Jede stolze Klempner- und Spenglernation hat ihre Helden. Das ist in der Schweiz genauso wie in Österreich, Südtirol oder hierzulande. Und auch in Ungarn gibt es Kollegen, die sich besonders für die Weiterentwicklung der Branche einsetzen. Einer von ihnen ist Blechschmied und Klempner Gyula Kozma. Im Fachgespräch mit Levente Szalai schilderte er vor Kurzem, was seine Leidenschaft für Metall und Falztechnik besonders befeuert. Das Interview erschien im ungarischen Magazin A Bádogos – eine vom ungarischen Verband der Gebäudeisolatoren, Dachdecker, Klempner und Zimmerer (auf Ungarisch ÉMSZ) herausgegebene Fachzeitschrift. BAUMETALL hat das Gespräch mit Gyula Kozma frei übersetzt. Erfahren Sie hier, warum Fragesteller Levente Szalai seinen Gesprächspartner gerne als ewig jungen Stern am Blechhorizont bezeichnet:
Levente Szalai: Beginnen wir mit Ihrer Kindheit und Ihren Wurzeln. Können Sie einige Stationen ihres beruflichen Werdegangs schildern?
Gyula Kozma: Ich wurde im mittelungarischen Nagykőrös geboren, bin aber in der Südlichen Tiefebene in Südungarn in der Ortschaft Szentkirály aufgewachsen und lebe noch immer dort. Mein Vater war Tischler und unter anderem auf Holzarbeiten zum Bau von Kutschen spezialisiert. Er prägte vermutlich meine Vorliebe für das Tüfteln, Heimwerken und Arbeiten mit meinen Händen. Kurz: Er bestimmte meinen beruflichen Werdegang. Ich erinnere mich noch an meine Ausbildung zum Klempner. Damals habe ich für 3 Forint pro Stunde gearbeitet. Das ist heute nicht einmal 1 Eurocent.
Erinnern Sie sich, was sie dazu gebracht hat, eine Berufsschule zu besuchen? Und warum haben Sie sich für den Beruf des Blechschmieds bzw. des Klempners entschieden?
Wir waren in der achten Klasse nur fünf Kinder – vier davon waren Jungen. Eines Tages besuchte uns József Kriskó – ein regional bekannter Kesselflicker. Er hielt einen Vortrag über sein Handwerk und zeigte uns seine Werkstatt. Ich war beeindruckt von der Vielzahl manueller, mechanischer Maschinen und entschied mich gemeinsam mit einem Klassenkameraden, Schüler bei ihm zu werden. Obwohl mein Lehrmeister sehr streng und präzise war, machte es mich stolz, beim besten Blechschmied in der Gegend zu lernen. Ich lernte alle relevanten Grundlagen des Handwerks kennen und habe dabei die wahre Schönheit des Berufs gefunden.
Dann wechselte ich zu meinem zweiten Lehrmeister in die nahe gelegene Stadt Kecskemét. Anders als sein Vorgänger legte er nicht so viel Wert auf Qualität, sondern versuchte sein Geld durch den Verkauf größerer Mengen und Stückzahlen zu verdienen. Neben typischen Blechschmiedearbeiten erledigten wir damals auch die Aufgaben von Installateuren und Heizungsbauern. Ich lernte nicht nur das Flammschweißen, sondern auch das Gewindeschneiden und andere Techniken aus der Kleinindustrie kennen. Aber auch das Anfertigen von Backblechen oder Löffeln für ein Restaurant sowie der Bau von Schnapskesseln gehörten damals zu unseren Ausgaben. Anfang der 1970er-Jahre war es normal, dass der Blechschmied auch Gebrauchsgegenstände herstellte.
Und wann kamen Sie erstmals mit der Blechbearbeitung im Hochbau in Berührung? Auch in der Ausbildung?
Ja. Zwar waren Neubauten damals eher selten, aber die Sanierung bestehender Dächer gehörte mit zu unseren Aufgaben. Es kam auch vor, dass wir Kirchtürme reparierten. Rückblickend kann ich sagen, dass meine Ausbildung von den vielfältigen und durchaus unterschiedlichen Aufgaben profitierte. Nach meiner insgesamt dreijährigen Lehrzeit erhielt ich 1973 den Abschluss als Blecharbeiter an der Industrieschule.
Was denken Sie über das duale Bildungssystem und damit verbunden das Erlernen von theoretischem Wissen im Klassenzimmer sowie von praktischen Kenntnissen im Betrieb?
Grundlagen können nur im Klassenzimmer erlernt werden. Umso wichtiger ist es, praktische Fähigkeiten von leidenschaftlich arbeitenden Fachkräften zu lernen. Nur so kann es auch in Zukunft gelingen, erstklassige Fachleute auszubilden. Ein Beispiel sind die in Ungarn durchaus bekannten Gebrüder Csernyák. Ich durfte Márió Csernyák auf zwei Berufs-Weltmeisterschaften vorbereiten – in St. Petersburg wurde er sogar Weltmeister. Weitere erfolgreiche Wettbewerbsplatzierungen errangen Zoltán Ziman im Jahr 2007 und István Vlkovszky im Jahr 2009.
Wo haben Sie Ihr Fachwissen bzw. Ihre Expertise erworben, um die ungarische Berufsmannschaft zur Weltmeisterschaft zu führen?
