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Spenglerkunst am Schilthorn

Steil gehen 

Derzeit fasziniert die Zahl 159,4 vor allem Touristen, Alpinisten und Liebhaber magischer Bergwelten. Die Spengler und Handwerker der InduBau AG sind augenscheinlich bescheidener. Sie feiern den Wert 85, aber der Reihe nach …

Im Dezember 2024 wurde im Zuge des Projekts Schilthornbahn 20XX eine extrem steile Seilbahn eröffnet. Die neue Direktverbindung zwischen Stechelberg und Mürren überwindet beeindruckende 159,4 % Steigung. Weltrekord! Für die 1194 m lange Strecke und einen Höhenunterschied von 775 m benötigt die Pendelbahn lediglich vier Minuten Fahrtzeit. Das System transportiert bis zu 800 Personen pro Stunde, wobei die beiden Seilkabinen bis zu 85 Personen aufnehmen können. Für die am Großprojekt beteiligten Spenglerinnen und Spengler definiert letztgenannte Ziffer jedoch keine Stückzahl, sondern einen Mengenwert.

85 Tonnen Kupfer

Was kann schöner sein, als Kupferfassaden und Stehfalzbedachungen in atemberaubendem Bergpanorama zu montieren? „Eigentlich nichts“, sagt Thomas Knubel. Mit der bislang erbrachten Teamleistung ist der Geschäftsführer der InduBau AG und der Knubel Bauspenglerei AG sehr zufrieden. Besonders spürbar ist seine Begeisterung, wenn er von zahlreichen Winkelstehfalzfassaden und Stehfalzdächern an den Tal- und Bergstationen schwärmt. Bislang wurden dort sage und schreibe 85 t Kupfer verarbeitet. Und noch ein Novum begeistert den Spenglermeister – die logistische Meisterleistung am höchsten Punkt der Seilbahn. An der Bergstation Piz Gloria blieb das Drehrestaurant während der Umbauarbeiten stets in Betrieb. Noch plakativer beschreibt es Christoph Egger. Der Direktor der Schilthornbahn AG spricht gerne von einer Operation am offenen Herzen. Wegen der umfangreichen Baumaßnahme wurde das Restaurant lediglich für den Zeitraum von Oktober 2024 bis März 2025 geschlossen.

Die Kupferhülle der Bergstation scheint den Himmel zu berühren

Bild: Knubel Bauspenglerei AG

Die Kupferhülle der Bergstation scheint den Himmel zu berühren

Bewährte Spenglertechnik

Für die neuen Stationsgebäude der Schilthornbahn wurde gemeinsam mit dem Bundesamt für Kultur, der kantonalen Denkmalpflege sowie dem Berner Heimatschutz ein einheitliches Architekturkonzept erarbeitet. Es beinhaltet den Einsatz möglichst wartungsarmer und entsprechend langlebiger Baustoffe. Der Grund ist offensichtlich: Die Fassaden und Dächer der Seilbahnstationen befinden sich in exponierten Lagen – müssen Sturm, Schlagregen und Schnee sicher standhalten. Bekanntlich sind für Anforderungen dieser Art Fassaden und Dächer aus Metall perfekt geeignet. Besonders das Baumetall Kupfer schützt gut vor der rauen Witterung der Schweizer Alpen. Die an den Fassaden montierten Kupferscharen wurden im Winkelstehfalzsystem ausgeführt. Die Eindeckung der Dachflächen erfolgte per Doppelstehfalz mit Clip Relief. Eine Ausnahme stellt das Dach der Bergstation Piz Gloria dar. Die Konstruktion der Andockarme des Drehrestaurants minimiert das Gefälle der Dachfläche, die daher mit Polymerbitumenbahnen abgedichtet wurde.

