Dicht umringt von etwa 30 angehenden Klempnermeisterschülern der Ausbildungszentren Ulm und Stuttgart zeigt Joachim Bürklen, wie mühelos sich die akkubetriebene Blechschere vom Typ Trutool S130 durch das Material zieht. Fast spielerisch trennt der Elektrowerkzeug-Profi Aluminium-, Kupfer- oder Stahlplatinen, geraden Linien oder engen Radien folgend. Wie aber verhalten sich Elektrowerkzeuge, wenn profilierte Bauteile wie Prefa-Dachplatten oder mit einem Wasserfalz versehene Seitenkehlen abgeschnitten werden sollen? Und was geschieht an schwer zugänglichen Stellen? Um das herauszufinden, hatten die Klempnermeisterschüler entsprechende Klempnerprofile vorbereitet, und tatsächlich brachten sie den Trumpf-Werkzeugprofi mit ihren Spezialprofilen an die Grenze des Machbaren, doch dazu später mehr...
Werkzeugtest
Am Standort Ditzingen organisiert die Trumpf GmbH & Co. KG Werksbesichtigungen, ermöglicht Fachgespräche und führt Werkzeuge sowie Maschinen vor. In zahlreichen Ausbildungszentren, etwa im Metall verarbeitenden Bereich, sind diese Aktivitäten sehr bekannt und die Teilnahme entsprechend begehrt. Es wundert also nicht, dass auch Klempnermeisterschüler begeistert sind, wenn sie die Chance erhalten, diverse Nibbler, Blechscheren, Profilsägen oder Kantenfräser zu testen. Doch die Meisterschüler der Stuttgarter Robert-Mayer-Schule sowie der Ulmer Handwerkskammer wären keine Praktiker, wenn sie den Testverlauf dem Zufall überlassen hätten. Entsprechend gut vorbereitet und mit typischen Klempnerprofilen im Gepäck erschienen sie zum Testtermin. Sie schnitten kupferne Doppelstehfalze auf, kürzten Aluminium-Dachplatten und durchtrennten Titanzink-Traufprofile. Dabei erkannten sie, dass Elektrowerkzeuge an kurzen Profilschenkeln und besonders an Profilrückkantungen an ihre Grenzen stoßen. Zwar schnitten die getesteten Nibbler oder Blechscheren ausnahmslos alle Testmaterialien mit Leichtigkeit, doch mit fast allen Maschinen ging es an Profilkanten und Wasserfalzen nicht mehr weiter. Wirklich wundern mussten sich die Fachleute der Meisterschulen darüber nicht. Schließlich wissen sie, dass Schnitte an engen Profilen selbst mit filigransten Handblechscheren äußerst schwierig sind. Mehr noch: Obwohl Klempner standardmäßig linke und rechte Handblechscheren einsetzen, sind speziell Schnitte an bereits eingebauten Profilen mühsam. Und genau hier stellen Elektrowerkzeuge eine sinnvolle Ergänzung dar. Ein Beispiel ist das verformungsfreie Schneiden tiefer Wasserfalze oder Trennstege. Elektrowerkzeuge erledigen solche Schnitte schnell und präzise, was wiederum eine wesen-tliche Erleichterung, etwa beim Ansetzen anschließender händischer Schnitte in der Wasserlaufebene bedeutet.
Deutliche Einsatzerweiterung
Was wäre ein fachlicher Austausch ohne greifbare Ergebnisse für beide Seiten wert? Als Joachim Bürklen das Trutool S114 präsentierte, erkannten die Meisterschüler sofort, dass sich dieses Werkzeug hervorragend für eine besondere Aufgabe eignet: Das Öffnen von Stehfalzen.
Mit dem schlichten Kommentar „die schneidet ja andersrum“ nahmen sich die angehenden Meister sogleich ein mitgebrachtes Bauteil mit Stehfalz vor und fanden sich bestätigt. Dass diese Spezialschere den Einsatz von trennscheibenbestückten Winkelschleifern ebenso überflüssig macht, wie die Aufrüstung von Falzautomaten mit speziellen Trenn- und Schneidwalzen hatten die Werkzeugspezialisten bei Trumpf bis dahin nicht vermutet. Im Meisterschüler-Test schnitt das Elektrowerkzeug den Stehfalz samt Haft mühelos auf – ein deutlicher Hinweis darauf, dass der Abriss alter Stehfalzbedachungen mithilfe der S114 erheblich erleichtert werden kann. Ebenso mühelos erledigt die S114 – aufgrund der eigentümlichen Anordnung der Schneiden – die Aufgabe, für die sie ursprünglich konzipiert wurde – das flächenbündige Abtrennen von Lüftungsrohren an Wänden und Decken.
Mit der Erkenntnis, dass der fachliche Austausch nicht nur unter Kollegen, sondern auch zwischen Anwendern und Entwicklern wichtig ist, verabschiedeten sich die Klempnermeister von Ihren Gastgebern. Die Klempnermeisterschüler haben gelernt, dass Elektrowerkzeuge die tägliche Arbeit wesentlich erleichtern können; für die Trumpf-Crew zeigte sich, dass selbst für bereits auf dem Markt befindliche Werkzeugmaschinen immer wieder neue Anwendungsbereiche entdeckt werden können. Diese Eindrücke sowie die damit verbundenen Impulse machten den Praxistag zu einem besonderen Erlebnis, das zudem dazu beitrug, Produkte praxisnah weiterzuentwickeln und neue Anwendungsgebiete zu erkennen.