Als gelernter Klempner besuchte ich mehrere große Unternehmen wie die Fachbetriebe Dutép, Épszer oder Vgyépszer. Leider musste ich feststellen, dass eine Professionalisierung bei großen Unternehmen nicht ohne Weiteres möglich ist. Stattdessen führten wir Aufgaben aus, die der einer Heimfabrik ähnelten: Wir stellten Fensterbögen her oder produzierten Wand- und Schornsteineinfassungen in großen Stückzahlen. Aufgrund der vorgeschriebenen Menge stimmt die Qualität nicht immer. Ich erinnere mich daran, wie ich einen Monat lang mit der alten Kohleausrüstung gelötet oder minderwertiges Zinkblech verarbeitet habe, weil es nichts anderes gab.
1978 meldete ich mich zum Militärdienst – konnte diesen aber zum Glück schon eineinhalb Jahre später beenden, weil unser Sohn geboren wurde. Anschließend habe ich meine Meisterprüfung bei der Industriekammer in Szeged abgelegt. Es folgten arbeitsreiche Jahre und zahlreiche Montageeinsätze. Oftmals arbeitete ich sogar an den Wochenenden. Ende der 1980er-Jahre verbrachte ich zahlreiche Monate in Wien. Außerdem war ich mit der Dachsanierung der österreichischen Botschaft in Sofia beschäftigt. Gerne erinnere ich mich an die Arbeit beim Fachbetrieb SzigSzolg Kft. Dort fertigten wir zum Beispiel die Kuppeln der türkischen Bäder in Budapest aus Kupfer an.
Wann haben Sie Ihr gemeinsames Unternehmen mit László Szántó und Gábor Szántó gegründet?
Szántó Fivérek és Kozma Kft. wurde vor 30 Jahren von unserem Miteigentümer Gábor Szántó gegründet. Schon damals war der Standort im 13. Bezirk. Von einem Rentner mieteten wir für die ersten paar Jahre eine Klempnerwerkstatt. Es folgte der Umzug an unseren jetzigen Standort in den Stadtteil Angyalföld, im 13. Bezirk von Budapest.
Lassen Sie uns über die Ausbildung sprechen: Sind zukünftig weitere Überraschungen in der ungarischen Branche zu erwarten? Vielleicht eine Goldmedaille wie 2021 bei der IFD-Weltmeisterschaft oder Silber wie beim ÉMSZ-Wettbewerb der dekorativen Klempner?
Das kann ich nur schwer einschätzen. Leider arbeiten immer weniger Menschen als Klempner. Überhaupt ist die dekorative bzw. Ornamentklempnerei ein ganz anderer Beruf. Es werden spezielle Maschinen und Werkzeuge benötigt – etwa Holzdrehmaschinen oder Metallpressen.
In Ungarn ist bekannt, dass die erfolgreiche Teilnahme bei der IFD-Weltmeisterschaft eng mit Ihrem Namen verbunden ist.
Wir arbeiten viel mit Mário zusammen und unterstützen so die Klempnerausbildung an der Schule in Sopron. Wir haben beispielsweise zum Erfolg des ungarischen Klempnerteams mit Márió Csernyák und Zoltán Ziman beigetragen. Sie erreichten 2007 den vierten Platz beim Wettbewerb in der Tschechischen Republik. Ich war damals vorbereitender Mentor. Leider gab es einen ästhetischen Fehler in unserem Dachmodell. Wir hatten schlichtweg keine Zeit mehr, es zu reinigen, was zu einem ordentlichen Punktabzug führte. So lernten wir, dass optische Aspekte für das Erreichen des Podiums mindestens genauso wichtig sind wie die fachlich perfekte Ausführung. Also haben wir eine Montagemethode entwickelt, die weder Hand- noch Fußabdrücke auf den Blechoberflächen hinterlässt. Das entsprechende Training erfolgte in unserem Hof und im Lager bei 40 Grad. Trotzdem konzentrierten wir uns auf die vom Veranstalter zugeschickten Vorbereitungsaufgaben und die Erfüllung der zeitlichen Vorgaben. Zwei Jahre später gewannen wir mit Márió Csernyák und István Vlkovszky Gold. Die Freude war riesig, auch weil das ungarische Dachdeckerteam um Gábor Szigeti und Katona László dank der Vorbereitung mit Csaba Kóbor die Silbermedaille gewann.
Sie haben sich auch schon früher aktiv für die Berufsförderung eingesetzt. Was empfehlen Sie, um die Aufmerksamkeit der heutigen Jugend auf das Klempnerhandwerk zu lenken?
Die Redewendung „Ein guter Meister braucht kein Unternehmen“ trifft heute besonders zu, denn fast jeder Handwerker macht im Internet Werbung für sich. Als frei arbeitender Klempner kann man folglich ebenso gutes Geld verdienen wie in einer Anstellung. Voraussetzung sind gründliche Fachkenntnisse. Der Klempnerberuf ist bekanntlich vielseitig. Klempner arbeiten mit modernen Werkzeugen und unterschiedlichen Baumetallen. Dabei wechselt sich die Arbeit in der Werkstatt mit der Montage auf dem Dach ab. Wer wetterfest ist, wird diesen Beruf lieben.
Und welche Vorteile hat der Klempnerberuf im direkten Vergleich mit anderen Bauberufen?
Im Vergleich zu den meisten Bauberufen ist das Klempnerhandwerk eine sauberere und körperlich einfachere Arbeit. Klempner müssen weder schwere Ziegelsteine schleppen noch Beton mit der Schubkarre transportieren. Hinzu kommt, dass talentierte Klempner auf Dächern oder an Fassaden ihre Kreativität einsetzen können. Ich sage immer, die Früchte jeder Klempnerarbeit sind ein echter Hingucker und das über viele Jahrzehnte hinweg. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern