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Spenglertechnik im Reich der Mitte

Von Stuttgart nach Shanghai

Auch in China gibt es Metalldächer und Klempnertechnik. Den eindeutigen und unzensierten Beweis liefert Spenglermeister Michael Schrodt aus Markt Indersdorf. Sozusagen in „geheimer Mission“ observierte er die Klempnerszene in Shanghai und Peking. Der BAUMETALL-Spengleragent stellt seine Untersuchungsergebnisse aus dem Reich der Mitte exklusiv zur Verfügung. Er schreibt:

Vielleicht waren es gelangweilt aussehende Chinesinnen, die auf ihrem kleinen Messestand auf der Dach+Holz in Stuttgart meine Reiselust erweckten. Eher aus Jux führte ich dort ein Gespräch über Metalldächer in China und tauschte Visitenkarten sowie Höflichkeiten aus. Spontan erhielt ich eine Einladung zur China Roofing & Waterproofing 2008 nach Shanghai – „der“ Dach-Fachmesse in China, so sagte man. Aus Spaß wurde Ernst, als mir Wochen später der chinesische Messe-Prospekt wieder in die Hände fiel. Es folgte ein neugieriger Infoklick auf die Preisliste einer Berliner Airline und die Feststellung: „Das sollte zu machen sein!“ Und weil man auf Reisen nicht alles dem Zufall überlassen sollte, kümmerte ich mich bereits in Deutschland um einen entsprechenden Kontakt zur chinesischen Klempnerszene, den ich im Shanghaier Rheinzinkbüro fand. Am 12. Juni war es schließlich so weit und ich stand auf dem Flughafen von Shanghai.

Top Secret – ein Messebericht

Nach ersten kleineren Orientierungsschwierigkeiten folgt der Messebesuch, wobei sich umgehend Ernüchterung einstellt. Die im Vergleich zur Dach+Holz eher spartanische Messe in Shanghai wartet mit „gigantischen“ 10 000 m² Ausstellungsfläche auf. Für das riesige China, das zudem ein Superlativ nach dem anderen zu erfinden scheint, zeigt „die“ Dach-Messe Chinas eher minimalistische Ausmaße (Anmerk. d. Red.: Messefläche der Dach+Holz in Stuttgart: 70 000 m²). Zudem werden überwiegend Bitumen- und andere Flachdachabdichtungen präsentiert. Lediglich Ausstellernamen wie Sika, Dörken oder Alwitra lassen ansatzweise hierzulande bekanntes Dachprofi-Feeling aufkommen. Mein Interesse findet ein System von Duraproof, das neue Wege beim Verschweißen von EPDM-Material aufzeigt. Insgesamt bringen die geführten Messegespräche Folgendes an den Tag: In ganz China werden Firmen und Fachverleger für den Aufbau von Niederlassungen gesucht, um unterschiedlichste Produkte nach europäischen Standards auf chinesischen Dächern zu verlegen. Offensichtlich haben die Chinesen derzeit noch Schwierigkeiten, in Sachen Qualität die bei uns gewohnten Standards zu erreichen. Die chinesische Metalldachszene scheint zumindest auf der Messe noch im Dornröschenschlaf zu stecken.

Klempnertechnik in Shanghai

Doch wie sehen Shanghais Metalldächer live und in Farbe aus? Gemeinsam mit Tom Vilaysone, Senior Technical Sales Manager von Rheinzink-Shanghai, besichtige ich ein Schulgebäude, ein Einkaufszentrum sowie das Botschaftsgebäude der Republik Korea. Die interessanten Gespräche mit „Tom“ sowie diverse Anekdoten aus dem chinesischen Klempner-Alltag bringen mich nun doch ganz nah ran – an die Klempner und die Metalldächer in China. Besonders staune ich über die Aussage, dass viele chinesische „Facharbeiter“ aus Preisgründen kein eigenes Werkzeug kaufen und stattdessen irgendwie improvisieren. Dementsprechend sieht die Qualität und Optik der Arbeiten bei näherer Betrachtung nicht immer so aus wie in Bayern. Auch kann es vorkommen, dass Pinkelpausen vom Gerüst aus in Richtung Metallfassade abgehalten werden, weil das entsprechende Materialverständnis fehlt. Weithin sichtbare Materialverfärbungen sind die Folge.

Beijing Airport

Nach spannenden Tagen in und um Shanghai folgt der Weiterflug nach Beijing. Mein Plan, die Olympiastätten eingehend zu besichtigen und dabei weitere Spuren chinesischer Klempner zu suchen, ist jedoch nicht sehr erfolgreich. Die Stadien sind hermetisch abgeschirmt. Genau vor dem Schwalbennest ist eine Raketenstellung stationiert, was keinen sehr einladenden Eindruck erweckt. Mein Auswahl-Besichtigungsprogramm führt mich zum rheinzinkbedachten Einkaufszentrum ONE-Mall. Es fällt auf, dass die Baustellen sehr schmutzig sind. Überall stinkt es nach verfaulten und achtlos weggeworfenen Essensresten und Exkrementen.

Mit vielen gesammelten Eindrücken fliege ich vom neuen Beijing Airport zurück und stelle fest, dass der chinesische Markt wahrscheinlich einer der weltweit schwierigsten ist, wenn es darum geht, Fuß fassen zu wollen. Zudem erschweren undurchschaubare (oft korrupte) Entscheidungen der Offiziellen optimales Arbeiten. Einzig die Preise für Fassaden und Dächer liegen wohl über dem europäischen Durchschnitt. Trotz politischer Hemmnisse resümiere ich: China ist allemal eine Reise wert. Um Geschäfte zu machen bedarf es umfangreichen Insiderwissens, was Spontanspenglerei für blauäugige Kollegen eher schwierig werden lässt.

* Michael Schrodt ist Spenglermeister im elterlichen Berieb, Bauspeng-lerei Schrodt, Markt Indersdorf

Michael Schrodt*

Anflug auf Beijing Airport

Mit seiner gigantischen Größe und seiner imposanten Gestaltung setzt das neue Terminal 3 des Beijing Airport weltweit neue Maßstäbe im Luftverkehr. Hervorstechender Blickfang des durch den britischen Architekten Norman Foster geplanten Neubaus ist das mit Reynolux Building realisierte Dach der Passagierhalle. Mit seiner zackenförmigen Gestaltung soll es die Besucher schon beim Anflug an einen schlafenden Drachen erinnern. Die futuristische Stahl-, Glas- und Aluminiumkonstruktion zählt zu den bedeutendsten Architektur-Highlights der Stadt. Mit seiner rund vier Kilometer langen und bis zu 800 m breiten Passagierhalle und der schieren Größe von rund 1,3 Mio. m² soll es den Reisenden schon bei der Ankunft ein Bild des modernen China vermitteln.

Das gigantische Dach der Passagierhalle wurde mit 1200 t PVDF-lackiertem und bandbeschichtetem Aluminium der Marke Reynolux in einer Stärke von 0,9 mm gedeckt.

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