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Pioniere aus Rosenheim

Prof. Dr. Harald Krause und Prof. Dr. Peter Niedermaier sind mehr als zufrieden – die ersten Absolventen des Bachelor-Studiengangs Energie- und Gebäudetechnologie (EGT) ebenfalls. Am 10. Juli 2014 würdigten sie rund 25 frisch gebackene Energie-Ingenieure sowie das Lehrteam der Hochschule Rosenheim. Die erfolgreiche Installation des Studienganges EGT, der vor sieben Semestern begann, wird jetzt durch die Ergänzung um die Studienrichtung Gebäudehülle (GH) noch bedarfsgerechter. Und auch die beruflichen Möglichkeiten der EGT-Absolventen können sich sehen lassen. Rund die Hälfte von ihnen hat sich für einen aufbauenden Masterstudiengang entschieden, der andere Teil für den direkten Einstieg ins Berufsleben.

In Zukunft warten auf die neuen Ingenieure Aufgaben rund um Planung, Entwurf und Betrieb von energietechnischen Anlagen jeder Art. Überall dort, wo Energie umgesetzt wird, sind Fachfrauen und Fachmänner für Energietechnik gefordert.

Vom energetisch korrekten Doppelstehfalzdach bis zur solaren Meerwasserentsalzung

Seit dem Start des EGT-Studiengangs im Herbst 2010 schreiben sich zu jedem Studienbeginn im Wintersemester etwa 80 Studenten ein, was den entsprechenden Fachkräftebedarf der Bauwirtschaft bestätigt.

Nach Meinung der Absolventen zeichnet sich das Studium in Rosenheim besonders durch die gute Betreuung und den engen Kontakt zu den Dozenten aus. Außerdem schätzen sie die Arbeit in kleinen Gruppen, die stetige Optimierung des Lehrveranstaltungsangebots sowie den engen Praxisbezug. Absolvent Julian Sauther, der an der Hochschule Rosenheim viel über den Umgang mit regenerativen Energien gelernt hat, bringt es auf den Punkt: „Der Studiengang Energie- und Gebäudetechnologie ist zeitgemäß und erfüllt die Anforderungen energieeffizienten Lebens.“ Während sich der junge Energie-Ingenieur zukünftig mit Regelungstechnik beschäftigen wird, beginnen andere Absolventen ihre berufliche Laufbahn beispielsweise in

  • Fachbetrieben für Lüftungsanlagen oder Isoliertechnik,
  • Elektro- oder Brandschutzunternehmen,
  • Planungsbüros für kommunale Energiekonzepte,
  • Planungsbüros für technische Gebäudeausstattung,
  • Planungsbüros für Sanitär- oder Heizungstechnik,
  • einem Projektteam zur solaren Meerwasserentsalzung,
  • einem Spenglerfachbetrieb(!)

Diese enorme Bandbreite belegt eindrucksvoll, dass schon heute unterschiedlichste Branchen vom Fachwissen der EGT-Absolventen profitieren.

Mit der Ergänzung des EGT-Studiengangs um die Studienrichtung Gebäudehülle reagiert die Hochschule Rosenheim jetzt auf den wachsenden Wirtschaftsbereich rund um Dach und Fassade. Nachweislich interessieren sich internationale Stararchitekten zunehmend für die Gebäudehülle. Sie schaffen aufsehenerregende Gebäude, deren futuristische Bedachungen und Fassaden als gestalterisches Element fungieren. Gleichzeitig beeinflussen diese Bauteile die Gebäudefunktion erheblich. Selbstverständlich sind entsprechende Fachkräfte zunehmend gefordert. Bereits die Koordination verschiedener Gewerke wie Klempner, Dachdecker, Zimmerer oder Metallbauer bereitet mitunter große Schwierigkeiten. Noch komplexer ist die Planung energetisch optimierter Konstruktionen für gebrauchstaugliche Gebäudehüllen. Genau diese Aufgabe kann zukünftig von spezifisch ausgebildeten Fachkräften übernommen werden. Gebäudehüllen-Ingenieure können darüber hinaus Architekten, Planer und Bauherren über die vielfältigen technischen Möglichkeiten im Dach- und Fassadenbereich umfassend informieren.

