Aufgrund einer stark steigenden Auftragsnachfrage nach einer wirkungsvolleren (Straßen-)Außenwerbung von „körperlichen Buchstaben aus Metall“ für Firmen in den Städten veröffentlichte Fachschullehrer Gustav Adolf Boegler erstmalig im Jahr 1930 eine neue Artikelserie für Klempner mit dem Titel: „Anfertigung von Metallbuchstaben aus Zinkblech für Firmenschilder, Leuchtbuchstaben“. Beigefügt wurde dieser als Sonderdruck in der „Illustrierten Zeitung für Blechindustrie und Installation“. Die Fachaufsätze über das Anfertigen dreidimensionaler Metallbuchstaben für Firmenschilder wurden von der Beratungsstelle Zinkwalzwerksverband m.b.H. in Berlin im Jahr 1934 in die Fachschriftenreihe: „Verarbeitung von Zinkblech und Zinkband“ aufgenommen und als Fachbuch verlegt. Folgende Hinweise gibt der Autor: „Metallbuchstaben erfüllen ihren Zweck nur dann, wenn bei Firmenschildern die zusammengestellten Wörter gut leserlich sind. Die Schrift soll so beschaffen sein, dass auch der Vorbeieilende sofort erkennt, um was es sich handelt. Ferner ist die Leserlichkeit von den Abmessungen, der Form und bei Leuchtbuchstaben außerdem noch von dem Verhältnis ihrer Leuchtdichte zum Hintergrund abhängig.“ So weit, so zeitlos! Um einen Anhaltspunkt über die zur jeweiligen Entfernung notwendige Mindestbuchstabengröße zu erhalten, wurden von der Firma Osram in Berlin an Leuchtbuchstaben mit aufgesetzten Glühlampen, mit offenem Leuchtkanal sowie mit Opalglas abgedecktem Leuchtkanal Versuche durchgeführt. Als Mindestbuchstabengröße wurde für die Praxis folgende Formel empfohlen: Buchstabengröße = (Entfernung in Meter) : 350. Anders ausgedrückt, sollte demnach die Buchstabengröße mindestens 1/350 der größten Entfernung E aufweisen, um gut lesbar zu sein. Folgende 45 Buchstabenformen wurden vorgestellt:
Was damals galt …
… wird von gewissenhaften Grafikern noch heute oft beachtet. Bögler schreibt: „Eine moderne wirkungsvollere Schrift wird erzielt, wenn man die Profilschnitte der Metallbuchstaben in Blockschrift durch gleichschenklige Dreiecke bildet und die Endungen unter einem Winkel von 45 Grad abschrägt“. Alle Buchstaben werden in kleinen Skizzen in Groß- und Kleinschreibung dargestellt. Schwierigkeiten ergeben sich jedoch beim Aufreißen von runden oder schmalen länglich-runden Buchstabenformen, z. B. bei den Großbuchstaben: B, C, D, G, J, O, P, Q, R, S und U, bei den Kleinbuchstaben sind dies: a, b, c, d, e, f, g, h, j, m, n, o, p, q, r, s, t und u. Der Autor zeigt hierbei die Zirkel-Einsteckpunkte, die wahren Längen, die Abwicklung der Kegelflächen, wie die Buchstaben aus mehreren Kreisbogenstücken gebildet werden, sowie die Nahtausführung. Als Beispiel dient der Großbuchstabe „S“, der aus je zwei großen und kleinen Kreisbogenstücken plus je zwei Dreiecken am oberen und unteren Ende gebildet wird.
Besonders empfehlenswert sind die auf 46 Seiten in Kompaktform behandelten Kapitel. Sie befassen sich mit zweckmäßiger Buchstabengröße, Buchstabenformen oder der Färbung von Buchstaben aus Zinkblech. Den Themenbereich „Blockschrift“ gliedert der Autor in die Kategorien:
Im seinerzeit für Klempner gänzlich neuen Betätigungsfeld der Reklame war dieser Band sicherlich von großem Nutzen, zumal ausführlich und nachvollziehbar, also ein gutes Anleitungsbuch. Heutzutage ist das Buch aus historischer Sicht noch immer sehr interessant, jedoch sind Reklameschriften vermutlich weniger in alltäglichen Aufträgen des Klempnerhandwerks zu finden.
Buchstaben aus Zink
Jahr: 1934
Verfasser: Gustav Adolf Boegler
Verlag: Zinkwalzwerksverband m.b.H., Berlin
Seiten: 46 Seiten mit 25 Abbildungen
Format: 15,0 x 21,5 cm, Hochformat