Markant sind die bronzefarbenen Spitzen, die sich um die kleine Kirche aus dem 14. Jahrhundert recken. Der Baukörper ist flach, umfasst die Apsis der Kirche, rückt dennoch von ihr ab und formt zwei spitz zulaufende Vordächer. Das Architekturbüro Arkform baute das neue Pfarrzentrum Fokus in Sierning mit angemessener, eleganter Dringlichkeit. Man merkt den Architekten die Lust am Bauen an: Machen, umsetzen, tun, darum geht es ihnen seit Jahren. Mit diesem Bauwillen und entsprechender Erfahrung verändern sie Dorfplätze, Hafengebiete, Firmensitze und Berghotels – dieses Mal mit unübersehbarer Beteiligung kreativer Spengler.
Der Hauptplatz des oberösterreichischen Ortes Sierning wird von der Pfarrkirche Heiliger Stephan und einem alten, massigen Schloss dominiert, in dem heute das Gemeindeamt und die Musikschule sitzen. Eine verkehrsberuhigte Straße verläuft über den Platz, begleitet von aneinandergereihten Informationstafeln verschiedenster Vereine, die reges Gemeindeleben vermitteln. Die aktive Marktgemeinde zwischen Bad Hall und Steyr ist repräsentatives Zentrum der Region mit eigenem Krankenhaus und eigener Volksschule. Bereits seit 2016 hat sie ein auffälliges Pfarrzentrum.
Wie aus zwei Zeiten
Halb Geste, halb Dialog scheint der Neubau die massige Kirche zu umarmen: zwei Dinge aus zwei verschiedenen Zeiten, die sich in Sierning getroffen haben und nun gemeinsam einen Ort bilden. Der Bau erklärt sich selbst. Im Vorbeigehen und Stehenbleiben fällt das Licht bei jedem Schritt ein wenig anders auf die matt glänzende Fassade. Form- und Richtungsänderungen des Baukörpers machen Lust auf genaueres Hinschauen – vom Hauptplatz aus, vom Gemeindeamt und vom Eisladen unterhalb der Kirche. Jede Ecke, jeder Knick sitzt. Wo zuvor ein dreigeschossiges, plumpes Steinhaus stand, hat das Pfarrzentrum heute an allen Seiten etwas zu bieten. Große Fenster richten sich südlich auf einen Balkon, auf den Kirchenvorplatz am Eingang und die schöne Sandsteinmauer der Apsis. Die Dachdraufsicht mit innen liegender Folien-Regenrinne und flacher Neigung aus bronzefarbenem Prefalz verbindet sich optisch mit den Prefabond-Aluminium-Verbundplatten der Fassaden. Die Fassadenfarbe ähnelt dem Sandstein der teils hochgotischen Kirche. Sie wird im Innenraum durch Wandsteine aus Konglomerat komplettiert.
Klaus Landerl ist Gründungspartner bei Arkform. Er erinnert sich: „Meine Eltern haben in dieser Kirche geheiratet. Ich wohne im Nachbarort. Der Pfarrer hat ursprünglich die Höhere Technische Lehranstalt für Hochbau besucht. Wir hatten damit einen Partner – und Lehrer – auf der Bauherrenseite. Er wollte stets wissen, wie die Details, die Regenrinnen und der Wasserüberlauf funktionieren. Dann kam die Patina-Diskussion. Wir haben uns mit den farblich stabilen Aluminium-Verbundplatten letztlich durchgesetzt, denn Farbveränderungen hätten sicher mit der Zeit das einheitliche Bild von Kirche und Neubau gestört.“
Tradition trifft Moderne
Unerwartet ist, dass auch bei einem modernen Neubau wie diesem Erfahrung und Handwerkskunst unverzichtbar sind, wie der Projektleiter für das Pfarrzentrum Sierning, Gabriel Trinkl, erklärt: „Auf der Baustelle wurden viele Dinge situationsbezogen entschieden und direkt umgesetzt. Die Neigungen der Fassadenflächen wurden zum Beispiel vor Ort mit dem Zimmerer und Spengler ausgeschnürt.“ Für Klaus Landerl gehört entsprechende Detailarbeit auf der Baustelle genauso dazu wie das Erstellen verbindlicher Pläne. Persönlicher Ansprechpartner zu sein ist ihm und seinem Team wichtig: „In Sierning gab es zum Beispiel so etwas wie einen Küchenbauausschuss. Die meist über 70-jährigen künftigen Nutzerinnen der Pfarrzentrumsküche haben uns genau erklärt, was sie brauchen werden. Wir haben dann darauf reagiert.“
Funktional bereichert der Neubau das aktive Gemeindeleben. Das Untergeschoss gehört der Jugend. Das Erdgeschoss, dessen Eingang auf den kleinen Hauptplatz führt, ist im Grunde genommen ein großer, zusammenhängender Raum für Veranstaltungen. Eine doppelte Wand linksseitig bietet Stauraum für Bestuhlung und die offene Küche, rechts gelegen, wird zum Plaudern, Backen und Feiern genutzt. „Der Bau wurde vornehmlich von der Pfarrgemeinde selbst finanziert. Deshalb sind wir sorgsam mit der Kostenkalkulation umgegangen. Heute, nur fünf Jahre nach Fertigstellung, würde das Gebäude sicher um die Hälfte mehr kosten“, ist sich Klaus Landerl sicher.
Jede Ecke, jeder Knick sitzt
Die Neigungen und Fassadenflächen wurden minutiös festgelegt, entsprechende Konstruktionen akribisch ausgeführt. Weit auskragende Dachüberstände und Teilbereiche der Fassade wurden mit Prefabond-Aluminium-Verbundplatten bekleidet. Im Bereich der Vordächer sind keinerlei rechte Winkel vorhanden, was den futuristisch anmutenden Architekturentwurf zusätzlich unterstreicht. Die Spengler des Fachbetriebes Dach Zach aus Kremsmünster haben jede Verbundplatte individuell und millimetergenau in der Werkstatt zugeschnitten, vor Ort angepasst und mit der Unterkonstruktion verklebt. Dazu Thomas Zach: „Mit unseren ausgebildeten und zuverlässigen Mitarbeitern sorgen wir in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit unseren Kunden für qualitativ hochwertige Leistungen. In Kombination mit der Langlebigkeit unserer Produkte gewährleistet dies eine optimale Kundenzufriedenheit. Um wirtschaftlich und in optimaler Qualität zu arbeiten, ist unser Betrieb mit den modernsten Maschinen und Werkzeugen ausgestattet.“
Dach Zach besteht seit 1938. Der Fachbetrieb beschäftigt sich mit Dacheindeckungen, Solartechnik, Bauspenglerarbeiten, Flachdachabdichtung, Fassadenbekleidungen und dem Einbau entsprechender Wärmedämmung. Am Pfarrzentrum Fokus in Sierning führte das Unternehmen die umlaufende Aluminium-Gesimsabdeckung sowie das flach geneigte Aluminium-Stehfalzdach samt aller Anschlüsse aus. Die Scharen wurden klassisch auf einer hinterlüfteten Vollholzschalung mit Trennlage montiert. Das Unterdach wurde direkt an die kastenförmigen Folienrinnen angeschlossen.
Unter der Rinne befinden sich zum Teil sehr weit auskragende Dachvorsprünge. Für die nötige Stabilität sorgen raffiniert konstruierte Holzstaffeln, die gleichzeitig den Montageuntergrund zur Aufnahme der Aluminium-Unterkonstruktion für die Prefabond-Aluminium-Verbundplatten bilden.
Auf nach Sierning
Sierning liegt im östlichen Teil von Oberösterreich. Die rund 40 Autofahrminuten südlich von Linz gelegene Marktgemeinde im Bezirk Steyr-Land könnte sich durchaus zu einem Magnet für architekturbegeisterte Spengler entwickeln. Der futuristische Neubau und die perfekt ausgeführten Spenglerarbeiten haben durchaus entsprechendes Potenzial, die Aufmerksamkeit interessierter Baumetaller auf sich zu ziehen. Übrigens: Noch mehr spektakuläre Architektur ist auch auf der Internetseite von Arkform zu finden. 
Info
Bautafel
Objekt: Neubau Fokus Pfarrzentrum, Sierning, Österreich
Architektur: Arkform, Interdisziplinäres Büro für Architektur, Kultur und Design, Linz, Österreich
Fachbetrieb: Dach Zach, Kremsmünster, Österreich
Material: Prefalz und Prefabond-Aluminium-Verbundplatte Bronze