Klempnerfachbetrieb nutzt Chance

Zu gern hätte auch EGT-Absolvent Johannes Bauer das Bildungsangebot der Studienrichtung Gebäudehülle genutzt. Der Bachelor of Engineering* – Fachrichtung Energie und Gebäudetechnologie unterstützt ab sofort den Spenglerfachbetrieb seines Bruders Stefan Bauer. Zum Beispiel wird der junge Energie-Ingenieur die Dach- und Fassadenkonstruktionen des gleichnamigen Fachbetriebes aus Pfaffing aktuellen Energiestandards entsprechend optimieren. Dabei profitiert Johannes Bauer von den praxisorientierten Lehrinhalten des EGT-Studiengangs sowie der studienintegrierten Energieberater-Zertifizierung.

Das BAUMETALL-Interview mit den beiden verantwortlichen Studiengangsleitern des EGT-Studiengangs sowie der neuen Studienrichtung Gebäudehülle zeigt auf Seite 57, welche Chancen das Rosenheimer Bildungsangebot speziell für Klempner- und Spenglerfachbetriebe eröffnet.

Fußnoten

* siehe Infokasten

Studienrichtung Gebäudehülle

BAUMETALL: Herr Professor Krause, die ersten Absolventen des Studiengangs Energie- und Gebäudetechnologie (EGT) beginnen ihre berufliche Laufbahn in unterschiedlichsten Bereichen. Wie interpretieren Sie diese enorme Bandbreite?

Prof. Dr. Harald Krause (Studiengangsleitung EGT): Unser Studiengang Energie- und Gebäudetechnologie entspricht den aktuellen Anforderungen des Marktes. Ich gehe davon aus, dass sich das Studienangebot durch die Ergänzung um die Studienrichtung Gebäudehülle (GH) noch stärker als bedeutendes Bildungsangebot der Hochschule Rosenheim etablieren wird.

Herr Professor Niedermaier, welche Vorteile entstehen durch die Kombination der Bildungsangebote EGT und GH?

Prof. Dr. Peter Niedermaier (Studiengangsleitung GH): Die neue Studienrichtung Gebäudehülle trägt maßgeblich dazu bei, den Studiengang Energie- und Gebäudetechnologie noch interessanter zu gestalten. Damit verbundene Möglichkeiten orientieren sich eng am Bedarf aus Architektur, Industrie und Handwerk. Die berufliche Bandbreite der Absolventen wird in Zukunft enorm gesteigert.

Harald Krause: Ich gehe davon aus, dass unser Studienangebot Gebäudehülle ebenso gut angenommen wird wie der EGT-Studiengang. Beide Gebäudetechnik-Fachbereiche ergänzen sich in hervorragender Weise.

Wie viele Studierende haben sich bereits für die neue Studienrichtung eingeschrieben und sind auch Klempner darunter?

Peter Niedermaier: Aktuell zeigen zehn bis 15 Studierende Interesse, doch nur ein kleiner Teil kommt direkt aus dem Klempnerhandwerk. Detaillierte Informationen erhielten Interessenten auf einer Infoveranstaltung. Ideengeber Johannes Binder sowie Vertreter des Fördervereins veranschaulichten dabei, welche Möglichkeiten und Karrierechancen mit dem Studienangebot verbunden sind.

Und welche Voraussetzung müssen die Bewerber erfüllen?

Harald Krause: Die Zulassung zum siebensemestrigen Bachelor-Studiengang EGT mit Studienrichtung GH erfordert die Fachhochschulreife, eine Meisterprüfung, etwa im Klempner/Spenglerhandwerk oder eine mindestens zweijährige Berufsausbildung sowie eine mindestens dreijährige Berufspraxis. Für die Meister und Gesellen ist ein Beratungsgespräch an der Hochschule verpflichtend. Für Gesellen ist darüber hinaus ein zweisemestriges Probestudium Voraussetzung für eine Zulassung. Generell müssen vor dem Start der Studienrichtung GH im dritten Semester alle Studierenden das erste und zweite EGT-Semester durchlaufen.

