Ein dreibeiniger Stuhl kippelt nicht! Dieses Praxisbeispiel ist eines von vielen, die Workshopleiter Joerg Hoyer im November 2018 anlässlich des BAUMETALL-Weiterbildungsangebotes „Abwickeln ge- bzw. verdrehter Körper“ weitergab. „Das Dreieck beziehungsweise das Dreiecksverfahren“, sagt der Experte, „ist perfekt zur Abwicklung segmentierter, gedrehter Körper geeignet.“ Und schon sind die aus Deutschland und der Schweiz angereisten Workshopteilnehmer mittendrin. Nicht nur mitten im Europäischen Klempner- und Kupferschmiedemuseum, sondern auch mitten in der Welt anspruchsvoller Geometrie. Der aus Berlin stammende CAD-Zeichner, Autor und Workshopleiter hat mit der Erstauflage seines Fachbuches „Gedrehte Mantelflächen“ bereits 2013 für Aufsehen gesorgt. Die 2017 erschienene erweiterte Auflage des Lehrbuchs zur Abwicklung von gedrehten Flächen zeigt weitere anschauliche 3D-Darstellungen. Leicht verständliche Erläuterungen sowie Schablonen und Schnittmuster machen das Werk zu einem Muss für alle Interessenten.
Das gibt es nur bei BAUMETALL
Im Rahmen des erstmals durchgeführten BAUMETALL-Workshops konnten Praktiker nicht nur hautnah miterleben, wie komplexe Abwicklungen entstehen, sondern sich selbst am Zeichenbrett versuchen. Die erste Übung – ein gedrehter Turm mit quadratischer Grundfläche – führte die Workshopper vorsichtig an das Thema heran. Anhand professioneller CAD-Zeichnungen sowie eines aus Plexiglas gefertigten Modells erläuterte Hoyer, worauf es beim Verdrehen von Segmenten besonders ankommt. Außerdem erklärte er: „Nicht jeder Körper, der gezeichnet werden kann, lässt sich in der Praxis bauen.“ Faktoren wie der verwendete Werkstoff, die Gradzahl der Drehung und das Verhältnis von Grundfläche, Anzahl der Segmente und Bauhöhe sind folglich entscheidend.
Und tatsächlich bereitet das Zusammenfügen der im Workshop zugeschnittenen Papiersegmente etwas Mühe, doch die Anstrengung lohnt sich: Die praktische Beweisführung vertieft das Verständnis zur Anfertigung entsprechender Abwicklungen und bereitet die Teilnehmer auf die nächste Aufgabe vor. „Natürlich gibt es inzwischen Programme, die auf Knopfdruck Abwicklung erzeugen“, sagt Hoyer. „Das ist bequem und funktioniert manchmal sogar“, meint der Fachmann mit einem Zwinkern. Dennoch sei es von elementarer Wichtigkeit, zu verstehen, was beim Verdrehen von Segmenten eigentlich geschehe. Hoyer empfiehlt den Workshopteilnehmern daher, gezeichnete Abwicklungen auf jeden Fall auch rechnerisch zu überprüfen. Und selbstverständlich vermittelt er auch, wie das in der Praxis funktioniert.
Gruppenarbeit mit maximalem Lerneffekt
Die Stunden vergehen wie im Fluge. Auf theoretische Workshopeinheiten folgen Übungen und Diskussionen. Dann ist es so weit: Hoyer führt die Teilnehmer an die Erstellung der Abwicklung eines achtteiligen, gedrehten Rinnenkessels heran. Über dem achtteiligen, um ein Segment verdrehten, bauchigen Kessel befindet sich eine aus fünf gerade verlaufenden Segmenten bestehende Rinnenerweiterung. Zum Anschluss an ein kreisrundes Ablaufrohr verjüngt sich der Kessel im Auslaufbereich auf 100 mm Durchmesser. Das Besondere dabei: Die Segmente (und folglich auch deren Abwicklung) sind vom Rohranschluss über den Kessel bis hin zur Rinnenerweiterung bzw. der Dachrinnenrückseite aus einem Stück gefertigt.
