Endlich wieder Klempnertag“, freute sich BAUMETALL-Onlineredakteurin Laura Kornhaaß, die als Moderatorin gemeinsam mit Michael Kober durch das zweitägige Fachprogramm führte. Dem im ZVSHK als technischer Referent für Klempnertechnik tätigen Kober ist es gelungen, gemeinsam mit seinem Team ein umfangreiches Tagungsprogramm zusammenzustellen. Unterstützt von hochkarätigen Referenten und zahlreichen Ausstellern aus Industrie und Handwerk gelang es, zeitgemäße Informationen zu vermitteln. Die aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol angereisten Gäste konnten sich im gut besetzten Einsteinsaal des Congress Centrum Ulm (CCU) umfassend weiterbilden. Dem Veranstaltungsmotto „Klempner fürs Klima“ entsprechend, erfuhren rund 300 Teilnehmer, welche Themen in den kommenden Jahren besonders zukunftsrelevant sein werden. Die sechsjährige Zwangspause konnte dem bewährten Veranstaltungsprozedere nichts anhaben. Wie immer schlenderten die Besucher zunächst und später in den Pausen über die Infobörse, die in der 2024er-Auflage von erstaunlich vielen Ausstellern bespielt wurde. Die Fachbesucher konnten sich dabei über Baumetalle und Halbzeuge ebenso informieren wie über Werkzeuge, Maschinen und Systeme. Nach der offiziellen Veranstaltungseröffnung durch das Moderatorenduo Kornhaaß und Kober sowie den Grußworten von ZVSHK-Präsident Michael Hilpert und dem Präsidenten der Handwerkskammer Ulm, Joachim Krimmer, betrat Top-Redner Sven Plöger das Podium.
Zieht euch warm an, es wird noch heißer!
Der aus dem TV-Wetterdienst der Tagesschau bekannte Fernsehmoderator und Diplom-Meteorologe befasste sich in seinem kurzweiligen Impulsvortrag mit dem Klimawandel. Seine Überschrift: Zieht euch warm an, es wird noch heißer! Seine Vortragsstrategie: verständlich und unterhaltsam erklären, wie durchaus komplexe Zusammenhänge das Klima beeinflussen und dass jeder Einzelne dazu beitragen kann, die Welt von morgen mit konkreten Maßnahmen etwas besser zu machen. Plöger präsentierte Statistiken, die schon vor 45 Jahren auf Klimaänderungen hindeuteten. Und er fragte: „Warum sind wir Menschen seit 45 Jahren so gut über Wetter und Klima informiert und machen so sehr nichts? Warum kommen wir nicht ins Handeln?“ Plögers Antwort: „Der Mensch ist ein Kräftesparer. Evolutionsbedingt läuft er bei Gefahr lieber vor dem Raubtier davon, als sich einem Kampf zu stellen.“ Der Haken: „Vor dem Klimawandel können wir nicht davonlaufen“, so der Wetterexperte, der anmahnte, dass es höchste Zeit sei, endlich ins Handeln zu kommen. „Klimaschutz ist die beste Geldanlage, die wir haben“, ist Plöger überzeugt. Dann sprach er über nachhaltige Unternehmen, die von einem entsprechenden Image profitieren werden. Plöger gelang es, zahlreichen Zuhörern die Angst vor disruptiven Veränderungen zu nehmen – nicht zuletzt, weil er, ohne den Zeigefinger zu erheben, deutlich machte, wie wichtig es sei, eine positive Haltung zu haben und zu vertreten.
Ein Tornado auf dem Podium: Dächer von heute bauen wir für morgen
Werner Linhart ist allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger für Dachdecker- und Bauspenglerarbeiten sowie für Abdichtungen im Hochbau. Der aus Österreich angereiste Vortragsredner sprach über „Die Zukunft des Bauens und Auswirkungen auf die Gebäudehülle im Kontext des Klimawandels und der Energiekrise“. Getriggert von einem dramatischen Tornadoereignis, das in seiner Heimatregion einen ganzen Ort zerstört hat, beschäftigt sich Linhart mit zeitgemäßen Baumaßnahmen. Er betonte die Wichtigkeit von Dachüberständen als Schutz für Fassaden, plädierte für helle Dachflächen, die zur Gebäudekühlung beitragen, und forderte mehr Gefälle für Dächer, die, wenn aus Metall gebaut, besonders sicher und nachhaltig seien. „Aber was machen wir eigentlich mit unseren Dachkonstruktionen, wenn es in zukünftigen Sommern im Haus kühler ist als außen?“, wollte Linhart wissen: „Dann stimmt doch die Bauphysik hinten und vorn nicht mehr“, gab er zu bedenken. Robuste Fassaden aus Metall, Maßnahmen zum Hochwasserschutz, qualitativ hochwertige Unterdeckungen oder hagelresistente Dachflächen waren dementsprechend weitere wichtige Vortragsinhalte.
