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Maßarbeit in luftiger Höhe

Vogel müsste man sein. Auch in luftiger Höhe zählt der Kölner Dom zu Deutschlands Top-Sehenswürdigkeiten. Bis zu einer Höhe von 157 m über dem Boden erstreckt sich eine beeindruckende Dachlandschaft, die an Größe und Detailreichtum ihres gleichen sucht. Der Dachfirst ist exakt 61,10 m hoch. Wer einen Teil davon bestaunen möchte, kann sich zu einer faszinierenden Führung auf das „Hohe Dach“ anmelden.
Bedachung der Superlative

© Dombauarchiv Köln, Saturnblei
Die Dachkonstruktion bestand ursprünglich aus massiven Eichholzbalken. Seit 1860 bilden Eisenträger die Grundlage für den darüber liegenden Dachaufbau. Sie gewährleisten eine dauerhafte Stabilität des Dachstuhls und reduzieren obendrein die Brandgefahr. „Diese Bauweise war damals eine Sensation“, berichtet Dr. Thomas Schumacher, Ingenieur der der Dombauverwaltung Köln. „Eisenkonstruktionen der Dachstühle galten im 19. Jahrhundert als wahre Hightech-Bauwerke.“ Bis heute schultern die Eisenträger enorme Lasten. Die gesamte Dachfläche von insgesamt etwa 12 000 m² überdecken rund 520 t Walzblei. Das Material kommt groß- und kleinflächig zur Anwendung und überzieht das ganze Dach der Kathedrale wie eine silbrig graue Haut.
 

© Dombauarchiv Köln, Saturnblei
Bleitradition
Der Einsatz von Walzblei hat eine lange Tradition. Schuttreste des Vorgängerbaues aus dem 9. Jahrhundert zeugen bereits von einem Bleidach. Bei der Errichtung des heutigen Doms ab dem Jahr 1248 setzten die Dombaumeister erneut auf den Werkstoff. Die Anwendungstechniken wurden im Laufe der Zeit immer weiter verfeinert. Zwischenzeitlich kamen für die Eindeckung auch alternative Materialien wie Zinkplatten zum Einsatz. Letztlich aber konnte keine Alternativlösung überzeugen. Die Handwerker kamen auf Walzblei als praktikable und langlebige Universallösung zurück. Kein anderes Material konnte den extremen Witterungsbedingungen auf Dauer standhalten. „Heute gibt es Dachflächen im Kapellenbereich, auf denen die Bleideckung über 100 Jahre alt ist“, betont Hans Tanzyna, Kolonnenführer der „Dombau-Dachdecker“.

Für das Domdach ist das Beste gerade gut genug. Baumaterialien und Verarbeitungstechniken müssen höchsten funktionalen sowie ästhetischen Ansprüchen gerecht werden. Schließlich soll der Dom auch noch die nachfolgenden Generationen in voller Pracht begeistern. Ein Rundgang auf das „Hohe Dach“ des Kölner Doms ist auch eine Zeitreise durch verschiedene Epochen des Bauhandwerks. Viele Ausführungen stellen wahre Pionierleistungen dar. Die meisten Handwerksarbeiten sind mit einem enormen Detailreichtum ausgestattet. Letztlich ist die Dachlandschaft eine einzigartige Lehrwerkstatt für traditionelle und bewährte Handwerkstechniken.

© Dombauarchiv Köln, Saturnblei
Verlegung neuer Bleischare auf dem „Hohen Dach“

Vorausschauende Koordination ist das A und O. Der Einsatz der richtigen Kräfte, an der richtigen Stelle zur richtigen Zeit, stellt eine wahre Herkulesaufgabe dar. Gefragt sind Lösungen mit viel Weitblick. Es gilt, sanierungsbedürftige Abschnitte frühzeitig zu erkennen und je nach Dringlichkeit in die Projektplanung zu integrieren. Im Dachbereich ist besonders viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl gefragt. Jede noch so kleine Fehleinschätzung kann schwerwiegende Folgeschäden nach sich ziehen. Die größte Herausforderung liegt heute darin, die weitläufigen Domdächer flächendeckend in Schuss zu halten. „Die kunstgerechte Instandhaltung und Reparatur der Bleideckung erfordert viel Arbeit, die kaum öffentlich sichtbar wird“, gibt Dr. Thomas Schumacher zu bedenken. Dazu müssen die Dachdecker über ein umfangreiches Know-how verfügen, ein Mix aus traditionellem Wissen und modernsten Techniken. „Es ist besonders wichtig, Kenntnisse, Fertigkeiten und Erfahrungen für nachfolgende Dachdeckergenerationen zu erhalten“, so Dr. Thomas Schumacher. „Deshalb legen wir besonders großen Wert auf Schulungen und Dokumentation.“

© Dombauarchiv Köln, Saturnblei
Geschichtl. Überblick

1248 - ca.1528 n. Chr.: Bau des Chor und des Südturmes bis auf eine Höhe von rund 60 Metern. Zudem entstanden bedeutende Teile des Lang- und Querhauses.
1842 - 1880: Fortsetzung der Bauarbeiten; Vollendung der Türme sowie des Lang- und Querhauses. Der Südturm ist mit einer Höhe von 157 Metern der dritthöchste Kirchturm weltweit.
1924: Fertigstellung der größten frei schwingenden läutbaren Glocke der Welt. Sie besteht aus Bronze, ist rund 24.000 Kilogramm schwer und hat einen Durchmesser von 322 Zentimetern.
1944: Starke Beschädigung durch 14 schwere Fliegerbomben. Behebung der Schäden bis 1956.
1996: Anerkennung des Domes durch die UNESCO als Weltkulturerbe im Vorfeld der 750-Jahr-Feier.
1998: Einbau der so genannten „Schwalbennestorgel“ im Langhaus mit rund 4.000 Pfeifen. Sie wurde an vier am Dachstuhl befestigten Stahlstangen aufgehängt.

Bautafel:
Bauherr: Hohe Domkirche Köln
Planungsleitung: Dombaumeisterin Prof. Barbara Schock-Werner
Verarbeiter: Dombauhütte des Kölner Domes, Am Domhof, 50667 Köln
Materialhersteller: Kontakt über Gütegemeinschaft Bleihalbzeug e.V., Postfach 9007, 47747 Krefeld
Bildquelle: © Dombauarchiv Köln und Saturnblei

Kölner Dom: Auch von oben eine Attraktion

 

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