Am Großprojekt wurde walzblankes Kupfer in den Stärken 0,6 und 0,7 mm verarbeitet. Die Zuschnitte entsprechender Profile betragen 330, 400, 500 oder 600 mm. Die Winkelstehfalz-Gesamtfläche umfasst 3142 m² bei einer totalen Profillänge von fast 10 km. Außerdem wurden auf den Dachflächen 2314 m² Fläche eingedeckt. Die Gesamtlänge der entsprechenden Scharen beträgt 5810 m.

Um den enormen Windlasten standzuhalten, wurden für die Dach­eindeckung 7000 spezielle, jeweils 200 mm lange Festhafte aus 0,4-mm-Edelstahl verwendet. An den Querstößen sorgen 1100 Edelstahl-Hafte mit 250 mm Baulänge für Sicherheit. Darüber hinaus benötigten die Spengler rund 50 000 Festhafte sowie 26 000 Schiebehafte des Typs Clipfix. Das von Rheinzink angebotene Clipfix-System verfügt über einen Auszugswert von 600 N pro Edelstahl-Haft. Entsprechende Edelstahlschrauben sowie modifizierte Akkuschrauber der Marke Fein sind weitere Ausstattungsmerkmale. Besonders erwähnenswert ist die einfache und komfortable Handhabung des mit dem BAUMETALL-Innovationspreis ausgezeichneten Systems. Eine spezielle Führungshülse befördert die Schrauben auf ihrem Weg vom Magazingurt bis in den Haft und lässt dabei keine Richtungsänderung und Fehlverschraubung zu. An den Dach- und Fassadenbereichen der Schilthornbahn wurde ein Großteil der insgesamt 225 000 Edelstahlschrauben mit Clipfix-Magazinschraubern eingedreht.

Der Gerüstbau am Berg ist eine ­logistische Meisterleistung

Bild: Knubel Bauspenglerei AG

Der Gerüstbau am Berg ist eine ­logistische Meisterleistung

Spenglerwerkstatt vor Ort

Um die Spenglerarbeiten möglichst effektiv und flexibel zu gestalten, richteten die Profis der InduBau AG und der Knubel Bauspenglerei eine Baustellenwerkstatt in der alten Stechelberg-Station ein. Herzstück der temporären Spenglerwerkstatt sind eine nagelneue Schechtl-­Motor-­Tafelschere der Baureihe SMT 310 BV und die dazu passende Schechtl-Motorschwenkbiegemaschine MAX-F 310 ECT. Beide Maschinen verfügen über eine Nutzlänge von ca. 3100 mm und verarbeiten Stahlbleche bis zu einer Stärke von 1,50 mm. Die Ausstattungsmerkmale der Baustellenwerkstatt sind demnach:

  • Schechtl-Motor-Tafelschere SMT 310 BV (Nutzlänge 3140 mm, Nutzstärke 1,50 mm)
  • Schechtl Motor-Schwenkbiegemaschine MAX-F 310 ECT (Nutzlänge 3100 mm, Nutzstärke 1,50 mm)
  • Zwei Coilwagen von Dräco
  • Jorns-Ablängtisch, Länge 4000 mm, Breite 1000 mm.
  • Handbetriebene Sickenmaschine
  • Rohrstangenhalter
  • Tasso-Arbeitsständer
  • Auf die Frage, ob sich der Aufwand einer derart gut ausgestatteten Baustellenwerkstatt lohne, antwortet Thomas Knubel: „Auf jeden Fall. Ab März 2025 gehen unsere Arbeiten weiter. An den Talstationen Mürren und Birg sowie an der Bergstation Piz Gloria dürfen wir dann die Arbeiten fertigstellen.“ Und noch etwas liegt dem Eidg. dipl. Spenglermeister auf dem Herzen: „Wer uns bei der Ausführung der Spengler­arbeiten unterstützen möchte und Lust hat, dabei frische Bergluft zu schnuppern, kann sich gerne per E-Mail unter info@knubel-bauspenglerei.ch bei uns melden.“

