Um unterschiedlichste Flachdach-Randabschlüsse fachgerecht auszubilden, werden in der Regel Dachrandprofile in Form von Mauer- oder Attikaabdeckungen eingesetzt. Einerseits schützen diese Profile die (oft sensiblen) Bitumen- oder Folienbeläge vor mechanischen Einflüssen und vor UV-Strahlung. Andererseits leiten Dachrandprofile an den Dachrändern anfallendes Niederschlagswasser zur Dachinnenseite hin ab, wodurch eine Fassadenverschmutzung weitestgehend vermieden wird. Um die Funktionsfähigkeit unterschiedlichster Flachdach-Randprofile zu gewährleisten, sind wichtige Ausführungsdetails in diversen Fachvorschriften und Einbauempfehlungen geregelt. Dabei fällt auf, dass es durchaus Spielraum bei der Gestaltung der Profile gibt. Vom Klempner individuell hergestellte Profile werden zudem durch ein überaus großes Angebot an Systembauteilen ergänzt. Neben den Klempnerfachregeln des ZVSHK und der DIN 18339 befasst sich auch das Regelwerk der Dachdecker sowie die IFBS-Fachregeln des Metallleichtbaus mit diesem Thema. Alle Regelwerke haben eines gemeinsam – sie definieren weit mehr als nur die Form der Tropfkante.
Selbsttragende und nicht selbsttragende Systeme
Für die Verwahrung von den Flachdachrändern kommen gekantete Klempnerbauteile oder industriell gefertigte Profile zum Einsatz. Um unterschiedliche Profilarten genauer zu definieren, werden Flachdach-Randprofile in selbsttragende oder nicht selbsttragende Systeme unterteilt. Attiken, Mauerabdeckungen oder Flachdachrandprofile unterschiedlicher Bauart, die auf korrosionsgeschützten Haltebügeln beziehungsweise Haltern am Bauwerk befestigt sind, werden folglich als selbsttragende Systeme bezeichnet. Sie sind entsprechend eigenstabil und werden entweder aus stranggepressten Profilen oder aber aus gekanteten Profilen hoher Materialdicke (meist über 1,25 mm) hergestellt.
Eine weitere Variante ist die Montage gekanteter Bänder auf geeigneten Unterkonstruktionen. Die zurecht als nicht selbsttragende Systeme bezeichneten Abdeckungen sind Dachrandprofile oder Abdeckungen, die weitgehend auf vollflächig tragenden Stütz- und Hilfskonstruktionen montiert werden. Hier gelten, vor allem bei großen Zuschnitten, die von den Metalldacheindeckungen her bekannten technischen Regeln. Auch die Materialstärken entsprechen den vom Metalldachbaubekannten Größen zwischen 0,4 und 0,8 mm. Die benötigten Stütz- und Hilfskonstruktionen bestehen meist aus Holzbaustoffen oder aus korrosionsgeschützten metallischen Konstruktionen. Diese Unterkonstruktionen werden bauseitig oder ebenfalls vom Klempner erstellt.
Klempnerfachregeln des ZVSHK
Für die Ausführung und Form metallischer Dachrandabschlüsse sind in erster Linie die bauseitigen Vorgaben maßgebend. Generell ist die sichtbare, direkte Befestigung der Profile unzulässig. Daher werden Einzelhalter oder durchgängige Halte- und Vorsprungstreifen eingesetzt. Die Eck- und Stoßverbindung der Abdeckungen können je nach Werkstoff durch Falzen, Nieten, Schweißen, Hart- oder Weichlöten sowie durch geeignete Stoßprofile regendicht ausgeführt werden.
Achtung: Notwendige Ausgleichsmöglichkeiten zur Aufnahme der Längenausdehnung sind zwingend zu berücksichtigen. Zur Aufnahme der thermisch bedingten Bauteilbewegungen sind neben Leisten- und Stehfalzen in verschiedenen Ausführungen auch geklebte oder unterlegte Stoßverbinder sowie entsprechende Bewegungsausgleichsbänder zulässig. Die Abstände der Bewegungsausgleicher betragen bei eingeklebten Dachrandeinfassungen 6 m, bei Mauerabdeckungen und Dachrandabschlüssen außerhalb der Wasser-ebene 8 m. Diese Abstände verringern sich um 50 % bei der Anordnung vor Eckbereichen oder Festpunkten.
