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Klempnertechnik gestern, heute und morgen

Ich komme aus Wien nach Karlstadt, weil es so hochwertige Weiterbildungsangebote wie die BAUMETALL-Workshopreihe sonst nirgends gibt“, sagte einer der Workshopteilnehmer und sprach damit aus, was andere Gäste dachten, aber der Reihe nach: Das Europäische Klempner- und Kupferschmiedemuseum wird mehr und mehr zum Kompetenzzentrum. Maßgeblichen Anteil daran haben die informativen Veranstaltungen der BAUMETALL-Workshopreihe, die seit dreieinhalb Jahren gebucht werden können. Im Klempnerjahr 2018 nutzten über 150 Personen das speziell auf die Bedürfnisse der BAUMETALL-Leser zugeschnittene Weiterbildungsangebot. Neben Workshops zu Themen wie Digitalisierung, Stanz-Nibbel-Technik, Fassadengestaltung, Klebetechnik, Architekturfotografie oder Kalkulation fanden Angebote rund ums Vergolden, Falzen oder Ziselieren Beachtung. Entsprechend groß war auch das Interesse an den Dezember-Workshops, wo Bernd Kramer über Gutachtertätigkeiten, Joerg Hoyer über Abwicklungen gedrehter Körper, Manuela Geugelin über Kunsthandwerk und Michael Messerschmidt über das Kugeldrücken informierten. Dazu BAUMETALL-Chefredakteur und Workshopreihen-Initiator Andreas Buck: „Kompetente Experten und kleine Gruppen mit maximal 15 Teilnehmern sind nur ein Teil unseres Erfolgsrezepts. Ergänzend dazu legt das BAUMETALL-Team bei der Planung und Durchführung der Workshops großen Wert darauf, Kurse anzubieten, die es in dieser Form nur bei BAUMETALL und somit nur in unserem Museum gibt.“ Die gut eingerichtete Museumswerkstatt bietet den perfekten Rahmen. Neue Werkzeuge und Maschinen der Marken Edri, M.A.S.C., Perkeo, Picard, Schechtl oder Prinzing erlauben die Vermittlung zahlreicher Techniken. Außerdem bieten Dutzende Infotafeln die Möglichkeit, sich über fast alle Arbeitstechniken von Grund auf zu informieren. Vom Aufziehen über das Löten, Poltern, Nieten oder Sicken bis hin zum Schweifen oder Treiben werden alle wichtigen Grundtechniken gut nachvollziehbar dargestellt. Integrierte Mediapanels vertiefen mit entsprechenden Videos das nötige Verständnis. Außerdem stehen alle Tafelinhalte in Form von Infoblättern zum Mitnehmen bereit. Und in Anspielung auf das leidige Thema Berichtsheftführung scherzt Klempnermeister und Fachjournalist Andreas Buck: „Hätte es dieses Sammelsurium während meiner Lehrzeit gegeben, hätte ich das Museum zum Klempner-Paradies erklärt!“

Vergangenheit macht Zukunft greifbar

Nirgends sonst können sich Experten und solche, die es werden möchten, direkt neben historischen Ausstellungsstücken so umfangreich über Klempner- und Spenglertechnik informieren. Die Dauerausstellung des Karlstädter Museums gliedert sich in folgende Bereiche:

  • Ausbildung und Berufsbild
  • Klempnerwerkstatt
  • Kupferschmiedewerkstatt
  • Löten
  • Metallgeschichte und Berufsentwicklung
  • Ornamentherstellung
  • Stehfalztechnik am Dach

Durch das Aufeinandertreffen historischer sowie zeitloser Bearbeitungstechniken mit modernen beziehungsweise zukunftsweisenden Themen wird Weiterbildung besonders reizvoll. Neben oben genannten Workshops ergänzen Partnerangebote das Weiterbildungsprogramm. Beispielsweise werden gemeinsam mit der Spenglermeisterschule Würzburg oder den Aluminiumspezialisten von Prefa Kurse zur Optimierung von Werkstattprozessen sowie zum Erstellen von Pressetexten und Architekturfotos angeboten.

So werde ich Gutachter

Tendenziell nimmt die Unsicherheit bei Auftraggebern zu. Ist das in Ordnung, was da geliefert und eingebaut wurde? Hat mein Handwerker alles richtig gemacht? Wer kann sich das von unabhängiger Seite einmal ansehen? Kurz: Gutachter, Sachverständige und selbst ernannte Experten haben Hochkonjunktur. Aber wer oder was ist eigentlich ein Sachverständiger und wie rechtssicher ist dessen Aussage im Streitfall? Einer, der es genau wissen muss, ist Bernd Kramer aus Gerstetten bei Ulm. Der erfahrene Klempnermeister, Ausbilder, Berater sowie öffentlich bestellte und vereidigte (ö. b. u. v.) Sachverständige eröffnete den BAUMETALL-Workshop „So werde ich Gutachter“ mit folgender Frage: „Was erwarten Sie vom heutigen Tag?“ Die erste Antwort lautete: „Mich interessiert das Thema, weil ich immer öfter gebeten werde, ob ich mir einmal etwas ansehen könnte.“ Genau das ist gar nicht so einfach, denn ob und unter welchen Bedingungen Auskünfte auch rechtssicher sind, kommt fast immer darauf an … Dennoch gelang es Kramer, umfassende Antworten zu geben bzw. tiefe Einblicke ins Tätigkeitsfeld eines Gutachters zu gewähren. An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Bezeichnung Sachverständiger in Deutschland rechtlich nicht geschützt ist. In der Praxis bedeutet dies, dass sich immer mehr unqualifizierte Gutachter als Sachverständige bezeichnen und betätigen. Sie verunsichern somit Bauherren und Handwerker. Dem gegenüber werden ö. b. u. v. Sachverständige auf Grundlage des § 36/36a der Gewerbeordnung und § 91 der Handwerksordnung ernannt. Sie werden von einer Industrie- und Handelskammer oder einer Handwerkskammer öffentlich bestellt und vereidigt, wodurch sie sich klar von selbst ernannten „Experten“ abgrenzen. Ihre Sachverständigentätigkeit üben sie unabhängig, neutral, besonders sachkundig, gewissenhaft, weisungsfrei und unparteiisch aus. Die entsprechende Bestellungsurkunde, der Sachverständigenausweis sowie der amtliche Rundstempel werden erst nach einer bestandenen Prüfung ausgehändigt.

