Wenn am 26. August 2021 der offizielle Start von BM digital erfolgt, fällt mir ein Stein vom Herzen. Seit 2007 sitze ich bereits in der BAUMETALL-Redaktion, aber so etwas habe ich noch nie erlebt. Kaum war das Thema BM digital angestoßen, überschlugen sich die Ereignisse, meldeten sich Kollegen aus dem gesamten deutschsprachigen Europa, fanden Webkonferenzen in Dauerschleife statt. Und immer wieder ging und geht es um die Optimierung betrieblicher und technischer Kommunikation. Besonders erstaunlich ist die enorme Bandbreite des für Fachbetriebe so wichtigen Themengebietes. Es umfasst die Aus- und Weiterbildung ebenso wie die Betriebsorganisation oder die Kommunikation mit Kunden, Planern, Architekten, Handelspartnern und Servicedienstleistern.
Ob Digitalisierung bei der Verbesserung der Kommunikation hilfreich ist? Selbstverständlich, und da sind sich alle Ansprechpartner einig! Aber im nächsten Satz versichern mir Fachbetriebsinhaber ebenso wie Ausbilder oder Kaufleute, dass EDV-Programme zwar hervorragende Hilfestellung bieten – der Zeitfaktor zum Bespielen diverser Kanäle jedoch unverhältnismäßig hoch sei. So weit, so unvollständig!
Leistungsfähige Anwenderprogramme
Seit Jahren sind Office-Programme von Microsoft weit verbreitet, läuft der Schriftverkehr über MS Word oder OneNote ab, werden Kalkulationen über Excel oder spezielle Branchenprogramme erstellt, erleichtern ERP-Programme die Planung und Organisation aller im Unternehmen vorhandenen Ressourcen. Ein weiterer Bereich ist die interne und externe Kommunikation per E-Mail, App oder Messenger-Dienst sowie die Kommunikation mit unterschiedlichsten Maschinensteuerungen und (nicht zu vergessen) mit den Menschen im Betrieb. Für sich genommen sind die genannten digitalen Einzellösungen hervorragend. Was schwerfällt, ist jedoch, den Überblick zu behalten und ganz pragmatisch die Verknüpfung einzelner Programme und Schnittstellen zu bewerkstelligen. Genau hier kommt Luigi Greco von Gesacon ins Spiel.
Startschuss auf dem Netzwerktreffen
Aufmerksame BAUMETALL-Leser erinnern sich an den Besuch des BAUMETALL-Treffs bei Gesacon in der Schweiz. Im Sommer 2020 diskutierten die Baumetaller mit den Software-Experten von Gesacon über die Zukunft digitaler Vernetzung im Fachbetrieb (G BAUMETALL 6/2020). Seither ist viel passiert – zu viel – jedenfalls so viel, dass es die Schaffung der neuen BAUMETALL-Rubrik BM digital rechtfertigt. Und so sitze ich ein Jahr später fast auf den Tag genau erneut im Gesacon-Besprechungsraum und staune: Das Gesacon-Microsea-Team um Geschäftsführer Luigi Greco hat ganze Arbeit geleistet und ein modular aufgebautes Programm zur speziellen Unterstützung betrieblicher und technischer Kommunikation untersucht und mit eigenen spenglertypischen Vorlagen erweitert. Berücksichtigt wurden sowohl die Anforderungen kleinerer Fachbetriebe, die oft mit manuellen Maschinen ausgestattet sind, als auch modern eingerichteter Unternehmen, wo z. B. Langabkantmaschinen oder Abcoilanlagen verwendet werden. Gesacon unterstützt Spengler ab der Beratung über Konfiguration, Schulung und Support einer durchgängigen Lösung zum Beispiel beim:
Auf dem Weg zum Turbo-Spengler: fünf Fragen zur Digitalisierung im Fachbetrieb
Die Konferenz kommt in Fahrt. Neben mir hat Berthold Ruck (Leiter Prefa-Anwendungstechnik) Platz genommen. Er ist ebenso neugierig wie Reinhold Katterloher (Ausbilder, SHK-Innung in München), der per Video zugeschaltet ist (siehe Titelbild des Beitrages). Nach meiner Kurzvorstellung des BM-digital-Konzepts präsentiert Luigi Greco ein speziell auf die Bedürfnisse von Spengler-Fachbetrieben abgestimmtes Softwarekonzept (siehe nachfolgender Beitrag „Der Softwarespezialist“). Dabei stellt der Fachmann aus der Schweiz folgende Fragen:
Ist Digitalisierung zwingend mit Maschineninvestitionen verbunden?
Ist Digitalisierung teuer?
Ist Digitalisierung nur mit IT-Fachleuten umsetzbar und folglich nicht spenglertauglich?
Ist Digitalisierung Großbetrieben vorbehalten?
Ist Digitalisierung eine Gefahr für das Handwerk, weil sie Spengler zu Monteuren degradiert?
Wäre ich DSDS-Juror Dieter Bohlen, lautete meine Antwort: „Fünfmal nein!“ Und obwohl ich einen deutlichen Wissensvorsprung habe, leuchtet mir ein, dass die Weitergabe dieser Information an die BAUMETALL-
Leserinnen und -Leser schwierig, weil entsprechend komplex ist. Noch während Luigi Greco über die zwingend erforderliche Durchgängigkeit unterschiedlicher Programme spricht, wird mir klar: Hier müssen neben Softwareexperten und Ausbildern vor allem Fachbetriebsinhaber zu Wort kommen – am besten indem sie an einer Umfrage teilnehmen. Und zwar eine Umfrage, deren Ergebnisse die gesamte Spengler- und Klempnerbranche brennend interessiert …
Wie kann die administrative Last bei der Auftragsbearbeitung nachhaltig reduziert werden, damit mehr Zeit für das HAND-Werk bleibt?
Umfrage: die Aufgabe
BM digital stellt ab sofort zeitgemäße Systeme zur Optimierung der betrieblichen und technischen Kommunikation vor und diskutiert entsprechende Vor- und Nachteile mit den Anwendern. Nachfolgend werden beispielhaft fünf Positionen für eine Angebotserstellung und Auftragsausführung beschrieben. Bitte schätzen Sie Ihren Gesamt-Zeitaufwand für alle fünf Positionen und beachten Sie dabei:
• Die Maßerfassung hat bereits stattgefunden.
• Die Fertigung der Bauteile aus Farbaluminium
soll nicht berücksichtigt werden.
• Lieferung und Montage werden bei der Zeiterfassung ebenfalls nicht berücksichtigt.
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... und schätzen Sie Ihren Zeitaufwand. Gesucht wird der administrative Aufwand zur Vorbereitung bzw. Erfassung und Angebotserstellung der hier abgebildeten Metall-Elemente und -Profile. Wichtig: Bei Ihrer Schätzung handelt es sich ausschließlich um die im Folgenden beschriebenen Tätigkeiten. Es geht somit vorrangig um die Erfassung Ihrer auf Erfahrung beruhenden Durchschnittszeitwerte. Das Aufmaß auf der Baustelle hat zu diesem Zeitpunkt bereits stattgefunden und wird bei der Zeiterfassung der Positionen 1 bis 5 nicht berücksichtigt:
Einzelteile im Büro mit allen erforderlichen Fertigungsmaßen und Daten erfassen. Zeit in Minuten: ______
3D- oder Handzeichnungen erstellen. Zeit in Minuten: ______
Preiskalkulation mit genauem Materialbedarf ausführen. Zeit in Minuten: ______
Angebot als Grundlage für eine Materialbestellung erstellen. Zeit in Minuten: ______
Typische Lieferfristen z. B. zu Material, Beschichtung etc. abklären. Zeit in Minuten: ______
Auftragsbestätigung erstellen. Zeit in Minuten: ______
Stückliste mit Materialbedarf (und Gewichten) erstellen.Zeit in Minuten: ______
Arbeitspapiere (Arbeitsanweisung) mit allen relevanten Daten erstellen. Zeit in Minuten: ______
Verschnitt-Optimierung ausführen. Zeit in Minuten: ______
Produktion einplanen. Zeit in Minuten: ______
Falls erforderlich Datenexport für Maschinen zur internen und/oder externen Fertigung erzeugen. Zeit in Minuten: ______
Lieferschein & Rechnung erstellen.Zeit in Minuten: ______
Zeitaufwand gesamt in Minuten: ______
Vier Kollegen – vier Zeitwerte
BM digital stellt an dieser Stelle drei Umfrageergebnisse vor. Dabei handelt es sich um die Zeitwerte von drei unterschiedlich ausgestatteten Fachbetrieben, der Schaaf GmbH in Stuttgart, den Spenglereien Schnyder AG in Elgg (Schweiz) und Fasler AG in Suhr sowie des Unternehmens M. Messerschmidt in Fambach. Die angegebenen Zeitwerte liegen zwischen 330 und 15 (!) Minuten. Dazu Mark Holzwarth (Schaaf GmbH): „Die Umfrage ist ein guter Ansatz. Allerdings werden die wenigsten Betriebe in dem Bereich der Fertigung so digitalisiert sein, wie es dargestellt ist. Bei uns werden kleinere Baustellen von den Kollegen selbst ausgemessen und die Bauteile direkt gefertigt. Eine digitale Vorplanung gibt es bei solchen Kleinbaustellen folglich nicht. Lediglich die Seitenbacken und ggf. die Mauerabdeckung werden gezeichnet. Die Zeiträuber sind im Alltag:
Ein Aufmaß zu erfassen ist bei kleinen Baustellen schnell gemacht. Erst wenn es an ein größeres Objekt geht (mit Teilaufmaßen und unterschiedlichen Flächen), wird es unübersichtlich und aufwendig. Aber vielleicht bringt der entsprechende BAUMETALL-Beitrag einen Lösungsansatz.“
Turbo-Spengler aus der Schweiz
Den Spitzenwert von 15 Minuten erreicht Valentin Schnyder aus Elgg. Schnyder beruft sich bei seiner Schätzung von 15 Minuten darauf, als Gelegenheitsanwender der Software Bendex nicht sonderlich routiniert zu sein, sonst wäre er vermutlich noch zwei bis drei Minuten schneller. Wie Bendex funktioniert und warum die modular aufgebaute Software schon im Kleinbetrieb ihre Stärken ausspielt, schildert Luigi Greco im nachfolgenden Beitrag und natürlich online bei BM digital.