Was gibt es Schöneres, als die Klempnerseele bei Meeresrauschen, Sonne und gutem Essen in einem erstklassigen Strandhotel baumeln zu lassen? Die Antwort ist einfach: nichts! Das dachten auch die Monteure der Sperber Klempner GmbH & Co. KG aus Langenschade. Die Sache hatte nur einen Haken! Die Unterkunft befand sich zum Aufenthaltszeitpunkt des zwölfköpfigen Spezialistenteams mitten in der Bauphase. Zum Glück! Denn sonst wäre es den auf die Ausführung handwerklicher Metallbedachung und Fassadenbekleidungen spezialisierten Handwerkern mit Sicherheit langweilig geworden. Auch, weil der Aufenthalt in der Friesischen Karibik – genauer gesagt im Upstalsboom Wellness Resort Südstrand in Wyk auf Föhr – für mehrere Wochen gebucht war.
Für das Team um Projektleiter Marcus Sperber bleiben die Tage auf Föhr unvergessen. Die Baustelle der luxuriösen Hotelanlage in direkter Lage am Wyker Südstrand sorgte mit einem unvergesslichen Blick auf Nordsee, Halligen und Strandkörbe aus Kupfer für Wohlbefinden – aber der Reihe nach …
Gelungener Architekturentwurf
Das Hotel befindet sich auf einem rund 23 000 m² großen, parkähnlichen Grundstück in unmittelbarer Strandnähe. Das in moderner, maritimer Architektur gestaltete Vier-Sterne-Superior-Hotel mit 145 Doppel-/Familienzimmern und Suiten bietet ein attraktives Gastronomieangebot sowie einen hochwertigen Spa- und Wellnessbereich. Großzügige Terrassenbereiche sowie eine Lobbybar mit Kamin laden die Gäste zum Verweilen ein. Die direkt an der Promenade gelegene Strandbar versorgt tagsüber den unmittelbar angrenzenden Strandbereich und ergänzt in den Abendstunden in besonderem Ambiente das Gastronomieangebot des Hotels. Architektonische Vorgaben, das Hotel in die inseltypische Landschaft zu integrieren, führten zur Entscheidung, die Fassaden mit hellem Naturstein und kontrastierendem braunem Kupfer zu bekleiden.
Auch hat das Architektenteam um Bernhard Gössler damit inseltypische Witterungs- und Lichtverhältnisse aufgenommen. Das Resort gilt als wichtiges Leuchtturmprojekt für den Nordseetourismus, da es nicht nur 140 neue Arbeitsplätze, sondern auch Mitarbeiterwohnungen auf der Insel geschaffen hat.
Die Masche mit geprägter Masche
„Schon in den ersten Planungsgesprächen wurde klar, dass dieses Projekt ganz neue Anforderungen an unser Team stellen sollte“, erinnert sich Jens Sperber. „Wir fertigten geschosshohe Kassetten aus 1,0 mm Kupfer und stimmten entsprechende Dimensionen auf unterschiedliche Fensterraster im gesamten Staffelgeschoss ab. Dabei mussten wir jede Kassette einzeln vermessen, planen und aufwendig herstellen. Die Befestigung der Elemente erfolgte über Agraffenschienen mit einem Spezialsystem, das von unserem Planer Hans-Jürgen Löffler gezeichnet und berechnet wurde. Eine ähnliche Situation betraf die Bekleidung markanter Säulen bei den Suiten mit Meerblick. Dort sollten jeweils vier einzelne Kassetten eine Säule so umschließen, dass der Eindruck
eines massiven Kupferblocks entsteht. Die Ideen der Architekten stellten uns noch vor viele weitere komplizierte Aufgaben. An der Nordseite entstanden zum Beispiel kleine Balkone, die innen und außen mit unserer geprägten Masche bekleidet wurden.“
Eine ganz besondere Aufgabe für die Klempner war der Entwurf spezieller Kupfer-Strandkörbe. Als Material sollte zunächst industriell hergestelltes Kupfer-Streckmetall eingesetzt werden. Verschiedene Überlegungen führten jedoch zu einer Ausführung mit einer auf das Projekt abgestimmten geprägten Maschenstruktur. Die Körbe sollten auf den Balkonen als Sitzmöglichkeit genutzt werden können und zugleich die Funktion einer Trennwand erfüllen. „Das Ergebnis ist unserer Meinung nach die schönste Hotel-Trennwand überhaupt“, sagt Sperber. „Die Kombination mit Teakholz, wetterfestem Leder und unserem geprägten Kupfer lässt eine einzigartige Wohlfühlatmosphäre entstehen.“ Tatsächlich sorgen die Strandkörbe mit ihrer Optik für einen besonders hohen Nutzwert: Sie ermöglichen wind- und sichtgeschütztes Verweilen auf der Terrasse bei dennoch freiem Überblick. Die Konstruktion der Sichtschutzwände im Staffelgeschoss wurde aufgrund der hohen Windlasten akribisch berechnet. Sie besteht aus Rechteck-Stahlprofilen, die anschließend mit Trapezblechen und geprägtem Kupfer bekleidet wurden.