Ausdehnungsschäden sind vorprogrammiert, wenn Dachrandabdeckungen ausschließlich mit Stehfalzen starr verbunden werden sowie bei direkter Befestigung der Dachrandprofile.
Abstände der Tropfkanten
Die überarbeitete Klempnerfachregel gibt für Tropfkantenabstände sowie senkrechte Überdeckungen (h2) von Dachrand- und Mauerabdeckungsprofilen genaue Empfehlungen. Außerdem weist das Regelwerk darauf hin, die Abdeckungsprofile mit ausreichendem und zur Dachseite neigendem Gefälle einzubauen. Dabei sind Schlagregen oder erhöhter Windanfall zu berücksichtigen und gegebenenfalls entsprechende Aufkantungen vorzusehen.
Dem Wunsch zahlreicher Auftraggeber, die Aufkantungen und Blendenhöhen sowie die entsprechenden Überstände zu minimieren, kommentiert die Fachregel mit dem Hinweis, von den Vorgaben nur nach besonderer Absprache abzuweichen. Neu: Hinsichtlich der Tropfkantenabstände und der Blendenhöhen am Dachrand werden in obenstehender Tabelle folgende, vereinfachte Empfehlungen gemacht.
Hilfs- und Stützkonstruktionen
Stütz- oder Hilfskonstruktionen für Dachrandprofile und -abschlüsse können aus Holzbaustoffen sowie aus Stahl- oder Aluminiumprofilen bestehen. Unterkonstruktionen aus Holzwerkstoffen sollten mindestens 30 mm dick sein und mit Holzschutzmitteln nach DIN 68800 Teil 3 geschützt werden. Entsprechende metallische Unterkonstruktionen müssen entweder aus korrosionsgeschütztem Profilstahl oder nicht rostenden Metallen wie Aluminium gefertigt werden. Hierbei ist auch die Zulässigkeit beim Zusammenbau verschiedener Metalle zu berücksichtigen. Wichtig: Besteht die Gefahr von Kontaktkorrosion sind geeignete Beschichtungen oder isolierende Lagen zwischen Abdeckung und Unterkonstruktion einzusetzen. Die Befestigung der Hilfskonstruktionen sind unter Berücksichtigung der anfallenden Windbelastung gemäß DIN 1055-4 mit korrosionsgeschützten Befestigungsmitteln auszuführen.
Doppelte Umschläge an nicht selbsttragenden Abdeckungsprofilen verhindern unbeabsichtigte Beschädigung empfindlicher Dachhäute und Dachbeläge. Außerdem werden die Profile zusätzlich stabilisiert. Durch doppelte Umschläge können eventuell erforderliche Sonderzuschnitte vermieden und Richtzeiten in der Werkstatt verringert werden.
DIN 18339, Absatz 3.4 Bauklempnerarbeiten
Die in der DIN 18339 zum Thema Flachdachanschlüsse getroffenen Anmerkungen decken sich weitestgehend mit den Klempnerfachregeln. Laut DIN 18339 ist die Materialbeschaffenheit entsprechender Profile in Abhängigkeit von Größe, Zuschnittbreite, Formgebung, Befestigungsart, Unterkonstruktion und dem verwendeten Werkstoff zu wählen. Dachrandabschlüsse, Mauerabdeckungen und Anschlüsse sind mit korrosionsgeschützten Befestigungselementen verdeckt anzubringen, wobei die Tropfkanten der Abdeckungen einen Mindestabstand von 20 mm zu tiefer liegenden Bauwerksteilen aufweisen müssen. Ecken und Stoßfugen sind regensicher auszuführen. Desweiteren fordert die DIN, Halter für Dachrandeinfassungen im Deckbereich bündig einzulassen und versenkt zu verschrauben.