Metall und Umwelt
Dr.-Ing. Nasrin Haacke vom Fachbereich 7.6 Korrosion und Korrosionsschutz der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) referierte über die Neubewertung der Dauerhaftigkeit von Dach- und
Fassadenmaterialien. Haacke stellte Testergebnisse einer Langzeitstudie
vor und erläuterte Auswirkungen von Umwelteinflüssen auf
entsprechende Deckschichtwiderstände und Abschwemmraten unterschiedlicher Baumetalle. Ergänzend dazu referierte Kay Jonas (technischer Berater, SHK-Kompetenzzentrum Berlin) über die Ökobilanzierung von Gebäuden und die Vergleichbarkeit von Dachwerkstoffen.
Die Berufsgruppe ist politisch relevant!
Im politischen Berlin ist der ZVSHK rund um die Kampagne pro Wärmepumpe und damit verbundenen Maßnahmen zur erfolgreichen Umsetzung der Energiewende aktiv. Aktuelle bau- und energiepolitische Themen betreffen aber auch das Klempnerhandwerk. Genau dazu gab Andreas Müller (technischer Geschäftsführer, ZVSHK) relevante Informationen weiter. Laut Müller sind die Energiepolitik ebenso wie die PV-Strategie relevante Bereiche – übrigens auch und gerade für Klempner, die mehr und mehr zu Klimaschützern würden.
Blick in die Schweiz
Wie funktioniert eigentlich die Ausbildung in der Schweiz? Und was können wir hierzulande von unseren Nachbarn lernen? Mit der Vorstellung des Gebäudetechnikzentrums Ostschweiz gab Marco Looser (Instruktor Spengler, GZO St. Gallen) überraschende Antworten. Nachzulesen sind sie im BAUMETALL-Beitrag „Grenzenlos. Zukunftsweisend. Optimal“ vom August 2023. (Anmerk. d. Red.: Der Artikel auf baumetall.de/bm-digital ist kostenfrei abrufbar.) Ergänzend dazu sprach die Eidg. dipl. Spenglermeisterin Nicole Fankhauser (Mitglied Suissetec-Fachbereichsvorstand Spengler/Gebäudehülle) über die Einführung sogenannter Bildungscoaches. „In der Schweiz verzeichnen wir traurige Abbruchraten bei der Ausbildung. Jeder dritte Azubi wirft hin. Zu viele“, ist Fankhauser überzeugt. Abhilfe sollen Trainer schaffen, die als Ansprechpersonen für Azubis und Ausbildungsbetriebe eingesetzt werden. Eine weitere von Fankhauser vorgestellte Suissetec-Maßnahme ist das Bildungsangebot „Kauffrau für Gebäudehülle“. Es richtet sich speziell an Unternehmer-Gattinnen.
Meisterliche Feierstunde
Ein weiterer Programmpunkt des ersten Veranstaltungstages war die Vorstellung der Deutschen Meisterschaft im Klempnerhandwerk. Dazu präsentierte der durch Berthold Ruck (techn. Leitung und Anwendungstechnik, Prefa GmbH) vertretene Arbeitskreis Ausbildung zusammen mit Michael Messerschmidt (Nakra) und Dennis Gramm (Preisträger 2024) ein gelungenes Video. Auf dem sich anschließenden traditionellen Abend des Klempnertreffs feierten die Teilnehmer den 20. Geburtstag des Deutschen Klempnertags sowie die Eröffnung des Europäischen Klempner- und Kupferschmiede-Museums vor 25 Jahren.
Noch mehr Zukunft
Tag zwei der Veranstaltung punktete mit weiteren zukunftsweisenden Vortragsthemen. Beispielsweise sprach Dr. Gunter Mann (Hauptgeschäftsführer Bundesverband Gebäudegrün e. V.) über Dach und Fassadenbegrünung und darüber, wie mit entsprechenden Maßnahmen ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden könne. Über die CO₂-neutrale Herstellung von Deckwerkstoffen aus Metall bzw. Stahl referierte Dr. Manuel Otto (SSAB Europe), und Christian Stinner (ZVSHK-Referent IT-Projekte) informierte über die digitale Auftragserfassung von Kundenanfragen im SHK-Serviceportal.