Wie schon erwähnt erzeugt die aus großen und kleinen „Maschen“ bestehende Prägestruktur eine einzigartige Strandkorb-Optik. Dazu Jens Sperber: „Wo sich sonst kleine Kinderfinger am Streckmetall hätten verletzen können, haben wir zusammen mit dem Kollegen Christopher Kern aus Berlin die Idee der geprägten Bleche entwickelt und sie Architekten sowie Bauherren vorgestellt. Was wir nicht vorausgesehen haben, war die schiere Menge an zu prägenden Kassetten. Der dazu erforderliche Zeitbedarf war einfach enorm! Allein zur Produktion eines einzigen Strandkorbelements waren rund 1200 Maschinenhübe notwendig. Dass die veranschlagte Bauzeit zur Herstellung von 1400 Elementen nicht ausreichen würde, konnten wir uns somit leicht ausrechnen. Wir suchten also einen zweiten Partner, der uns mit seiner Stanz-Nibbel-Maschine unterstützt: die Firma Neucad aus Cadelsburg. Dennoch wurde schnell klar, dass wir das geforderte Zeitpensum noch immer nicht einhalten würden. Kurzentschlossen schafften wir uns eine eigene Stanz-Nibbel-Maschine an. Unsere Maschine des Herstellers Euromac ist mit einem Zwölffach-Werkzeug-Wechsler, der zeitgleich bis zu 96 Werkzeuge aufnehmen kann, ausgestattet. Nach anfänglicher Einarbeitungszeit und dem während der Lernphase erzeugten Materialausschuss haben unsere Mitarbeiter Ricardo Blumenstein, Mario Horn, Marcel Köchel, Kevin Tschischka und Willi Koch eine klasse Arbeit geleistet. Nach geschätzten 1,6 Mio. Stanzhüben möchten wir Stanz-Nibbel-Technik als festen Bestandteil unserer Fertigung nicht mehr missen.“
Kupferbekleidete Apartments
Neben den Kupferbekleidungen des Hauptgebäudes beinhaltete der umfangreiche Auftrag auch die Ausstattung des angegliederten Apartmentkomplexes. An den Laubengängen der drei Gebäude wurden ebenfalls geprägte Kupferelemente montiert. Entsprechende Elemente an der Außenseite erhielten großformatige Maschen, Bauteile an der Innenseite kleinere. Außerdem wurden an den Seeseiten 300 mm hohe Paneele verbaut. Ganz ohne Eck- und Laibungsprofile gefertigt, sorgen sie für eine monolithische Optik. Natürlich mussten auch hier die entsprechenden Bauteile nach der Unterkonstruktions- und Dämmungsmontage einzeln aufgemessen werden. Die erfassten Maße wurden in die Werkstatt geschickt, die Elemente dort gefertigt und anschließend zum Bauvorhaben transportiert. Durch diese Herangehensweise mussten keine Profile vor Ort nachgeschnitten werden. Außerdem ist das Ergebnis durch den Verzicht auf Standardecken und Laibungsprofile viel schöner.
Ebenfalls einzeln angefertigt wurden verschiedene Sichtelemente zwischen den Terrassen. Hier kam erschwerend dazu, dass diese Bauteile eine Dreiecksform hatten und die Maschen folglich einzeln positioniert werden mussten.
Zu den größten Herausforderungen zählten jedoch die Fertigung und Montage der Kassetten für die beiden Treppenhäuser der Apartments. Die Kupferelemente wurden umlaufend vom Keller bis zur dritten Etage angebracht. Sperber erinnert sich: „Wir mussten die maximale Baubreite von 900 mm erreichen. Die Geometrie der Treppenhäuser wies jedoch viele verschiedene Winkel, Steigungen, Knicke und Außenecken auf. Da wir den Bauplänen nur Schnitte entnehmen konnten, blieb uns nichts anderes übrig, als alle Elemente in einem tagelangen Kraftakt auszumessen. Jedes Bauteil wurde dabei auf die entsprechende Wand übertragen und abgeschnürt. Um die Kassetten dann überhaupt fertigen zu können, musste unser Konstrukteur Ricardo Blumenstein ein 3D-Modell erstellen. Auf dieser Grundlage generierten wir eine genaue Stückliste, denn auch hier war jede Kassette ein Unikat.“ Zur Stabilisierung wurden alle Kassetten rückseitig mit Trapezblechen ausgesteift. Entsprechende Profiltafeln wurden aufgeklebt und zusätzlich mechanisch befestigt.
Anstatt Ansichtskarten
Nach fast 16 Monaten war es dann vollbracht. Die Sperber-Klempner hatten ca. 50 t 1,0-mm-Kupfer der Marke Aurubis verarbeitet. Außerdem rund 1 t Kleber sowie 60 t Stahl und Aluminium für die Unterkonstruktion. Auch logistisch war das Bauvorhaben eine Meisterleistung, denn der Materialtransport erfolgte ausschließlich mit der Fähre. Jeder Lkw und Transporter musste einschließlich Fahrzeuglänge fünf Tage vor Überfahrt angemeldet werden. Und wenn die Fähre wegen Niedrigwasser nicht ablegen konnte, warteten bis zu zwölf Mitarbeiter vergeblich auf Material. Erschwerend kam der schneereiche Winter 2018/2019 hinzu.
Anstatt Ansichtskarten aus der Friesischen Karibik zu versenden, möchte sich Jens Sperber auf diesem Wege bei den wichtigsten Partnern am Projekt bedanken. Dazu nennt er Lieferanten wie die Firmen Dieringer, Neucad und Kolbe. Ebenso die Freunde um die Firma Wettengel sowie die Texter Henry Rasch und Andreas Buck. Besonderer Dank gilt dem Bauherrn Wolfgang Müller sowie dem Architektenteam um Bernhard Gössler von GKKK Architekten. 
Bautafel
Projekt: Upstalsboom Wellness Resort, Wyk auf Föhr
Bauherr: Wolfgang Müller, Schalksmühle
Architekt: Bernhard Gössler, Gössler Kinz Kerber
Kreienbaum Architekten
Stadtplaner PartG mbB, Hamburg
Material: Aurubis Kupfer walzblank 1,0 mm
Fachbetrieb: Sperber Klempner GmbH & Co. KG,
Langenschade
Fachpartner: Dieringer, Kolbe, Neucad