Einzuklebende Metallanschlüsse müssen Klebeflächen von mindestens 120 mm Breite aufweisen. Hier sind die Verbindungen wasserdicht auszuführen und bei Bauteillängen über 3 m hat die Befestigung indirekt zu erfolgen. Ein besonderer Hinweis betrifft den Werkstoff Titanzink. Hier muss die Neigung mindestens 3° (5,2 %) betragen, und bei Neigungen bis 15° (26,8 %) sind Trennlagen mit Dränagenfunktion einzubauen.»
DIN 18338 Dachdeckungs- und Dachabdichtungsarbeiten
In der DIN 18338 sind die Angaben zur Ausführung von Dachrandabschlüssen, Mauerabdeckungen und Anschlüssen aus Metall nur dürftig beschrieben. Genauere Angaben sind im Regelwerk des Deutschen Dachdeckerhandwerks zu finden, das sich auch an den Einbauempfehlungen des ZVSHK und des Industrieverbandes für Bausysteme im Metallleichtbau e. V. (IFBS) orientiert.
Fachregeln für Metallarbeiten im Dachdeckerhandwerk
Auch laut den Fachregeln des Dachdeckerhandwerkes sollen vorgefertigte oder handwerklich hergestellte Abdeckungen ein Gefälle zur Dachseite aufweisen. Zudem wird dort empfohlen, die dachabgewandte Seite mit einer Aufkantung zu versehen. Die Überstände betragen in Abhängigkeit zur Gebäudehöhe bei 8 m 20 mm, bis zu 20 m Gebäudehöhe sind es 30 mm und bei über 20 m 40 mm. Eine Sonderstellung bildet der Einbau kupferner Attiken und Profile, deren Tropfkantenabstand mindestens 50 mm aufweisen sollte.
Interessant ist die Forderung eines statischen Nachweises für selbsttragende Profile sowie die Ausnahmeregelung, nicht selbsttragende Systeme bei Kleinflächen direkt befestigen zu können. Auch in den Dachdeckerfachregeln werden zur Nahtverbindung Steh- oder Doppelfalze sowie Aufkantungen mit Abdeckleisten empfohlen. Desweiteren sind Liegefalze zugelassen. Auch die Dachdeckerfachregel verweist zwingend auf den Einbau entsprechender Dehnungsausgleicher.
IFBS
In den IFBS-Fachregeln des Metallleichtbaus heißt es sinngemäß unter anderem: „Die Attikastöße können mit Stoßlaschen ausgeführt werden. Die Attika ist mit einer Neigung von 5° zur Dachfläche auszubilden.“ Interessant sind die Beschreibungen zur Ausbildung von Attikaecken. Einerseits sind geschweißte Attikaecken Zusatzleistungen, anderseits sind Außenecken entsprechend auszuklinken und aus einem Stück herzustellen. Lediglich bei der Ausführung von Innenecken ist die Herstellung aus zwei Teilen zulässig.
Diskussion: Blitzschutzfunktion der Attika
Können Flachdachrandprofile oder Attiken aus Metall als natürliche Blitzschutzeinrichtung eingesetzt werden? Diese Frage beschäftigt zunehmend mehr Kollegen. Hintergrund: Aufgrund der Zulassung metallgedeckter Dachflächen als natürlicher Teil der Blitzschutzeinrichtung folgern Praktiker, dass korrekt geerdete Flachdachrandprofile ebenfalls als Blitzschutzeinrichtung tauglich sind. Schließlich sind nicht nur die eingesetzten Metalle identisch mit metallischen Dachdeckungen. Besonders bei den selbsttragenden Abdeckungen sind die Materialdicken wesentlich höher und somit entsprechend stabiler. Auch werden die Verbindungen an den Stoßfugen der Profile analog zu Metalldachdeckungen in Falz- und Klemmtechniken ausgeführt. Technische Berater diverser Institutionen und Metallhalbzeughersteller räumen die Blitzschutzfunktion von Attiken hinter vorgehaltener Hand zwar ein, verweisen aber ausdrücklich auf eine fehlende offizielle Zulassung. In der IFBS-Broschüre Brandschutz und Blitzschutz mit Metalldächern heißt es: „Der elektrische Durchgang zwischen den verschiedenen Teilen muss durch Verbindungstechniken wie Hartlöten, Schweißen, Quetschen, Falzen, Schrauben oder Nieten dauerhaft gewährleistet sein.“ Die Aussage bezieht sich ausschließlich auf Metalldachbauteile
Stoßüberbrückende Maßnahmen?