Peter Stelzer (ö. b. u. v Sachverständiger im Klempnerhandwerk) gab Informationen zum PV-Manager im Klempnerhandwerk weiter. Stelzer betonte die Wichtigkeit, entsprechende Normen so weit herunterzubrechen, dass diese in Zukunft leicht verständlich sind und handwerkergerecht angewendet werden können. Dazu passende Informationen zur Befestigung von Solaranlagen an Dächern und Fassaden gab Sebastian Ranft (Referent Berufsbildung, ZVSHK) weiter.
KI im Klempnerhandwerk und Weiterbildungsangebot Leitmonteur
Wo kann KI heute schon unterstützen? Diese Frage beantwortete Andreas Buck (Klempnermeister und BAUMETALL-Chefredakteur) anhand zahlreicher Bild- und Videobeispiele. Er veranschaulichte, dass KI weitaus mehr als „nur“ die Anwendung von Chatbots wie Google Bard oder ChatGPT sei. Welche Vorteile KI auch ganz praktisch im Handwerk leistet, erfahren BAUMETALL-Leser im entsprechenden Fachbeitrag ab Seite 30 in vorliegender Ausgabe 1/2024 sowie im ergänzenden Download, der zahlreiche KI-Tool-Tipps bereithält.
Über bedeutsame Zukunftsaufgaben und wie diese besser zu bewältigen sind, referierte Reinhold Katterloher (SHK-Innung München). Dazu präsentierte er das Weiterbildungsangebot „Leitmonteur im Klempnerhandwerk“. Die ZVSHK-Fortbildungsmaßnahme wird als kombinierter Online- und Präsenzkurs in Teilzeit angeboten. Sie startet im Oktober 2024 abermals in München. Ziel der Maßnahme ist es, Klempnergesellen zu befähigen, Bauleitungsaufgaben und Baustellenabläufe besser zu organisieren und zu überwachen. Der in drei Module gegliederte Kurs setzt sich wie folgt zusammen:
Darüber hinaus werden technologische, betriebswirtschaftliche und rechtliche Aspekte sowie entsprechendes Fachwissen vermittelt. Laut Katterloher ist der Leitmonteur als zeitgemäße Zusatzqualifikation zwischen Geselle und Meister angesiedelt. Termine rund um das Weiterbildungsangebot Leitmonteur sind:
Auskünfte zur Durchführung und Anmeldung erteilen Jana Rothenhöfer (J.Rothenhoefer@shk-innung-muenchen.de) und Marcel Fenn (m.fenn@shk-innung-muenchcen.de).
Stelldichein der Silbermützen
Der 20. Deutsche Klempnertag hat von den Teilnehmern durchweg positives Feedback erhalten. Besonders oft wurden Michael Kober und sein Team für die hervorragende Organisation sowie die entsprechende Durchführung gelobt. Einzelne Teilnehmer hätten sich jedoch mehr praxisbezogene, auf den Zukunftsthemen aufsetzende Beiträge gewünscht. Einer der wenigen jüngeren Teilnehmer fragte interessiert: „Könnte man die Veranstaltung beim nächsten Mal nicht auch ein wenig dynamischer gestalten? Ich würde mich über mehr Diskussionsmöglichkeiten im Publikum freuen. Vielleicht gibt es auch noch ein anderes Format als Frontalvorträge. Mal eine Podiumsdiskussion oder einen Videobeitrag. Was man hört, ist ja zum Teil richtig interessant und wichtig, aber manchmal passt die Verpackung nicht.“ Ein anderer Teilnehmer regte an, zukünftig auch interessierte Auszubildende einzuladen. Natürlich müsste es dann reduzierte Preise oder sogar Gratistickets für den Nachwuchs geben. Darüber, dass es unumgänglich sei, gerade jüngere Kollegen für wichtige Veranstaltungen wie den Klempnertag zu begeistern, waren sich viele Besucher einig. Übrigens ebenso wie darüber, dass Klempner, die nicht in Ulm waren, wertvolle Informationen darüber verpasst haben, wie sie ihren Beruf zukunftsfähig gestalten bzw. weiterentwickeln können. 
Umfangreiche Fotostrecke
Das Online-Extra zu diesem Beitrag hält weitere Fotos der Veranstaltung und Schnapp-
schüsse von der Informationsbörse bereit.
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