Pfusch am Bau und ein dreister Abnahmetrick

Fehler zu erkennen und zu dokumentieren sowie Streitfälle zu lösen gehört zu Bernd Kramers wichtigsten Aufgaben. Um dies den Workshopteilnehmern zu erklären, geht der Experte überaus systematisch vor: Anhand eines Gutachtens stellt er Projektfotos und ein Angebot vor, das vor einer Sanierungsmaßnahme gemacht wurde. Kramer erklärt das fehlerhafte Angebot und weist immer wieder darauf hin, welche rechtlichen Konsequenzen daraus entstehen. Außerdem erklärt er den Unterschied zwischen einem Privatgutachten und dem eines vereidigten Gutachters: „Während freie Gutachter kulant über das eine oder andere Problem hinwegsehen können, müssen vom Gericht beauftragte ö. b. u. v. Sachverständige jeden Fehler dokumentieren!“

Besonders dreist war im geschilderten Fall der Trick mit der Gewährleistung. Der Handwerker meldete sich nach Fertigstellung beim Auftraggeber und sagte: „Wir sind fertig. Es ist alles prima gelaufen. Wir können Ihnen auf unsere Arbeit daher sogar sieben anstatt fünf Jahre Gewährleistung geben. Wenn Sie einverstanden sind, bauen wir das Gerüst auch gleich ab.“ Natürlich konnte die ausgeführte Arbeit auf dem Dach des Gebäudes ohne Gerüst nicht mehr geprüft werden. Als nur kurz nach dem Begleichen der Rechnung erste Undichtigkeiten auftraten, war die Verwunderung der Bauherren entsprechend groß.

Umfangreiche Gutachteraufgaben

Laut Kramer reichen die umfangreichen Aufgaben eines Gutachters über die Vorbereitung von Akten und Unterlagen über die Organisation von Vor-Ort-Terminen bis hin zu Gerichtsterminen. Bei Besichtigungsterminen ist es wichtig, eventuelle Behinderungen von vornherein auszuschließen und ggf. Hubsteiger oder Gerüste zu organisieren. Gleiches gilt für eventuell erforderliche Dachöffnungen durch den ausführenden Betrieb, denn längst nicht jeder Handwerker bringt zu solchen Terminen das erforderliche Werkzeug mit.

Den zweiten Teil seiner Ausführungen widmete Kramer den einseitigen technischen Zusagen der Hersteller. Diese seien vor Gericht nicht immer vertretbar. Etwa dann, wenn die Herstellerangabe eines von drei am Markt aktiven und vergleichbaren Anbietern eine bestimmte Verarbeitungsweise erlaubt, die anderen vergleichbaren Produkte aber eben nicht. Eine solche Situation erschwert im Streitfall eine Argumentation vor Gericht außerordentlich.

Formfehler vermeiden

Am Ende des spannenden Workshoptages informierte Kramer darüber, welche Adressaten den entsprechenden Schriftverkehr bzw. die Kopien erhalten müssen, um Rechtssicherheit zu schaffen. Er thematisierte den Umgang mit Nachträgen sowie dem Anmelden von Bedenken und zwar so, dass diese im Streitfall vor Gericht Bestand haben. Außerdem wies er auf das Vorgehen rund um die Aktenabgabe sowie dabei zu beachtende Terminfristen bei Gericht hin. Alles in allem gab Kramer praxisnahe und umfassende Einblicke wieder. Sein Kursangebot wird im Herbst 2019 wiederholt.

BAUMETALL-Workshopreihe

Fortsetzung des Beitrags

In Ausgabe 2/2019 berichtet BAUMETALL über die Workshops von Gert Brenner, Manuela Geugelin, Joerg Hoyer und Michael Messerschmidt. Während Hoyer das Thema „Abwickeln gedrehter Körper“ vertiefte, war Kursleiterin Geugelin erneut in ihrer kreativen Kupferwerkstatt aktiv. Tipps und Tricks zur handwerklichen Blechbearbeitung vermittelte der ehemalige RMS-Ausbilder Brenner und Michael Messerschmidt zeigte abermals, wie Kirchturmkugeln an der Drückbank hergestellt werden.

Neue Workshopkonzepte

Aktuell entwickelt BAUMETALL neue Workshopangebote mit starkem Praxisbezug. Techniken wie das Löten, das Treiben oder das Runden werden dabei ebenso berücksichtigt wie die Veredlung von Metalloberflächen oder die Herstellung von Kunstgegenständen.

Neue Termine

  • <b>28. und 29. März 2019, Metallobjekte perfekt fotografieren</b>Mit Stefan Meyer &amp; Andreas Buck in der Prefa-Academy Neu-Ulm
  • <b>5. April 2019, Profilanschlüsse und Kraniche falten</b>Mit Berthold Zürn im Klempnermuseum Karlstadt

Infos dazu sowie zu den neuen Herbstterminen 2019 sind ab sofort auch online abrufbar.

www.baumetall.de/workshops