Unweit des vor wenigen Wochen eingeweihten Bahnhofes Merklingen lebte ein gewisser Johannes Faulhaber. Der 1580 in Ulm geborene Mathematiker und Ingenieur veröffentlichte lesenswerte Bücher über Geometrie und Festungsbau. Darüber hinaus beschäftigte er sich mit Alchemie. In zahllosen Versuchen verfolgte Faulhaber das Ziel, mithilfe einer angeblich aus dem Stein der Weisen hergestellten Tinktur Silber und andere Metalle in Gold zu verwandeln. Aus heutiger Sicht scheinen Faulhabers Experimente ebenso mystisch zu sein wie der Standort des neuen Bahnhofs Merklingen. Auf der Schwäbischen Alb gelegen, ist er Bestandteil der Schnellfahrstrecke Wendlingen–Ulm bzw. des Bahnprojekts Stuttgart 21. Der Bahnhof besteht aus zwei Bahnsteiggleisen mit jeweils 210 m langen Bahnsteigen, die über Aufzüge und Treppen sowie eine geschlossene Fußgängerbrücke miteinander verbunden sind. Die Bahnhofsgebäude verfügen über markante und mit Stehfalzscharen der Marke Prefalz gedeckte Satteldächer. Ihre Bauform orientiert sich am Landschaftsbild der Schwäbischen Alb sowie der dort verbreiteten Bauweise traditioneller Feldscheunen. Die in Holzbauweise errichteten Gebäude beherbergen u. a. Fahrkartenautomaten, Warteraum, Toilettenanlage und einen Kioskbereich.
Nebel, Gold und Schwarz
Umgeben von Tälern, Fluren und Wäldern liegt der Standort auf einer Hochebene. Ungleichmäßige Luftströmungen erzeugen große Temperaturunterschiede zwischen höheren und tieferen Lagen, wodurch besonders im Herbst und im Winter die Nebelbildung begünstigt wird. Wer das im Dezember 2022 eröffnete Bahnhofsgelände im Nebel und bei Dämmerung erreicht, wird von überraschend warmer Architektur empfangen. Geschickt angeordnete Lichtquellen hüllen die Holzfassade in harmonische Goldtöne und erzeugen eine einladende Atmosphäre. Die Wirkung des warmen und angenehmen Goldes wird zusätzlich durch den Kontrast schwarzer Aluminiumdächer verstärkt, die sich schützend über das Gebäudeensemble legen.
Klassische Falztechnik
Mit der Ausführung der Klempnerarbeiten beweist das Klempnerteam der Bauer Bedachungen GmbH aus Laichingen, dass klassische Stehfalztechnik zuverlässig sowie überaus attraktiv sein kann. Alle Dächer und die zum Bahnbereich weisenden Nordfassaden sind mit falzbarem, farbbeschichtetem Aluminium der Marke Prefalz gedeckt. Das Aluminiumprodukt bietet zahlreiche Farb- und Formmöglichkeiten. Durch sein geringes Gewicht (je nach Bandbreite sind es 2,2 bis 2,3 kg/m²) eignet sich Prefalz für Dachsanierungen sowie für Neubauten. Das Material lässt sich perfekt an unterschiedliche Bauweisen anpassen und kann mit umfangreichem Prefa-Systemzubehör ergänzt werden. Vom Fachmann verarbeitet, ergeben sich unzählige individuelle Gestaltungsmöglichkeiten. Die große Farbauswahl sowie die in glatter oder strukturierter Stucco-Oberfläche lieferbaren Bänder sind nach EN 13501-1 der Brandverhaltensklasse „A1“ nicht brennbar.
Klassische Falzführung
Um die präzisen Silhouetten der Gebäude zu betonen, wurde großer Wert auf die Falzführung und die Schareinteilung gelegt. Das Falzbild der Gesimsbekleidung unterhalb der eingebauten Kastenrinnen folgt der Falzposition darüberliegender Bedachungsscharen. Am First wurden die Falze niedergelegt, auf- und rückgekantet sowie mit einer schlichten Firstkappe versehen. Die nach Süden orientierten Dachflächen
wurden großflächig mit Photovoltaikmodulen bestückt. Dabei sorgt die Befestigung der PV-Module mit zugelassenen Falzklemmen für dauerhafte Sicherheit.
Unterm Strich
Der Bahnhof in Merklingen ist ein gelungenes Beispiel für nachhaltige und zukunftsorientierte Architektur, die sich harmonisch in die Umgebung einfügt. Die Anlage überzeugt, nicht zuletzt aufgrund ihres Architekturkonzeptes und der eingesetzten Materialien, mit hervorragenden, an die klimatischen Bedingungen vor Ort sowie die Bedürfnisse der Fahrgäste angepassten Eigenschaften. Das Funktionshaus und das Fahrradhaus rahmen den Fußgängerbereich mit der Bushaltestelle ein. Der großzügig dimensionierte Vordachbereich des Funktionshauses bildet eine einladende Geste und führt zu Steg und Brücke, über die die Bahnsteige erschlossen werden.
Die Fahrzeit der Bahn von Merklingen nach Ulm beträgt etwa 15 Minuten – nach Stuttgart sind es etwa 45 Minuten. Der wichtige Knotenpunkt für den Regionalverkehr wird auch von einzelnen Intercity-Zügen angefahren, die zwischen Karlsruhe und München verkehren. Damit ist der Bahnhof Merklingen für Pendler, Touristen und Geschäftsreisende ein wichtiger Faktor zur Verbesserung der Mobilität und der Lebensqualität auf der Schwäbischen Alb. 
Bautafel
Projekt: Bahnhof Merklingen – Schwäbische Alb
Architektur: Ott Architekten BDA Partnerschaft mbB, Laichingen
Klempnerarbeiten: Bauer Bedachungen GmbH, Laichingen
Leistungsumfang: Dacheindeckung: Prefalz-Farbaluminium, Oberfläche: P.10 schwarz
Fassadenbekleidung: Prefalz-Farbaluminium
Konstruktion: Nicht belüfteter Dachaufbau, Dachentwässerung als eingebaute Kastenrinnen