Nachdem alle Abwicklungs-Einzelteile ausgeschnitten sind, erfolgt die nächste Herausforderung. Welches der komplexen Bauteile gehört an welche Stelle? Versuch macht klug und nach einiger Gripsgymnastik erkennen die Teilnehmer entsprechende Zusammenhänge. In kleinen Gruppen fügen sie die Papiersegmente vorsichtig zusammen. Dass ihnen dabei die Zeit davonläuft und das offizielle Workshop-Ende überschritten wird, ist Nebensache. Wissbegierig setzen sie ein Teil an das andere. Am Ende gelingt es, nicht nur aus instabilem Papier beeindruckende Bauteile zusammenzufügen, sondern auch den Machbarkeitsbeweis zu erbringen. Die entsprechende Umsetzung mit vorbewittertem Titanzink gelang Workshopteilnehmer Holger Wunderlich. Sein perfekt gebauter Hoyer-Kessel ziert übrigens das Titelbild dieses Beitrages.
Fortsetzung folgt
Das Schöne an den BAUMETALL-Workshops ist ihre Eigendynamik. Anregungen von Workshopleitern und Teilnehmern tragen dazu bei, bestehende Angebote weiterzuentwickeln oder neue Angebote anzubieten. Besonders interessant ist der neueste BAUMETALL-Workshop „Ein Klempner-Tischbrunnen zu Weihnachten“. Der gemeinsam von CAD-Zeichner Joerg Hoyer und Meister-Koryphäe Gert Brenner entwickelte Workshop vermittelt im Dezember 2019 das Abwickeln sowie den Bau eines funktionsfähigen Tischspringbrunnens aus Titanzink der Marke Rheinzink. Das Angebot richtet sich an ambitionierte Gesellen, Jungmeister oder Personen, die gerne anspruchsvolle Körper aus Metall bauen bzw. ein ganz besonderes Geschenk zu Weihnachten suchen. Das Versprechen der Kursleiter lautet: Jeder Teilnehmer zeichnet und fertigt seinen eigenen, aus verdrehten Segmenten bestehenden Tischbrunnen an. So etwas gibt es nur bei BAUMETALL. Die Anmeldung erfolgt auf www.baumetall.de/workshops – die Plätze sind wie immer begrenzt.
Achtteiliger, gedrehter Brunnenkörper
Meister- und Gesellenstücke mit gedrehten Segmenten sind extrem beeindruckend, doch wie werden sie abgewickelt? Was nur wenige Ausbilder vermitteln können, erklärt Joerg Hoyer am 12. Dezember 2019 von Grund auf und leicht verständlich. Hoyer erläutert dabei einzelne Prozessschritte bis hin zur fertigen Zeichnung. Alle dabei vermittelten Techniken werden von den Teilnehmern direkt zeichnerisch angewendet und die entsprechende Abwicklung wird als Papiermuster ausgeschnitten bzw. zusammengefügt. Die Teilnehmer erfahren somit, wie sie überaus exakte Abwicklungen herstellen und diese zur handwerklichen Fertigung gedrehter oder verdrehter Körper einsetzen können.
Am darauffolgenden 13. Dezember 2019 fertigt Meisterausbilder Gert Brenner exakt diesen Tischspringbrunnen aus Titanzink. Sein Workshop konzentriert sich auf den handwerklichen Zusammenbau des Brunnens. Die Teilnehmer arbeiten dabei mit entsprechend vorbereiteten Bauteilen. „Workshopziel ist, dass jeder Teilnehmer einen funktionsfähigen Brunnen inkl. VDE-gerecht eingesetzter Pumpe mit nach Hause nimmt“, sagt Brenner. Sein Angebot richtet sich an interessierte Klempnergesellen und -meister, ist aber auch perfekt als Vorbereitung zum Besuch einer Meisterschule geeignet.