    Und obwohl oder gerade weil der Begriff Steilgehen in der Schweiz noch nicht so weit verbreitet ist, verspricht Thomas Knubel: „Eine Fahrt mit der neuen Schilthorn-Seilbahn ist ein ebenso unvergessliches Erlebnis wie das Gestalten der Fassaden und Dächer an den fünf Berg- und Talstationen mit Kupfer.“

    Riesige Umlenkräder ragen weit aus dem mit walzblankem Kupfer bekleideten Kubus

    Bild: Knubel Bauspenglerei AG

    Riesige Umlenkräder ragen weit aus dem mit walzblankem Kupfer bekleideten Kubus
    Die steilste Seilbahn der Welt auf der Fahrt zum Spenglerprojekt

    Bild: Schilthornbahn AG für Knubel Bauspenglerei AG

    Die steilste Seilbahn der Welt auf der Fahrt zum Spenglerprojekt
    Das vermutlich schönste Baustellenpanorama der Welt

    Bild: Knubel Bauspenglerei AG

    Das vermutlich schönste Baustellenpanorama der Welt
    Nachschub: Materialtransport in speziellen ­Boxen

    Bild: Knubel Bauspenglerei AG

    Nachschub: Materialtransport in speziellen ­Boxen
    Eindecken einer Dachfläche mit Stehfalzscharen

    Bild: Knubel Bauspenglerei AG

    Eindecken einer Dachfläche mit Stehfalzscharen
    Schnee weg, Blech drauf: Besen und Schaufel sind zwei überaus wichtige Hilfsmittel

    Bild: Knubel Bauspenglerei AG

    Schnee weg, Blech drauf: Besen und Schaufel sind zwei überaus wichtige Hilfsmittel
    Materiallagerplatz auf einer fertigen Stehfalzdachfläche

    Bild: Knubel Bauspenglerei AG

    Materiallagerplatz auf einer fertigen Stehfalzdachfläche
    Kupferfassade an der Station Mürren

    Bild: Schilthornbahn AG für Knubel Bauspenglerei AG

    Kupferfassade an der Station Mürren
    Die Bereitstellung diverser Scharen und Profile ist eine logistische Glanzleistung

    Bild: Knubel Bauspenglerei AG

    Die Bereitstellung diverser Scharen und Profile ist eine logistische Glanzleistung
    Das schmale Kupferdach erinnert an eine Kegelbahn

    Bild: Knubel Bauspenglerei AG

    Das schmale Kupferdach erinnert an eine Kegelbahn
     Blick ins offene Herz bzw. direkt unter das drehbare Restaurant am Piz Gloria

    Bild: Knubel Bauspenglerei AG

     Blick ins offene Herz bzw. direkt unter das drehbare Restaurant am Piz Gloria
    Die Spengler betreiben in der alten Station am ­Stechelberg vorübergehend eine Baustellenwerkstatt

    Bild: Knubel Bauspenglerei AG

    Die Spengler betreiben in der alten Station am ­Stechelberg vorübergehend eine Baustellenwerkstatt
    Spengler des Knubel-Teams in der Baustellenwerkstatt

    Bild: Knubel Bauspenglerei AG

    Spengler des Knubel-Teams in der Baustellenwerkstatt

    Bild: Knubel Bauspenglerei AG

    Bautafel

    Projekt: Schilthornbahn 20XX
    Talstation Stechelberg / Bergstation Mürren
    Talstation Mürren / Bergstation Birg / Talstation Birg
    Bergstation Piz Gloria

    Bauherr: Schilthornbahn AG, Stechelberg; CH
    www.schilthornbahn20xx.ch

    Architektur: Brügger Architekten AG, Thun, CH
    www.b-architekten.ch

    Bauleitung: Läderach-Beratung, Konolfingen, CH
    www.hpl-beratung.ch

    Fachbetriebe: InduBau AG, Gunzgen, CH
    www.indubau.ch

    Knubel Bauspenglerei AG, Kestenholz, CH
    www.knubel-bauspenglerei.ch

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