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Wie werde ich Klempner? Teil1

Historische Fachliteratur


Bereits das sehr ausführliche Vorwort des Autors, in dem er Sinn und Zweck sowie seine Vorgehensweise im Buch erläutert, spiegelt den Zeitgeist der 30er Jahre derart wider, dass ich an dieser Stelle nicht umhin komme, es in Auszügen zu zitieren:

„…Praktische Handfertigkeit und Tüchtigkeit wird nur durch stete Übung erlernt, Lust und Liebe zum Beruf müssen erst geweckt und gefördert werden, daher ist es notwendig, dass dem Lernenden solche Arbeiten in die Hand gegeben werden, welche sein praktisches Können und Wissen erweitern, ihn zu einem tüchtigen Handwerker heranreifen lassen und befähigen, alle Arbeiten sowie sein Gesellen- und Meisterstück selbstständig in sauberer, einwandfreier Ausführung herzustellen…“

Beginnend bei der Werkstoffkunde, beschreibt Gustav Adolf Boegler sehr ausführlich unterschiedliche Metalle, deren Erzeugung, Eigenschaften, Verwendung und Haltbarkeit sowie die zur damaligen Zeit üblichen Handelsformen. Sehr interessant ist auch die Liste der aufgeführten Verbrauchs- und Hilfsstoffe, etwa Kolophonium zum Biegen von Röhren und zum Löten von Blei oder Stearinöl mit Tuchlappen und Wiener Kalk zum Polieren von Zink, Kupfer und seinen Legierungen. Nicht minder anschaulich ist die im Anschluss folgende 14-teilige Liste der Werkzeuge und Maschinen, streng sortiert nach Funktion und Einsatzbereichen. Auch eine ausführliche „Anleitung“ zu Umgang, Pflege und Aufbewahrung von Werkzeugen, inklusive detaillierter Zeichnung, darf hier nicht fehlen.

Merke: Jedes Ding an seinem Ort erspart viel Zeit und unnütz’ Wort!

Der praktische Teil beginnt mit Erläuterungen zu Metall-Formaten und Querschnitten von Abfallrohren und Dachrinnen, widmet sich diversen Anreiß- und Prüftechniken und beschäftigt sich mit Fachbezeichnungen. Schritt für Schritt beschreibt der Autor jeden einzelnen Arbeitsgang im Detail. Anmerkungen wie: „Beim Arbeiten achte man auf gute Haltung: Oberkörper gerade und nur den Kopf etwas abwärtsneigen. Oberarm möglichst an den Körper legen und die Hammerschläge nur mit dem Handgelenk ausführen“ sucht man in modernen Fachbüchern vergeblich.

Akkurat sind Übungen, beispielsweise im Schneiden, Umschlagen, Absetzen, Falzen, Nieten und Löten, Drahteinlegen und Biegen von Handgriffen dargestellt. Neben Anleitungen zu Rinneneinlauftrichtern und Rohrabzweigen sind auch schöne Gebrauchsstücke wie Back­formen, Becher oder Kannen be­schrieben.

Am Schluss dieses Buches befinden sich Berechnungstabellen, die seitenweise wertvolle Dienste leisteten, erst recht in Zeiten, da es noch keinen Taschenrechner gab. Dieses Fachbuch zeichnet sich besonders durch seine Schritt für Schritt aufeinander aufbauenden, prä­zisen Arbeitsanweisungen und ­zahlreichen Schaubilder zu jedem Werkstück aus. Es ist auch aus historischer Sicht ein ganz besonderer Leckerbissen.

Bei Online-Auktionen wie E-Bay wird das Buch für etwa 35 Euro gehandelt

* Antje Walter ist freie Journalistin und Kennerin historischer Fachliteratur

Antje Walter*

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