Im Klempnerfachbetrieb von Volker und Elke Reinhardt entstehen hochwertige Edelstahlbedachungen und exklusive Kupferfassaden. Ihre 19 Mitarbeiter kümmern sich darum, dass Aufträge pünktlich und zur Zufriedenheit der Kunden erledigt werden. Im Büro verursachen Großaufträge, wie ein kürzlich fertig gestellter Hotelneubau in Indien oder ein Kuppeldach einer Kathedrale in Tansania nicht wesentlich mehr Arbeit als die Komplettsanierung einer Dachgaube in Heilbronn. Das ist zumindest aus Sicht von Elke Reinhardt so. Als Frau des Chefs ist sie in alle Vorgänge eingebunden und leistet darüber hinaus wesentlich mehr als man auf den ersten Blick vermuten würde …
Vollblut-Klempnerin
Als typische Klempnerfrau möchte Elke Reinhardt nicht bezeichnet werden. „Da gibt es andere als mich“, sagt sie und schildert, was Frauen in ihr bekannten Betrieben leisten. Dort führen die Damen Preisverhandlungen, erledigen Aufmaßtermine oder kümmern sich um die Materialvorbereitung. „Zahlreiche weibliche Klempnermeisterinnen machen inzwischen einen super Job“, so Elke Reinhardt, die technische Vorgänge oder die Ausarbeitung von Details gerne den Fachleuten- und Fachfrauen überlässt. Stattdessen konzentriert sich die 36-jährige auf Bereiche in denen sie sich auskennt. Dabei gehört ihr Herzblut der kaufmännischen Abteilung des in zweiter Generation geführten Fachbetriebes. Lohnabrechnungen, die Kontoführung und die Verbuchung von Zahlungsein- und -ausgängen sowie die Bankgeschäfte ist ihr Metier. Als Herrin der Konten behält Elke Reinhardt stets den nötigen Überblick und weiß genau, wann welche Rechnung fällig ist.
Die Firma sitzt immer am Tisch
Bei aller Betriebsamkeit freut sich Elke Reinhardt zugegebener Weise auf die Wochenenden, wenngleich ein Abschalten so gut wie nie möglich ist. „Die Firma sitzt immer am Tisch“ sagt die Unternehmerin und fügt an: „Sogar auf Spaziergängen oder im Urlaub ist die Firma immer dabei.“ Bereut hat Elke Reinhardt nie, dass sie einen „selbstständigen“ Handwerker geheiratet hat – auch wenn die Firma den Tagesablauf der Familie maßgeblich beeinflusst. Sogar die Organisation des privaten Tagesablaufes richtet sich nach den Belangen der Firma. Besonders hektisch wird es dann, wenn Volker Reinhardt für mehrere Tage unterwegs ist. Dann schließt Elke Reinhardt früh morgens die Werkstatttore auf, sieht im Betrieb nach dem Rechten, fährt wieder zurück zu den Kindern und „jagt“ diese in die Schule und den Kindergarten.
Überhaupt dürfen die Kinder nur an bestimmten Tagen Besuch empfangen oder zu Freunden gehen und müssen sich an strikte Wochenrituale halten. Die Mithilfe der älteren Kinder (14, zwölf und elf Jahre) ist dabei einfach notwendig. Beispielsweise wird am Samstag zusammen geputzt und die Wäsche gemacht. „Nur wenn das Privatleben gut organisiert ist, lässt sich alles unter einen Hut bringen und nur dann läuft der Laden rund“, betont Elke Reinhardt.
Seit elf Jahren führt das Ehepaar Reinhardt den von Manfred Reinhardt gegründeten Betrieb. Die Eheleute sind inzwischen ein hervorragend eingespieltes Team und können sich blind
aufeinander verlassen. „Das geht sogar soweit, dass Volker den Inhalt seiner Reisetasche nie kontrolliert, wenn er geschäftlich unterwegs ist“, sagt Elke Reinhardt. Der 40-jährige Klempnermeister und Betriebswirt des Handwerks weiß, dass er immer die passenden Kleidungsstücke im Gepäck hat. Übrigens ist seine Frau auch als Stilberaterin aktiv. Etwa dann, wenn er zu einem wichtigen Bietergespräch geladen ist und die Firma entsprechend gut gekleidet repräsentieren muss.
Spezielle Ausbildung?
Auch im Büro bedarf es einer guten Ausbildung und entsprechender Qualifikation. Elke Reinhardt kümmert sich daher regelmäßig darum, den Anschluss nicht zu verpassen. Sie besucht Informationsveranstaltungen von Sparkassen oder Versicherungen ebenso wie den BAUMETALL-Treff, wenn dort „ihre“ Themen auf der Tagesordnung stehen. Weiterbildung heißt für sie aber auch, über Sozialversicherungen, Erziehungsgeld oder Krankenkassenbeiträge Bescheid zu wissen. „Nur dann kann ich unsere Mitarbeiter korrekt informieren und die Löhne auch korrekt abrechnen“, sagt Elke Reinhardt.
Betriebswirtschaftliche Weiterbildungskurse gehören für die Betriebswirtin des Handwerks somit zum Pflichtprogramm und werden von ihr regelmäßig besucht. Rückblickend stellt die Klempnergattin fest, dass selbst zeitraubende Schulungen und Ausbildungsprogramme ihre Berechtigung haben. Dabei denkt sie vor allem an den zweijährigen Teilzeitkurs, an dessen Ende die Betriebswirtprüfung stand. Übrigens ist eine Ausbildung zur Betriebswirtin für Unternehmerfrauen möglich, wenn sie länger als fünf Jahre im Betrieb tätig sind. Abgenommen wird die Prüfung von den jeweiligen Handwerkskammern.
Fazit
Mit ihrer umfassenden Ausbildung ist Elke Reinhardt in der Lage, die gesamte Lohnbuchhaltung und sogar die Bilanzierung der Firma zu erstellen. Letzteres scheint der versierten Chefin jedoch entschieden zu weit zu gehen. Elke Reinhardt: „Für alle Bereiche gibt es Spezialisten. Ich konzentriere mich daher auf die Aufgabengebiete die mir Spaß machen und die mir liegen. Aus technischen Entscheidungen halte ich mich heraus, denn dafür haben wir unsere Fachleute und ein eingespieltes Team.“
Bei all der Betriebsamkeit schätzt Elke Reinhardt das Singen und den Sport. Auch dafür findet die Vollblutunternehmerin, der entsprechenden Organisation sei Dank, die nötige Zeit. Respekt!
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