Wenn ich bei Google Maps meine Nachbarn von oben betrachte, muss ich ziemlich weit hochzoomen, bis ich die nächste Solaranlage auf einem Dach sehe – gut 20 Häuser ohne alles, dann einer mit ein bisschen, dann, weit weg, mal einer mit mehr. Da wir mit 46 Cent das Land mit den zweithöchsten Stromkosten weltweit sind (Frankreich nur noch 19 Cent), wundert mich das. Trauen wir Solar so wenig zu? Vielleicht sollten wir es machen wie Dänemark: Die eigene Stromproduktion wird zu 100 % abgezogen vom Verbrauch – man zahlt die Differenz.
Vor einigen Jahren haben wir als Robert-Mayer-Energieschule den bekannten Philosophen und Autor Franz Alt eingeladen – ein Satz blieb bei mir hängen: „Überall auf der Welt, wo Öl gebohrt wird, ist Ungerechtigkeit, Krieg, Ausbeutung. Öl, das sind die schwarzen Freudentränen des Teufels, Gott aber lässt seine Sonne kostenlos scheinen über Gerechte und Ungerechte (Die Bibel in Matthäus 5,45). Das hat mich veranlasst, zusammen mit Haushaut 2023 zwei Väter-Kinder-Lager zum Thema Solar und Wasserstoff zu organisieren. Man sagt, wenn man einen Paradigmenwechsel bewerkstelligen will, muss man „unten“ anfangen. Bei den Kindern! Denn Erwachsene ändern nur sehr schwerfällig Einstellungen und Gewohnheiten. Vielleicht dann, wenn der Strom einen Euro kostet, oder noch später?
Grüne Theorien im Kopf bewerkstelligen äußerst wenig im praktischen Leben. Das ist unglaublich. Wir verbrauchen hier in Deutschland zurzeit alle vorwiegend Kohle- und Gasstrom – mehr als jemals zuvor – nämlich mit 54 % Anteil!
Handeln ist immer besser, als tolle Reden zu schwingen
Also habe ich mit dem Programm HICAD, das wir in der Meisterschule bei den Klempnermeistern in 3D einsetzen, ein 70 cm langes Solarboot konstruiert. Die Daten wurden an die Stanze der Firma Gökelmann in Altheim geschickt. Dort wurden die Bootsrümpfe kostenlos ausgestanzt, das dazu verwendete Aluminium wurde von Haushaut gesponsert. Nachdem die Einladungen an meinen nicht ganz kleinen Bekanntenkreis verschickt waren, ging es los: Zu unseren zwei Camps kamen über 80 Väter mit gut 200 Kindern im Alter von 3 bis 15 Jahren. Die HWK Stuttgart hat auch schon angefragt. Solare Kraft mal spüren ist besser, als nur Fotos anzuschauen oder so.
Und das Boot läuft wie geschmiert …
… richtig schnell und mit Bugwelle – vorausgesetzt, die Sonne scheint. Der häufigste Satz auf dem Camp: „Los, geh mir aus der Sonne“, was schon Diogenes, der wohl 333 vor Christus in einem Fass wohnte, zu Alexander dem Großen sagte, als dieser ihn fragte, ob er Griechenland zerstören solle! Wir würden ihm heute den Mittelfinger zeigen und wohl LMAA sagen. So ändern sich die (solaren) Sitten eben.
Die Technik
Mit einer 5-W-Platte, knapp A4 groß, mit 18 V Leerlaufspannung und einem Solarmotor mit 4,5 V (die Spannung fällt bei Belastung schnell ab) wurde direkt verkabelt. Damit unsere Boote ordentlich Fahrt machen konnten, wurde ein Stevenrohr mit der Schiffsschraube eingespannt. Klar, es gab auch „fossile Schummler“, die ihr Boot mit in 1,5-V-Batterien enthaltenen seltenen Erden fast unsichtbar aufpimpten. Mit geheimen Schaltern (was aber leicht herauszufinden war), indem man wie Alexander in die Sonne trat. Das Ganze hat mich ein wenig an den Dieselskandal erinnert. Und so gab es dann auf Wunsch ehrliche Rennen ohne und anschließend mit Batterieunterstützung – hybrid eben.
Natürlich wurde auch über Balkonkraftwerke, Batteriespeicher, Wasserstoffumwandlung und Brennstoffzelle diskutiert. Besser aber als alles Gerede war das Vorführen von Versuchen: Hängt man zum Beispiel das Solarplättchen in die Sonne, sprudeln die Kabel doch sichtbar mit O2 und H2 in einem Wasserglas. Es wurde auch eine reversible, kombinierte 1-W-Solar-Brennstoffzelle vorgeführt. Bei Sonne macht sie Strom und aus dem Rest, der nicht verbraucht wird, macht sie O2 und H2. Ist die Sonne weg (die Platte wird abgekuppelt), läuft der Motor weiter! Das Erstauen war groß. Warum? O2 und H2 strömen zurück und erzeugen (dann nachts) Strom. Warum investiert man in diese Technologie keine Fördergelder – ist das von ganzem Herzen Grün? Können Klimakleber überhaupt die Natur – schön, wie sie ist – genießen und sinnvoll nutzen? Was tun sie konkret für die Natur, außer zu kleben eben?
Und dann gab es auch noch ein Solarboot für Erwachsene sowie ein Solarauto mit Druckluftspeicher zu sehen. Innovation pur. Ein Teilnehmer sagte unumwunden: „Jetzt kaufe ich mir ein Balkonkraftwerk.“ Prima!
Hoffnungsvoll in die Zukunft
Auf den Camps ging es nicht nur um Äußerliches. In jedem von uns befindet sich nämlich auch so ein Energiemanager. Manche nennen es Herz. Es bestimmt, wohin die Kraft fließen muss. Was nützt innerer Antrieb und überschüssige Energie, wenn man sie gerade nicht braucht. Lassen wir die Kraft doch in unsere Familien fließen. Das ist der beste Batteriespeicher, denn dort ist die Zukunft. Und die bestimmt, was einmal aufs Dach und in die Tüte kommt – meint zumindest Ihr Hans-Peter Rösch.