Welche Lehrinhalte beinhaltet die Studienrichtung Gebäudehülle?

Peter Niedermaier: Neben der Ausbildung in den Grundlagenfächern besteht der fachliche Kernbereich aus:

  • Bauphysik / Brandschutz
  • Entwurf und Konstruktion
  • Sanierung / Bauen im Bestand
  • Thermische und elektrische Solartechnik
  • Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik
  • Dach, Fassade, Entwässerungstechnik
  • Fertigung, Konstruktion und Produktion

Das fünfte Semester ist ein reines Praxissemester. Es hilft den Studierenden bei der Vorselektierung ihrer Abschlussarbeit. Außerdem profitieren die Studenten im vierten Semester von der Präsentation entsprechender Praxissemester-Berichte.

Ich verstehe. Dieser Erfahrungsaustausch hilft den zukünftigen Praktikanten, sich ein Bild über zu erfüllende Aufgaben und Herausforderungen zu machen …

Peter Niedermaier: … und er verschafft den Studierenden einen branchenweiten Gesamtüberblick. Außerdem profitieren die Fachbetriebe in hohem Maße. Das Praxissemester ist für sie eine große Chance, hoch qualifiziertes Personal für die Zukunft zu sichern.

Zweifellos werden Gebäudehüllen-Ingenieure in Zukunft sehr gefragte Fachkräfte sein. Wann enden die Bewerbungsfristen für den Studiengang bzw. die neue Studienrichtung Gebäudehülle?

Harald Krause: Der Anmeldeturnus ist jährlich, der Studienstart erfolgt jeweils mit dem Wintersemester. Bewerbungen für das Wintersemester 2015/16 sind wieder ab Mai 2015 möglich. Informationen dazu sind auch im Internet abrufbar.https://www.th-rosenheim.de/

Bachelor of Engineering

Der akademische Grad des Bachelor of Engineering wird durch das Bachelor-Studium einer Ingenieurswissenschaft erlangt. Absolventen mit entsprechend berufsqualifizierendem Hochschulabschluss sind zum Master-Studium berechtigt. Dabei sind Bachelor-Diplome von Fachhochschulen und Gesamthochschulen akademisch gleichgestellt.

Der akademische Grad des Diplom-Ingenieurs wurde durch den Bologna-Prozess in allen Hochschulsystemen durch die Bachelor- und Master-Abschlüsse ersetzt. Mit einer Regelstudienzeit von sechs bis sieben Semestern ersetzt der Bachelor das Diplom der Fachhochschulen sowie das Diplom I der Gesamthochschulen. Letzteres wies eine Regelstudienzeit von sieben oder acht Semestern auf. Ein Masterstudium erfordert weitere drei bis vier Semester. Heute ersetzt der Master das Diplom der Universitäten sowie das Diplom II der Gesamthochschulen.

Studium mit vertiefter Praxis

Das Studium mit vertiefter Praxis bietet die Möglichkeit, in festgelegten Praxisphasen umfangreiche Berufserfahrung zu sammeln. Während der vorlesungsfreien Zeiten und im Praxissemester arbeiten die Studierenden gegen Entgelt in einem ausgewählten Partnerbetrieb. So absolvieren sie mindestens 50 % mehr betriebliche Praxisphasen als im regulären Studium, ohne dass sich die reguläre Studiendauer von 3,5 Jahren verlängert. Am Ende des Studiums wird – nach Möglichkeit – die Bachelorarbeit gemeinsam mit dem Partnerunternehmen erstellt, sodass die dual Studierenden ihre Praxiserfahrung theoretisch ergänzen können. Abhängig vom Studiengang ist ein späterer Einstieg in das Studium mit vertiefter Praxis möglich, auch nach der Aufnahme eines Studiums. Ein Studium mit vertiefter Praxis ist auch in ausgewählten Masterstudiengängen möglich.

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