kamera, idealerweise ein iPhone, aber ein gutes Android-Smartphone tut es auch
- eine Video-App, z.B. KineMaster (zum Auspobieren genügt die Gratis-Version)
- ein Stativ oder zumindest ein Hand-/Tischstativ
- ein Hand- und/oder Ansteckmikrophon
- jemanden hinter und jemanden vor der Kamera
- Kenntnisse der theoretischen Grundlagen und Prinzipien
Schritt 1: Vorbereiten
Entscheiden Sie sich zuerst für ein Thema. Denkbar sind Interviews mit Mitarbeitern und Auszubildenden, Werkstatt-Videos bei laufendem Betrieb oder Aufnahmen von der Baustelle. Für ein Interview sollten Sie drei Fragen formulieren, auf die der Befragte sich vorbereiten kann. Anschließend definieren Sie, welche Aufnahmen zu den Interview-Fragen passen, die Sie später als einzelne Sequenzen einspielen können. Es empfiehlt sich, die Überlegungen zum geplanten Ablauf in einer Skizze wie eine Art Comic oder eine Zeitleiste festzuhalten (in der Fachsprache: Storyboard). Dann bauen Sie das Stativ mit dem Handy dort auf, wo Perspektive und Licht (möglichst von hinten!) günstig sind. Eine Grundregel lautet: Nie das Handy direkt in der Hand halten! Eine ruhige, nicht verwackelte Aufnahme garantiert das Stativ.
Schritt 2: Filmen
Nachdem Sie das Mikrophon getestet haben, legen Sie los. Nehmen Sie zuerst den Interviewpartner bzw. den Kommentator auf. Wichtig ist, dass dieser frei spricht, also seinen Text nicht abliest, denn das würde unnatürlich wirken. Anschließend filmen Sie die Sequenzen, die Sie an den entsprechenden Interviewstellen einblenden möchten. Dafür eignet sich ein Mix aus Detail- und Gesamtansichten, statisch oder mit Schwenk. Reizvoll ist auch ein Wechsel von unscharf zu scharf, von der Ferne zur Nahaufnahme oder umgekehrt. Drehen Sie ruhig mehr und länger als Sie letztendlich brauchen, probieren Sie verschiedene Einstellungen aus. Wegschneiden geht später immer!
Schritt 3: Schneiden
In der App KineMaster (oder einer anderen App nach Wahl) können Sie sich das komplette Interview anschauen und so zuschneiden, wie Sie es am Ende haben möchten. Hier ist etwas Feinarbeit erforderlich. Aber keine Angst: Was Sie weggeschnitten haben, ist problemlos wieder herstellbar. Und mit etwas Übung geht es einem zunehmend leichter von der Hand. Die zusätzlichen Sequenzen werden parallel zur Interview-Spur in die App geladen und dort eingefügt, wo sie am besten passen, wobei sie beliebig verkürzt oder verschoben werden können. Unter den Ebenen-Werkzeugen gibt es auch eine Funktion zum Einfügen von Text. Eine Musik-Unterlegung ist ebenfalls möglich.
Beachtliche Ergebnisse
Was dabei herauskommt, ist überraschend gut - so meine Erfahrung im Workshop am 11. Dezember 2019 in Stuttgart. An einem einzigen Tag kann man schon viel lernen. Nach einer Einführung in die Grundlagen des Filmens und die Funktionen der App produzieren wir in Kleingruppen als Projektaufgabe ein Interview. Das nötige Werkzeug - Stative und Mikrophone - hat Referent Thomas Wagensonner mitgebracht. Die fertigen Videos werden schließlich gemeinsam angeschaut. Wirklich toll, dass man auf diese Weise als Laie tatsächlich ganz ansehnliche Filme zustandebringt! Und richtig Spaß macht es auch. Daher mein Rat: Kaufen Sie ein Mikrophon plus Stativ und drücken Sie beide Ihrem Azubi in die Hand mit der Anweisung: Tob dich kreativ aus! Das Grundlagen-Knowhow kann er sich in einem solchen Workshop rasch aneignen.
Schönes Beispiel: Dacheindeckung im Zeitraffer
Die einfachste Methode, ein Werkstattvideo aufzunehmen, ist eine fest installierte Kamera. So hat es beispielsweise die Firma Barnreiter gemacht, um die Eindeckung eines Kupfervordachs zu filmen. Im Zeitraffer ergibt das eine sehenswerte Dokumentation. (Autorin: Ursula Wirtz)