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… Next Stop?

Wenn nicht wir, wer dann?

Ob Stanznibbler, CNC-Schwenkbiegemaschinen, das digitale Büro oder sogar metallischer 3D-Druck: Die Vorreiter und Vordenker der Branche sind an vielen Fronten fleißig unterwegs. Auch im Spenglerhandwerk ist die rasend schnelle Entwicklung des 21. Jahrhunderts längst angekommen.

Gemeinsam im Nostalgie-Wunderland

Doch entgegen den Zeichen der Zeit, dem Höher, Schneller, Weiter, finden wir uns immer wieder mit einer großen Faszination bei gestandenen Koryphäen wie Gürtlermeister Manfred Schulze ein. Ein Mann, dessen Betrieb bis heute mit manuellen Techniken und Werkzeugen läuft, die zum Teil noch aus Großvaters und Urgroßvaters Zeiten stammen. In seiner Werkstatt ist es ein bisschen wie in einem historischen Wunderland für Klempner. Und wie ein kleines Kind steht man fast automatisch unter dem Zwang, alles einmal anfassen und ausprobieren zu wollen. So verwundert es auch wenig, dass bei seinem traditionellen BAUMETALL-Workshop im November in Würzburg das Interesse der Anwesenden riesig war. Im praktischen Arbeitsalltag, so sind sich die Teilnehmenden einig, ist das hier Gelernte nebensächlich. „Es ist halt eine Liebhaberei,“ meint einer der Teilnehmer „Es macht mich stolz, dass ich es ­anwenden kann, und wo findet man heute noch jemanden, der so viel dazu weiß“, sagt ein anderer.

War früher alles besser?

Doch woher kommt diese Faszination für das historisch gewachsene und über Generationen bewahrte alte Handwerkswissen? Ist es die verklärte Sicht auf längst Vergangenes, der Ruf der weisen Klempnervorfahren, den wir dann zu hören glauben? Oder ist es vielleicht der ganz heimliche, tief in uns versteckte Wunsch nach ruhigeren Zeiten? Damals, als man sich noch Zeit für seiner Hände Arbeit nehmen konnte. Damals, als der Kunde keine 24 Stunden Erreichbarkeit erwartete ...

Einer von wenigen

Für mich ist es immer wieder beachtenswert, mit welcher Begeisterung und Faszination die Teilnehmer dieser Workshops ans Werk gehen. Dabei werden sie souverän von Manfred Schulze und dessen Sohn Steffen angeleitet. Beide üben ihr besonderes Handwerk mit einer großen Selbstverständlichkeit aus. Und doch ist festzustellen: Es gibt immer ­weniger, wie sie. Das Wissen und die Fähigkeiten, die in der ronneburgischen Gürtlerwerkstatt angewendet werden, sind selten geworden. Sie spielen im „normalen“ Berufsalltag eine untergeordnete Rolle und sind nur für hochspezialiserte Bereiche wie die Denkmalpflege weiterhin relevant. Wohin entwickelt sich also dieser Zweig unseres Berufsstandes? Kann das dann irgendwann weg?, könnte man provokant fragen. Richtig scheint es nicht, denn auch wenn der technologische Fortschritt immer weiter Einzug hält, so ist der Spengler in seinem Ursprung ein handwerklicher Beruf. Wir sollten auch mit Blick in die Zukunft die Vergangenheit nicht vergessen. Gut, dass an dieser Stelle Metallenthusiasten ins Spiel kommen, die Freude daran haben, traditionelle Techniken zu pflegen und zu wahren.

Traditionen, ob in der Familie oder im Beruf, stellen uns automatisch auch vor die Frage nach der Verantwortung, Wissen zu bewahren und ­Altes zu pflegen. Nur so bleibt gelebtes Handwerkswissen erhalten und lebendig. Nur so hat auch die nächste Generation die Möglichkeit, von diesem Wissensschatz zu profitieren.

Die Kunst ist der Spagat zwischen Zukunft und ­Vergangenheit

Mein Wunsch ist, dass wir als Angehörige der Klempnerzunft immer daran denken, was für ein interessantes, vielseitiges und vielschichtiges Handwerk wir betreiben. Ein Handwerk mit vielen Facetten und gestalterischen Möglichkeiten, mit technischem Know-how, gestalterischer Indi­vidualität und großer Handwerkskunst.

In diesem Sinne

Ihre Laura Kornhaaß

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