Beobachtungen: Von Blitzschutzbaufirmen werden die Verbindungen der Dachrandprofile irrtümlicherweise oft als nicht leitfähig eingestuft. Dieses Vorgehen kann aufgrund der Tatsache, dass die Verbindungstechniken solcher zugelassener Metallbedachungen entsprechen, kritisiert werden. Dennoch setzen Blitzschutzbauer häufig starre Verbindungslaschen ein, um die Leitfähigkeit der Dachrandprofile zu gewährleisten. Diese Verbinder beeinträchtigen das Dehnverhalten der Profile und verursachen entsprechende Schäden. Wenn überhaupt stoßüberbrückende Maßnahmen nötig werden, sollte der Klempner auf den Einsatz flexibler Verbinder bestehen oder aber schriftlich Bedenken anmelden.
Einigkeit besteht bezüglich der zwingend notwendigen und vorschriftsmäßigen Erdung der Dachrandprofile. Fraglich ist jedoch, ob Fachbetriebe analog zu Metalldachdeckungen auch für Attiken und Dachrandprofile entsprechende Bescheinigungen über die normgerechte Ausbildung und Eignung der Bauteile als natürliche Blitzschutzkomponente ausstellen dürfen. Eine verbindliche » Antwort ist im Wortlaut in keiner DIN beziehungsweise keiner Fachregel beschrieben. Setzt man jedoch die Definition der kraftschlüssigen Verbindung als Standard für Dachrandprofile (analog zu Metallbedachungen) voraus, gelten zumindest rein physikalisch gleiche Bedingungen. Folglich können die Bauteile Blitzströme sicher ableiten, müssten aber nach Blitzeinschlagereignissen (wie übrigens auch bei Metallbedachungen gefordert) auf mögliche Beschädigungen kontrolliert werden. Nach Anfrage beim ZVSHK wird diese Theorie bestätigt und die ZVSHK-Kampagne „Dach und Fassadencheck“ als weiteres Argument für die Anwendung und Vermarktung metallischer Bauteile genannt.
Baunormenkatalog 2009 im Internet oder auf CD-Rom
Ob online oder gedruckte Version der entsprechenden DIN-Regelwerke – beim Beuth-Verlag sind alle wichtigen Normen zu finden. Darüber hinaus ergänzen Fachpublikationen über Baustoffe, Berechnungen oder Rechtliches das umfangreiche Fachliteratur-Angebot.
Beuth Verlag GmbH
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Fax: (0 30) 26 01-12 60
Weitere Blitzschutzinformationen:
DIN VDE V 0185-600
DIN EN 62305 1-4
IFBS-Broschüre Brandschutz und Blitzschutz mit Metalldächern
BAUMETALL-Ausgabe 4/2009 S. 22 ff.
BAUMETALL-Online-Extra
Online Extra Flachdach — Alternative Konstruktionen erfüllen Architektenwünsche
Bereits in den 1970er Jahren prägte der Inhaber einer der damals größten süddeutschen Klempner-Fachbetriebe eine Firmenphilosophie der besonderen Art: „Profit entsteht nicht durch den Verkauf großer Dachflächeneindeckungen und den damit verbundenen Quadratmetern“. Was auf den ersten Blick ziemlich widersprüchlich schien, bestätigten schon damals einige Marktbeobachter: „Hier wird mit kleinen Zuschnitten richtig Geld verdient!“ oder „Die machen aus Aluminium Gold!“, waren zeitgemäße Branchen-Reaktionen. Auch heute bietet der Flachdachbereich interessante Alternativen.
Das BAUMETALL-Online-Extra „Flachdach“ schildert zahlreiche Attikadetails und zeigt interessante Abbildungen. Es beschreibt neue Wege zur Verbesserung der Verhandlungsposition und schildert, wie sich Klempnerfachbetriebe deutlich vom Wettbewerb abgrenzen können.https://www.baumetall.de/