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Hilfe die Wand bewegt sich!
Was macht man mit ein paar Tausend quadratischen Metallplättchen, Drähten und Gitterrosten? Am besten eine Metallfassade, ist doch klar, oder? Wenn sich diese Fassade dann auch noch bei der leichtesten Luftbewegung in Bewegung versetzt und dabei faszinierende Strukturen auf das Gebäude zaubert, ist alles perfekt. Genau das macht der US-amerikamische Künstler Ned Khan. Wie es funktioniert und warum die Fachwelt regelmäßig beginnt zu staunen, erfahren Sie in diesem BAUMETALL-Extra. Drei Videos sowie zahlreiche Fotos am Ende des Beitrages werden auch Sie begeistern:
Fassaden mit special effects
In Sachen Metall kann uns Klempnern keiner was vormachen – es sei denn, er ist ein Ausnahmekünstler und heißt Ned Kahn. Der Kalifornier macht das statische Material im Zusammenspiel mit Naturphänomenen überraschend lebendig, wie dieses Video zeigt: Technorama Video 1
Der berühmte Flügelschlag eines Schmetterlings, der irgendwann, irgendwo auf der Welt einen Tornado auslöst, stand Pate für die Werke von Ned Kahn, so David Mather in seiner Biografie auf der Internetseite des Künstlers. In Kahns eigenen Worten: „Die Art und Weise, wie Muster entstehen, wenn die Dinge im Fluss sind, begeistert mich. Diese Muster sind keine statischen Objekte, sondern zeichnen Abläufe nach, wiederkehrende Themen in der Natur. Mich fasziniert die Verbindung von Wissenschaft und Kunst. Mein Ziel ist, Kunstwerke zu schaffen, die dem Betrachter erlauben, an sich unsichtbare natürliche Prozesse zu beobachten und zu erfahren.“ Die verwendeten Materialien sind vielfältig: Plastik, Glas, Acryl, Holz, Stein, Polycarbonat und – hier wird es für Klempner interessant – Metall.
Mithilfe von Sand, Nebel, fließendem Wasser und insbesondere Licht und Wind gelingt es ihm, aus den starren Ausgangsobjekten komplexe und dynamische Systeme zu kreieren, die im beständigen Wandel sind. So choreografiert er natürliche Phänomene. Mal bildet er Naturerscheinungen unter kontrollierten Bedingungen nach, mal überlässt er es der Natur, seine Werke zum Leben zu erwecken. Dadurch gewinnt das Material eine ungeahnte Leichtigkeit und Lebendigkeit. Luftwirbel in Innenräumen, Sprühnebel, die Strudel bilden, Dampf, Feuer, Wasser in transparenten Kugeln oder Sand, dessen Oberfläche Wellen wirft, sind Beispiele dafür, wie diese Elemente optisch und auch akustisch auf kinetische Impulse reagieren. Dasselbe Prinzip wendet Ned Kahn auch bei Metallfassaden an, die sich im Wind wiegen, Falten werfen oder Licht reflektieren.
Von der Atmosphärenphysik zur belebten Fassade
Flughafen Brisbane
In Zusammenarbeit mit Hassell Architecture, dem Design-Studio Urban Art Projects (UAP) und der Brisbane Airport Corporation gestaltete er die Fassade für das achtstöckige Parkhaus des Terminals für Inlandflüge in Brisbane. Die 5000 m2 große Fläche der kinetischen Fassade besteht aus 118 000 eloxierten Aluminiumplättchen, die vom Wind bewegt werden. Als Hommage an eines der Wahrzeichen der Stadt gibt die Fassade die geschwungene Silhouette des örtlichen Flusses, des Brisbane River, wieder. Im Inneren des Parkhauses inszeniert das durch die perforierten Metallplättchen und die Zwischenräume hindurchdringende Sonnenlicht ein filigranes Schauspiel aus Licht und Schatten an der Wand und auf dem Boden. Gleichzeitig sorgt die durchlässige Fassadenstruktur für Beschattung und natürliche Ventilation. Da die Aluminiumplättchen nur an der Oberseite an die Stahl-Unterkonstruktion angeschraubt sind, haben sie nach unten hin Bewegungsfreiheit und werden von der Luft zum Flattern gebracht. So wirkt die gesamte Wand wie eine im Wind wogende metallische Wiese, wie eine sich kräuselnde silberne Haut. Details zur Montage der Plättchen sieht man zum Beispiel auf www.designboom.com
Technorama Winterthur
Wie Metall schwerelos wird
Die Fülle der spektakulären Projekte des Künstlers macht es schwer, eine Auswahl zu treffen, daher sei hier nur ein kleiner Ausschnitt aus der gesamten Bandbreite vorgestellt.
Wind Portal verschönert einen vertikalen Durchlass für Treppen mit knapp 17 m Durchmesser und ca. 3,6 m Höhe im S-Bahnhof des internationalen Flughafens von San Francisco. Die runde Öffnung ist mit 200 000 runden Plättchen aus Edelstahl bekleidet, die sich im Fahrtwind durchfahrender Züge bewegen. Die unzähligen winzigen Spiegel reflektieren außerdem die Passanten und entwerfen so ein ständig wechselndes Mosaik aus Licht und Farben.
Auch in Innenräumen glänzen Objekte von Ned Kahn, z. B. Chain of Ether in einem Firmengebäude in San Diego. 3960 kleine Quadrate aus Aluminiumgeflecht bilden eine Gesamtfläche von 7,60 m x 33,50 m. Die 23 x 23 cm großen Elemente aus besonders leichtem Metallgewebe reagieren schon auf sanften Windhauch aus der Lüftungsanlage des Gebäudes.
Zwar nicht aus Metall, aber dennoch beeindruckend ist auch die Fassade Enagua (Spanisch: Unterrock) am Welcome Tower in Los Angeles. Wie Röcke aus zartem, transparentem Stoff flattern hier mehrere Bahnen aus feinem Kunststoffgewebe um einen 18 m hohen Turm.
Worte können die Faszination der Kunstwerke nur unzureichend wiedergeben. Ihre vollkommene Wirkung entfalten sie erst, wenn man sie in Aktion sieht. Schauen Sie sich dazu die Foto-Galerie und das dritte BAUMETALL-Video (Technorama_Video_3) an. Es lohnt sich.
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