Golden Goal

19.05.2023 | Veröffentlicht in Ausgabe 03-2023

Blick auf das Jugendzentrum Atalanta Calcio - © Bild: Robert — © Bild: Robert

Blick auf das Jugendzentrum Atalanta Calcio

In Bergamo erzeugt die Gebäudehülle des neuen Jugendzentrums Atalanta Calcio echte Siegeratmosphäre. Seine metallisch glänzende Kupferfassade taucht das gesamte Gelände in goldenes Licht Von Andreas Buck & Josef Peter Münch

Es gibt Dinge, die ewig Bestand haben – die Regelung um das Golden Goal gehört nicht dazu: Mitte der 1990er-Jahre eingeführt, wurden in der regulären Spielzeit unentschiedene Fußballspiele durch ein in der Verlängerung erzieltes Tor unmittelbar entschieden. Der Haken an der Idee war jedoch, dass die Spiele durch die Golden-Goal-Regel unattraktiv wurden. Fast immer verfolgten die gegnerischen Mannschaften die Strategie, ein Tor zu verhindern, wodurch die Spiele in der Endphase langweilig wurden. Diese Erkenntnis sorgte in der Saison 2002 für die Abschaffung der Regelung durch die UEFA. Verglichen damit sind Metallfassaden wesentlich beständiger – solche aus Kupfer bzw. Kupferlegierungen erst recht.

Goldglänzend in die Zukunft

Schon von Weitem macht das vom Team der Planungsgruppe De8 Architetti entworfene neue Jugendzentrum des Serie-A-Fußballclubs Atalanta Calcio auf sich aufmerksam. Seine in warmen Goldtönen schimmernde Fassade strahlt eine schlichte Eleganz aus und lässt dabei nur ansatzweise erahnen, welch enorme Herausforderung mit der Realisierung verbunden war.

Das Gebäude ist ein Teil eines umfassenderen Sanierungsprojekts des Sportzentrums Bortolotti in Zingonia bei Bergamo. Die technischen Anlagen befinden sich auf zwei Etagen des Gebäudes, das zahlreiche Büros, Räume für ärztliche Behandlungen, Physiotherapieanwendungen, Schulungen, Besprechungen, Konferenzen und Fernsehaufnahmen beherbergt. Außerdem ist dort eine große Turnhalle untergebracht.

Das Unternehmen Ligno Alp war als Generalunternehmen u. a. für die Betreuung der Bauphase sowie für die Entwicklung der Ausführungspläne rund um die Holzkonstruktion verantwortlich. Mit der Ausführung der Spenglerarbeiten an Dach und Fassade wurden die Südtiroler Fachbetriebe Schmidt AS aus Bozen und Pallabazzer aus Neumarkt als Arbeitsgemeinschaft beauftragt.

Stehfalz-Dacheindeckung mit teilweise extrem langen Scharen

Solide Spenglertechnik

Ein zentraler Punkt, den es von den Spenglern zu beachten galt, war die möglichst akkurate Montage der aus Messing der Marke Nordic Brass gefertigten Dach- und Fassadenelemente. Nordic Brass ist eine Legierung aus Kupfer und Zink mit einer charakteristischen goldgelben Farbe. Ebenso wie bei vielen anderen Kupferlegierungen von Aurubis verändert sich auch die Metalloberfläche von Nordic Brass an der Atmosphäre. Innerhalb weniger Wochen verdunkelt sich das Material und kann sich in der Folge bereits innerhalb eines Jahres in ein dezentes Dunkelbraun verwandeln. Ebenso wie bei walzblanken Kupferflächen bildet sich zunächst an geneigten Flächen eine Patinaschicht, die jedoch mit einem ganz eigenen Erscheinungsbild überzeugt.

Das Dach

Die Dacheindeckung erfolgte im klassischen Stehfalzsystem mit teilweise extrem langen Scharen. Um die Längenausdehnung der Dacheindeckung nicht zu behindern, erfolgte die Montage der Scharen mit geeigneten Schiebehaften. Aus demselben Grund wurde bei der Befestigung und beim Falzen auf das Einhalten von Freiräumen geachtet. Traufseitig erfolgt die Entwässerung der Dachfläche über großzügig bemessene Kastenrinnen – ein umlaufend mit Falzklemmen angebrachtes Schneefangsystem und ebenfalls mit Falzklemmen montierte Einzelanschlagpunkte sorgen für Sicherheit. Die Scharanschlüsse an Firsten und Graten wurden mit stehend eingebundenen Falzen ausgeführt. Zur Abdeckung der Scharaufkantungen wurden großzügig bemessene First- und Grathauben montiert.

Die Fassaden

Die unterschiedlich gestalteten Fassaden orientieren sich an der unregelmäßigen Form des Grundrisses. Ein Großteil der Fassadenfläche (besonders die Westseite) wurde mit klassischen Winkelstehfalzscharen bekleidet. Teilweise in horizontal verlaufender Richtung angebrachte Simsprofile sorgen für eine optische Trennung und begünstigen die Ausdehnung entsprechender Scharen.

Ein weiteres Gestaltungselement sind markante Lamellen aus Brettschichtholz und darüberliegende, weit auskragende Balken der Tragkonstruktion. Um die Holzelemente vor Witterungseinflüssen zu schützen, brachten die Spengler zahlreiche Abdeckkappen und Abdeckprofile aus Nordic Brass an.

Besonderes Augenmerk haben die teilgelochten Fassadenkassetten verdient. Als Einhangkassetten konstruiert, lockern sie das Fassadendesign auf und verleihen dem Gebäude ein modernes und dennoch zeitloses Erscheinungsbild. Die Montage der Kassetten erfolgte auf einer aus Holzwerkstoffen hergestellten Pfosten-Riegel-Konstruktion.