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Ornamente und Dachlandschaft aus Blei

Maßarbeit in luftiger Höhe

Vogel müsste man sein. Auch in luftiger Höhe zählt der Kölner Dom zu Deutschlands Top-Sehenswürdigkeiten. Bis zu einer Höhe von 157 m über dem Boden erstreckt sich eine beeindruckende Dachlandschaft, die an Größe und Detailreichtum ihres gleichen sucht. Der Dachfirst ist exakt 61,10 m hoch. Wer einen Teil davon bestaunen möchte, kann sich zu einer faszinierenden Führung auf das „Hohe Dach“ anmelden.

Tatsächlich gibt es auf kaum einem anderen Gebäude so viel zu entdecken wie auf dem Kölner Dom. Eine Grundfläche von umgerechnet zwei Fußballfeldern ist gespickt mit Mauern, Türmen, Figuren und Ornamenten. Die Vielfalt der Dachkonstruktion spiegelt die Vielfalt der dritthöchsten Kathedrale der Welt wider. Handwerker haben über Jahrhunderte eine Dachlandschaft geschaffen, die in punkto Optik und Funktionalität Zeichen setzt. Die Dachlandschaft schützt den gotischen Chorraum mit seinen zwei Seitenschiffen sowie das kostbare Inventar zuverlässig vor Witterungseinflüssen. Gleichzeitig ist die Bedachung selbst ein Kulturdenkmal, das es zu erhalten gilt. Viele kunstvolle Details erfordern eine passgenaue Abschirmung gegen physikalische Einwirkungen. Ansonsten setzen Wind, Niederschlag und Abgase dem Denkmal massiv zu. Deshalb sind extrem widerstandsfähige und solide handwerkliche Ausführungen gefragt.

Schon zu Beginn des Dombaus im 13. Jahrhundert war Langlebigkeit oberstes Gebot, denn die Kathedrale sollte das Christentum auf Dauer repräsentieren. Entsprechend sorgfältig wurden bereits die Konstruktionspläne angelegt, Baumaterialien ausgewählt und versierte Handwerker engagiert. Eine Schlüsselrolle spielte bereits im Mittelalter der Werkstoff Blei, der für Abdeckungen, Einfassungen und Verwahrungen am Chordach zum Einsatz kam. Das Metall lässt sich flexibel und präzise verformen. Richtig angewendet, zeigt das Material auch nach Jahrhunderten keine nennenswerten Korrosionsschäden.

Extrembedingungen für Mensch und Material

Die Anforderungen an Mensch und Material könnten extremer kaum sein. Die Dächer des Lang- und Querhauses weisen eine Steigung von über 60 Grad auf. Wer sich hier nicht umsichtig bewegt und absichert, riskiert leicht einen lebensgefährlichen Absturz. Entsprechend hoch und streng sind die Sicherheitsvorkehrungen der Dombauhütte. Auf den steilen Dächern wird mindestens in Zweierteams gearbeitet. Fallgurte und Seile sorgen für maximale Sicherheit, wenn die Handwerker auf den schmalen Leiterbahnen balancieren.

Viele wartungsbedürftige Stellen sind nur schwer zugänglich. Daher existiert ein ausgeklügeltes System aus Gerüsten, Leitern und Aufzügen, das Handwerkern einen sicheren Zugang zum Arbeitsplatz bietet.

Am Kölner Dom wird das ganze Jahr über nahezu ohne Unterbrechung gearbeitet. Nur bei extremen Wetterbedingungen wie Eis und Sturm werden die Außenarbeiten unterbrochen. Die Arbeitsbedingungen für die Handwerker der Dombauhütte sind entsprechend ungewöhnlich. In ihrem Außeneinsatz schlägt das Wetter mit voller Kraft zu. Viele Ausführungen werden in der eigenen Werkstatt weitgehend vorbereitet und vor Ort den jeweiligen Gegebenheiten angepasst.

