Unglaublich! Das Workshopthema „Metalldrücken intensiv – Reise in die dritte Dimension“ weckt ungebrochen großes Interesse. Kaum ausgeschrieben, waren die Plätze des ersten Workshoptermins ausverkauft. Auch in diesem Jahr wurde ein Zusatztermin erforderlich, was einerseits daran liegt, dass zahlreiche Klempner die Technik des Metalldrückens schlicht und ergreifend nicht kennen. Andererseits fährt Workshopleiter Michael Messerschmidt (BAUMETALL-Treff-Mitglied und Geschäftsführer des gleichnamigen Fachbetriebes sowie der Original Nakra) zu diesem Kursangebot regelmäßig mit großem Lieferwagen vor. Mit Kreisschere und Drückbank sowie verschiedenen Drückstäben und -rollen im Gepäck, verwandelte Messerschmidt das Europäische Klempner- und Kupferschmiedemuseum erneut in ein voll funktionsfähiges Kirchturmkugelparadies. Dabei drückte er sich in keinster Weise vor dem immensen Arbeitsaufwand. Vielmehr verbindet der Fachmann aus Fambach in Thüringen die Vermittlung von Fachwissen mit einer hohen Verantwortung: „Kenntnisse wie das Kugeldrücken, das Ziselieren oder das Vergolden dürfen nicht verloren gehen. Alte Techniken im Klempnermuseum zu vermitteln verleiht den BAUMETALL-Workshops zusätzliche Attraktivität.“
Wer sich nicht drückt, der ist verrückt…
… oder war es andersherum? Für mich ist es jedenfalls das dritte Mal, dass ich den Workshopteilnehmern mit der BAUMETALL-Kamera an der Metalldrückbank auf die Pelle rücke. Fasziniert beobachtete ich, wie aus einer kreisrunden, rotierenden Metallscheibe eine Kugelhälfte entsteht. Auch dieses Mal zeigt Michael Messerschmidt zuerst, wie es geht. Dazu spannt er eine zuvor ausgeschnittene Zinkscheibe vor die halbrunde Hartholzform. Jetzt setzt er den sogenannten Drückstahl beherzt am Drückfutter an und drückt damit die rotierende 1,0-mm-Zinkscheibe vorsichtig auf die Holzform. Spielend leicht sieht es aus, doch ist es das tatsächlich? Eher nicht, denn als die Workshopper an der Reihe sind, wird ihnen klar, wie wichtig das richtige Verhältnis von Position und angewandter Kraft ist. Keinesfalls widersprüchlich ist somit Messerschmidts Aussage, dass ein entsprechendes Gefühl für die Rotationsgeschwindigkeit und den durch Druck erzeugten Verformungsgrad gefunden werden müsse. Ist der richtige Hebel erst einmal erwischt, beginnt die Metallscheibe tatsächlich sich der Wölbung anzupassen. Ronde um Ronde wölbt sich das Metall stärker, bis der Hebel umgesetzt werden muss. Dazu wird der Aufsatzpunkt verändert und der Drückstahl erneut angesetzt. Vorsichtig, aber dennoch mit einem gewissen Kraftaufwand rücken die Nachwuchsdrücker dem Werkstück zu Leibe. Zuvor aufgebrachtes Fett erleichtert den Vorgang erheblich – erzeugt aber auch eine entsprechende Anzahl sogenannter Drückersommersprossen in den konzentrierten Gesichtern der Teilnehmer. Dann wird der Vorgang wiederholt. Dieses Mal ist die Zinkscheibe 1,20 mm dick. Damit der Drückvorgang schonender vonstattengeht, greift Messerschmidt jedoch zur Drückrolle. Um die nötige Kraft zu erzeugen, wird diese in einer scherenartigen Bewegung geführt.
Und weil die Teilnehmer der Meinung sind, dass ein BAUMETALL-Redakteur genauestens wissen müsse, worüber er schreibt, nehmen sie mir die Kamera ab und drücken mir dafür die Drückwerkzeuge in die Hand. Beherzt greife ich zu, und siehe da: Die Metallscheibe beginnt sich zu wölben. Jetzt erst verstehe ich genau, warum der Workshop „Metalldrücken intensiv – Reise in die dritte Dimension“ genannt wird und auch wieso die Nachfrage entsprechend groß ist.
Nakra machts
Nicht jede Halbkugel muss zwingend selbst angefertigt werden. Dazu ist der Aufwand einfach zu groß. Außerdem bieten Zulieferer wie Original Nakra ein umfangreiches Sortiment verschiedener Bauteile aus Aluminium, Edelstahl, Kupfer und Zink an. Dennoch lockt die Faszination des Kugeldrückens zahlreiche Kollegen ins Europäische Klempner- und Kupferschmiedemuseum nach Karlstadt. Aufgrund der großen Nachfrage organisiert BAUMETALL auch im nächsten Jahr einen Workshop von und mit Kugelmagier Michael Messerschmidt. Die Termine werden spätestens in BAUMETALL 1/2018 bekannt gegeben und Drückeberger beziehungsweise Kollegen, die es werden wollen, können sich schon jetzt als Interessenten vormerken lassen unter Servicetelefon (07 11) 63 67 24 04 oder service@baumetall.de