Ich kann mich nicht daran erinnern, dass im Europäischen Klempner- und Kupferschmiedemuseum schon einmal so viel los war“, freut sich Museumsvorstand Jens Sperber. Zu Recht, denn dieser Tage jagt ein Workshoptermin den nächsten. Das Weiterbildungsangebot umfasst dabei theoretische Themen ebenso wie Handfestes. Kaum ein anderes Bildungsangebot bietet neben Kalkulationstipps auch solche zum Herstellen von Bleifugen. Während in einer Woche der Stuttgarter Meisterausbilder Gert Brenner mit seinen praktischen Abwickelmethoden für zufriedene Teilnehmer sorgt, entführt sie BAUMETALL-Chefredakteur Andreas Buck in die Welt der Pressearbeit. Den vorläufigen Höhepunkt der neunteiligen Workshopreihe im Klempner-Museum bildet Michael Messerschmidts aus Fambach.
Metalldrücken Intensiv
Das Interesse an der „Reise in die dritte Dimension“ ist groß. Selbst drei Zusatztermine können der Nachfrage nicht gerecht werden, doch Workshopleiter Michael Messerschmidt bleibt cool. In aller Ruhe zeigt er, wie die Rohlinge zugeschnitten werden und wie eine Drückbank gehandhabt wird. Dabei gibt der Klempnermeister zahlreiche Tricks und Kniffe uneigennützig weiter. Sein Plan: Jeder Teilnehmer soll eine Kirchturmkugel an der Drückbank herstellen. Dass fast alle Teilnehmer absolut unerfahren im Metalldrücken sind, tut der Sache keinen Abbruch. „Dem Motto der Workshopreihe entsprechend möchte ich ausschließlich Fachwissen vermitteln, das fast nirgends mehr vorhanden ist“, sagt Messerschmidt. Eigens dazu hat er das Museum in eine Werkstatt verwandelt – hat Drückbank, Rundschere, Richtplatten, Schutzwände und sonstige Gerätschaften mit nach Karlstadt gebracht. Der technische Aufwand ist hoch und kann aus rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht erklärt werden. Vielmehr geht es um Emotion, die Sache und die Liebe am Beruf.
Werkstattleiter optimieren Werkstattprozesse
In Zusammenarbeit mit der Spenglermeisterschule in Würzburg ergänzt das zweitägige Seminarangebot Optimierung von Werkstattprozessen die Workshopreihe. Und wieder ist es Michael Messerschmidt, der sich für die Branche einsetzt. Ganz praktisch vermittelt er, wie Arbeitsabläufe und die Organisation in einem modernen Fachbetrieb gestaltet werden können. Anhand zahlreicher Beispiele veranschaulicht er, wie Schnittstellen bei der Profilfertigung optimiert werden können oder wie sich Stillzeiten an den Maschinen verhindern lassen. „Wichtig ist es“, so Messerschmidt, „Prozessabläufe und die Verschnittoptimierung aufeinander abzustimmen.“ Ergänzend gibt Ausbilder Arno Fell wichtige Hinweise zur Sicherheit in der Werkstatt weiter. Er beleuchtet dabei sowohl den Unfallschutz an den Maschinen sowie beim Materialhandling.
Weitere Themen sind die Gefahrengutsicherung, die Zeitersparnis auf der Baustelle durch optimale Auftragsvorbereitung oder die Ladungssicherung in der Praxis. Entsprechend tiefe Einblicke in die Prozesskette gewähren René Engelhardt und Matthias Schmidt. Sie zeigen anhand zahlreicher Beispiele auf, wie wichtig die Schnittstellenoptimierung, das Verringern von Laufwegen oder eine professionelle Fahrzeugausstattung sind. Abgerundet wird das Angebot durch praktische Vorführungen rund um das Einstellen, Warten und Reinigen von Werkzeugen und Maschinen sowie dem maximalen Ausnutzen aller Maschinenoptionen. Den Dozenten gelingt es, verkrustete Arbeits- und Denkweisen in so manchem Fachbetrieb aufzubrechen. Die Impulse aus erster Hand sind nicht nur plausibel, sondern für alle Teilnehmer mehr als einleuchtend. Matthias Kaemmer von der Würzburger Spenglermeisterschule ist sich daher schon heute sicher, dass diese spezielle Kursangebot auch im nächsten Jahr wieder buchbar ist.
Zurück im Museum
Unter dem Motto Geheimwaffe Taschenrechner gibt dort Bernd Kramer wertvolle Kalkulationstipps für das Klempnerhandwerk weiter. „Know-how, ein spitzer Bleistift und ein Taschenrechner genügen, um erfolgreich kalkulieren zu können“, ist sich der Vollblutspengler sicher und genau das macht er auf seinem professionellen Workshop zur Gewinnoptimierung deutlich. Im Rahmen der BAUMETALL-Workshopreihe im Klempnermuseum präsentiert Kramer spezielle Problemlösungen für klein- und mittelständische Klempnerfachbetriebe. Das Ganze erfolgt ohne Software, ohne Laptop und ohne andere digitale Hilfsmittel. Entsprechend bodenständig sind auch die Workshop-Ziele wie die professionelle Beurteilung und Bearbeitung von Angeboten. Speziell dazu gibt Kramer wertvolle Hinweise. Praktikable Ratschläge zur wirtschaftlichen Aufmaßerstellung runden sein Workshopangebot ab.
Wissenswertes zur professionellen Pressearbeit im Klempnerfachbetrieb gibt Andreas Buck weiter. Speziell dann, wenn wieder einmal perfekte Arbeit abgeliefert wurde, ist es wichtig, dass die Öffentlichkeit davon erfährt. „Gerade weil jede perfekte Handwerksarbeit Beachtung verdient, ist Pressearbeit für Fachbetriebe unerlässlich“, so Buck. Anhand zahlreicher Beispiele schildert er, wie Fachbetriebe die Aufmerksamkeit der Lokalredaktionen von Tageszeitungen oder Radiosendern erhalten. Mit mehreren Textübungen oder Übungen zum Finden aussagestarker Überschriften weckt der Fachjournalist dann das Schreibtalent seiner Workshopper. Tipps zum Vorbereiten und Versand von Pressemitteilungen oder dem Thema „Medienwirksame Anlässe schaffen“ runden das Angebot ab.
Fazit
Die Workshopreihe im Museum startet im Oktober in die zweite Runde. Dann stehen das Ziselieren, das Vergolden einer Kupferkugel und das Eindecken von Kirchtürmen auf dem Programm. Die schlechte Nachricht ist, dass es leider keine freien Plätze mehr gibt. Die gute Nachricht ist jedoch: Die Workshopreihe wird im kommenden Jahr fortgesetzt und weiter ausgebaut. Eigens dazu richtet das Museum eine funktionstüchtige Klempner-Werkstatt mit mehreren Arbeitsplätzen ein. Man darf also gespannt sein. BAUMETALL ist der Meinung, dass der hervorragende und überaus praktische Nutzwert des Museums unterstützt werden muss. Unter diesem Aspekt ist eine Mitgliedschaft im Verein der Museumsstiftung allemal Empfehlenswert.
www.klempnerundkupferschmiedemuseum.euwww.spenglermeisterschule.de