Das Dach selbst muss permanent massiven Witterungseinflüssen trotzen. Hohe Windlasten, extreme Temperaturunterschiede und aggressive Abgase setzen allen Abdeckungen der Kathedrale zu. Besonders drastisch können die Auswirkungen starker Sturmböen ausfallen: Blechabdeckungen können sich lockern oder im Extremfall sogar aus der Veranker-ung reißen. Es drohen nicht nur folgenschwere Feuchtigkeitsschäden, sondern auch erhebliche Personen- und Sachschäden im Umfeld des Gebäudes. „Es ist absolut wichtig, dass das richtige Material zum Einsatz kommt und die Dacharbeiten mit einem Höchstmaß an Präzision ausgeführt werden“, weiß Hans Tanzyna aus seiner über 30-jährigen Berufserfahrung am Kölner Dom. Die Dachdecker verwenden für ihre Arbeiten den Traditionswerkstoff Saturnblei. Am „Hohen Dach“, bei Verbindungen von Stein und Holz und in flachen Lagen kommt das Bleiblech in einer Materialstärke von 3 mm zum Einsatz. Auf dem Vierungsturm und den Kapellendächern wird Walzblei von 2 mm Stärke eingesetzt.

Bleihaube für die Ewigkeit

Der Kölner Dom ist und bleibt eine Dauerbaustelle. Die Handwerker befinden sich im ständigen Wettlauf mit dem Zahn der Zeit, der an der Bausubstanz nagt. Mit einem Jahresetat von bis zu sieben Mio. Euro treten rund 65 Handwerker diesen Wettstreit an – darunter auch drei fest angestellte Dachdecker (in Köln gibt es so gut wie keine Klempner). Pflichtbewusst warten sie die weitläufige Dachlandschaft mit ihren kunstvollen Details und sind speziell beim Schutz der auskragenden Steinfiguren gefordert.

Die oftmals als Wasserspeier eingesetzten Figuren sind der Witterung besonders ausgesetzt, doch auch hier leistet der gut verformbare Werkstoff Blei wertvolle Dienste. Ob als „Mantel und Haube“ als Drachenflügel oder als schützender Panzer – überall schirmen kunstvolle Bleiabdeckungen die wertvollen Figuren ab. Mehr noch: Die exakt angepassten Bleiapplikationen sehen erstaunlich gut aus – ein Resultat, das nur durch die Werkstoffeigenschaften von Blei in dieser Form realisierbar ist. Am Beispiel eines bleiernen Hutes wird dies vor allem deutlich: Wie aufgenietet sitzt die passgenaue und bleischwere Kopfbedeckung auf dem Stein. Im Stein vorhandene Erhebungen sind trotz des Bleihutes nach außen hin sichtbar – kein Detail geht verloren. Bleihut sowie Bleimantel erzeugen dabei den Eindruck eines Gussabdruckes und die bleierne Hutkrempe schützt das Gesicht der Steinfigur vor Wind und Wetter. Sogar die stählernen Flachbänder, die die Figur stabilisieren, sind entsprechend eingearbeitet und abgedichtet.

Härtetest für Baustoffe und Verarbeitungstechniken

Der Kölner Dom ist für Baustoffe und Verarbeitungstechniken der Härtetest schlechthin. Was sich hier bewährt hat, eignet sich auch für eine breite Anwendung in anderen Bereichen. Ein gutes Beispiel ist hierfür die am Domdach eingesetzte Deckungstechnik: Hier hat sich letztlich die Überlappung mit Hohlwulst als die langlebigste Technik bewährt. Die Bleischare werden ohne Deckunterlage und hinterlüftet auf der Holzschalung befestigt. Eine besonders hohe Stabilität bei kleinteiligen Verbindungen erreichen die Handwerker durch den Einsatz des Bleischweißens. Das Resultat: Die Schweißnaht erhält dieselbe Festigkeit wie das zusammengefügte Bleiblech und bildet zudem noch die bleitypische Patina. Die Lösungen haben eines gemeinsam: Sie gewährleisten flexible und dauerhafte Lösungen, die zugleich höchsten ästhetischen Ansprüchen gerecht werden.

Bedachung der Superlative

Das Online-Extra gewährt Einblicke unter die stählerne Dom-Dachkonstruktion, beschreibt die Verlegetechnik der Bleischare und schildert geschichtliche Hintergründe. Zahlreiche Abbildungen runden das bleischwere Extra auf https://www.baumetall.de/ entsprechend ab.

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