Das Rathaus von Frankfurt (Oder) befand sich in einem Zustand fortgeschrittener Vernachlässigung. Bauschäden, veraltete technische Anlagen und eine unzureichende Energieeffizienz machten eine umfassende Sanierung unabdingbar. Besonders gravierend waren die Schäden am Stadtverordnetensitzungssaal, der aufgrund von Sicherheitsbedenken nicht mehr genutzt werden konnte. Mit der Sanierung bot sich die einzigartige Gelegenheit, das historische Gebäude nicht nur technisch auf den neuesten Stand zu bringen, sondern es auch zu einem modernen und nachhaltigen Zentrum des städtischen Lebens zu entwickeln. Dabei standen folgende Ziele im Vordergrund:
Ein Atrium entsteht
Ausgangspunkt der Entwurfskonzeption war die Umwandlung des ehemaligen Wirtschaftshofs in ein Atrium. Das Rathaus sollte dadurch einen großzügigen, zentralen Raum erhalten, in dem sich städtische Mitarbeiter, Besucher des Bürgeramtes oder Hochzeitsgesellschaften begegnen. Kurz: ein Raum des Zusammenkommens und der Kommunikation. Mit einer umlaufenden Galerie im zweiten Obergeschoss ausgestattet, orientieren sich alle öffentlichen Funktionen auf die neu geschaffene Mitte des Rathauses. Das neue Atrium verbindet die Eingangsebene mit dem zweiten Obergeschoss durch eine neue, großzügige Treppenanlage. Somit wird dieses repräsentative Geschoss mit Stadtverordnetensitzungssaal erschlossen. Die erwähnte Galerie verbindet die Nutzungsbereiche im zweiten Obergeschoss barrierefrei. Gleichzeitig öffnen sich von hier großzügige Blickbezüge durch das gesamte Gebäude. Das Dach des Atriums ist mit 15 Oberlichtkuppeln perforiert, sodass der darunterliegende Raum großzügig, hell und einladend ist. Seine goldfarbene Decke steht zeichenhaft für die nächste Phase im Lebenszyklus des Rathauses.
Decken-Unterkonstruktion
Die nachfolgend beschriebene, mit segmentierten Metallkassetten bekleidete Unterdecke bildet den raumseitigen Abschluss des Atriumdaches. Das entsprechende Tragwerk ist eine Stahlkonstruktion mit der Hauptspannrichtung über die kurze Seite. Hier liegen die Hauptträger (HEA 400), die über 12,54 m spannen und auf Betonpolstern im Mauerwerk auflagern. Die Nebenspannrichtung wird durch kleinere Profile gebildet. Es handelt sich ausschließlich um offene Stahlprofile. Die runden Lichtkuppeln sind auf eine achteckige Unterkonstruktion aus U-Stahlprofilen mit Stahlzylindern gesetzt, welche innen an die Rahmenprofile geschraubt wurden.
Unterhalb des Stahltragwerks folgt die Brandschutzebene. Die Brandschutzdecke, in der Qualität F30, wurde bauseits hergestellt. Sie besteht aus zweilagigen (zweiachsigen) C-Profilen und Direktabhängern an Haupt- und Nebenträgern des Dachtragwerks. In den Randfeldern der Tragkonstruktion wurden Weitspannträger eingebaut, die zur späteren Aufnahme der Metalldecke dienen. Direkt unter dieser Ebene wurden Trägerklammern mit Gewindestangen montiert. Nach Fertigstellung der Brandschutzdecke erfolgte die Montage einer zweilagigen Unterkonstruktion in Form einer flächigen Trapezprofilschale zur Aufnahme der Metallkassettendecke.
Metallkassettendecke
Die Metallunterdecke setzt sich aus dreieckigen, gelochten Kassettenmodulen zusammen. Das Lochmuster der Decke erinnert an einen Teppich mit sich wiederholenden Motiven. Es beruht auf einem 45°/90°-Raster. Die runden Lochungen sind in drei verschiedenen Durchmessern (30, 40 und 55 mm) angeordnet. Der Achsabstand beträgt 7 bzw. 10 cm. Durch Weglassen einzelner Lochungen ergeben sich größere und kleinere geschlossene Flächen. Entsprechendes Spiegeln und Zusammenführen ergibt im Gesamtbild einen Rapport. Und noch etwas ist von Bedeutung: Der Lochanteil pro Kassette variiert zwischen 15 und 27 %.
Eine weitere Anforderung war die Positionierung zahlreicher Sonderlochgrößen zur späteren Aufnahme der Deckeneinbaustrahler. Für das Team der Metallbasis GmbH & Co. KG waren folgende Eckdaten besonders relevant:
Um im Ergebnis eine möglichst ebenmäßige Oberfläche zu erzielen, war es zwingend erforderlich, die gelochten Tafeln vor dem Abkanten über eine Streckrichteinheit laufen zu lassen. Zur Veranschaulichung wird der Kassettentyp 1 beispielhaft beschrieben:
Rings um die Oberlichter ordnen sich vier gleichschenklige, rechtwinklige Dreiecke gleicher Größe an. Sie sind jeweils um 90° gedreht. Die Größe der im Oberlichtradius passgenau ausgeschnittenen Elemente beträgt ca. 3,15 x 1 m. Für die umlaufende Abkantung von 25 mm war es notwendig, die Enden der Dreiecke auszuklinken. Dass bei der Fertigung der Bauteile auf die Lochung geachtet werden musste, versteht sich von selbst. Teilweise wurde sogar durch die gestanzten Löcher gearbeitet.
Fugenbild und Akustik
Um eine kassettenartige Strenge der Decke zu vermeiden, wurden die Diagonalen bewusst betont. Orthogonal verlaufende Linien des Rasters sollten jedoch in den Hintergrund treten. Sie wurden nahezu fugenlos gestoßen. Um die Akustik im Atrium zu verbessern, wurden die Elemente mit einer 50-mm-Akustikdämmung ausgestattet. Verwendet wurde eine einseitig mit schwarzem Glasvlies kaschierte, schallabsorbierende Akustik-Dämmplatte (Schallabsorptionsgrad 0,90) mit Brandverhalten A1 (DIN EN 13501).
Zusammenfassung
Die Sanierung stellte eine komplexe Aufgabe dar, bei der es galt, die historischen Bausubstanzen mit modernen Anforderungen an Funktionalität und Nachhaltigkeit in Einklang zu bringen. Das Ziel war es, das Rathaus als ein zeitgemäßes und zukunftsorientiertes Gebäude zu erhalten, das den Anforderungen einer modernen Stadtverwaltung gerecht wird und gleichzeitig die Identität der Stadt Frankfurt (Oder) widerspiegelt.
Bautafel
Objekt: Rathaus Frankfurt (Oder)
Architektur: Feldhusen Fleckenstein Schwarz Architekten
Bauüberwachung: Behrens & Heinlein Architekten, Potsdam
Deckenplanung: Transform Engineers AB (Volker Liesenhoff)
Statik: Michel Ingenieure GmbH (Frank Michel)
Leistungsbeschr.: Josef Peter Münch
Fachbetrieb: Metallbasis GmbH & Co. KG
Material Decke: Aurubis Nordic Royal 1,5 mm
Material Türgriffe: Messing 2,0 mm (geschliffen, brüniert
und gewachst)
Fotografie: Andreas Meichsner Photography