Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch

Kreatives Russland

Oft sind es die kleinen Dinge, die große Wirkung entfalten, sagt ­Denis Aksenov und lacht. Verglichen mit den meisten anderen Arbeiten des Ausnahmehandwerkers aus Moskau ist sein aus Messing gefertigtes Wandbild genau solch ein kleines Ding. Die Wirkung der fertiggestellten Arbeit und der damit verbundene optische Effekt sind das krasse Gegenteil! Aksenov bleibt dennoch bescheiden – sagt, er habe die geometrischen Figuren einfach per Handskizze aufs Blech gezeichnet. Natürlich gab es vorher den Kundenwunsch, dass er eine Wandskulptur gestaltet. Aksenov war von der Idee begeistert und schlug eine mehrteilige Wandleuchte vor, deren Herstellung etwa eine Woche beanspruchte. In dieser Zeit setzte er Techniken wie das Löten, das Prägen sowie das Kupfertreiben ein. Alle Details wurden so gestaltet, dass die einzelnen Elemente leicht von der Wand abzunehmen sind. „Das ist wichtig, damit der LED-Lichtstreifen eines Tages rasch ausgewechselt werden kann“, sagt der Spengler. Dem Auftraggeber hat das fertige Produkt – wen wundert’s – außerordentlich gut gefallen. Spontan bestellte er weitere Kupfermodelle aus Aksenovs Kupferwerkstatt – in diesem Fall waren es zwei Elefanten.

Bild: Denis Aksenov/Денис Аксенов

Seegras, Fische und Luftblasen als hinterleuchtete Wandskulptur

Bild: Denis Aksenov/Денис Аксенов

Seegras, Fische und Luftblasen als hinterleuchtete Wandskulptur
Plastische Kupferrückwand mit individueller Färbung

Bild: Denis Aksenov/Денис Аксенов

Plastische Kupferrückwand mit individueller Färbung

Kupfer für exklusiven Wohnraum

Bei einem anderen Projekt arbeitete Aksenov mit der Designerin Elena Moroza zusammen. Wohl wissend, womit sich der Kupfermagier hauptsächlich beschäftigt, entschied sie sich dazu, in einer Kundenwohnung ein wenig mit Kupfer „herumzupfuschen“. Es entstand ein Kupfer-Wandpaneel der Extraklasse, das im Kontrast mit den weißen Einbaumöbeln besonders gut zur Geltung kommt. Das Paneel wurde gewissenhaft nach Morozas Entwürfen geformt. Dabei arbeitete Aksenov auf verschiedenen Ebenen und verknüpfte (von außen nicht sichtbar) mehrere Flächen miteinander. Die zunächst künstlich erzeugte Patina veredelte Aksenov durch eine spezielle Schleif- und Poliertechnik, sodass letztendlich eine plastisch wirkende Oberfläche entstand, die ihresgleichen sucht. Weitere Bestandteile des Kundenauftrags umfassten großformatige Spiegel, die wie Türen wirken, sowie einen Couchtisch aus Kupfer. Die gesamte Arbeitszeit betrug in etwa zwei Wochen. „Das rundum gelungene Innenraumkonzept wurde anschließend sogar im Rahmen einer TV-Sendung im Fernsehen vorgestellt“, berichtet Aksenov stolz.

Landhaus mit Löwenküche

Und auch das gehört zum Repertoire des Kupferkünstlers: In einem frei stehenden Gartenhaus sollte eine Barbecue-Zone entstehen und zahlreiche Einrichtungsgegenstände sollten mit Kupfer beschlagen werden. Neben dem rötlich schimmernden Baumetall dienen Löwenköpfe als verbindendes Gestaltungselement. Für diese Aufgabe entwickelte Kupfermagier Aksenov ein besonderes Konzept. Er bekleidete die Türen der Küchenzeile mit Kupferplatten und fasste sie mit markanten Profilen ein, die zusammen mit rustikalen Scharnieren, Türgriffen und charakteristischen Löwenköpfen als Gestaltungselement herausstechen. Auch die Abzugshaube über dem Großflächen-Grill wurde mit Kupfer und – wie soll es anders sein – mit einem aufgesetzten Löwenkopf gestaltet. Dazu Denis Aksenov: „Den Löwen habe ich aus Plastilin geformt. Plastilin ist eine spezielle Knetmasse, die es mir erlaubte, dem Löwen die Gesichtszüge des Eigentümers einzuhauchen. Anhand dieser Form habe ich dann einen Negativabdruck gegossen und als Treibvorlage verwendet. Die Löwenkopfzier habe ich alleine gefertigt – die Abzugshaube hingegen mithilfe einiger Kollegen in der Werkstatt geschaffen. Die Türen im unteren Bereich der Küchenzeile bestehen aus 2 mm starkem Kupfer und wurden komplett von Hand gefertigt. Die Löwenköpfe im unteren Bereich wurden aus Bronze gegossen. Neben den bereits genannten Elementen gehörte auch noch ein besonderer Kupfertisch zu diesem interessanten Auftrag.“

Passgenau zwischen den Küchenmöbeln platziertes Küchenkunstwerk

Bild: Denis Aksenov/Денис Аксенов

Passgenau zwischen den Küchenmöbeln platziertes Küchenkunstwerk
Beim Anblick dieser kupfernen Dunstabzugshaube mit Löwenkopf schlagen nicht nur die Herzen von Küchenliebhabern schneller

Bild: Denis Aksenov/Денис Аксенов

Beim Anblick dieser kupfernen Dunstabzugshaube mit Löwenkopf schlagen nicht nur die Herzen von Küchenliebhabern schneller
Individuell gestaltete Löwenköpfe auf mit Kupfer beschlagenen Schranktüren

Bild: Denis Aksenov/Денис Аксенов

Individuell gestaltete Löwenköpfe auf mit Kupfer beschlagenen Schranktüren
Küchenabzug mit aufgesetztem Weintrauben-Motiv aus Kupfer

Bild: Denis Aksenov/Денис Аксенов

Küchenabzug mit aufgesetztem Weintrauben-Motiv aus Kupfer

Fernsehstar aus Kupfer

Eine weitere Abzugshaube markierte den Start einer besonderen Spengler-Karriere: Das geschwungene Objekt war der erste „Kupfer-Teilnehmer“ der TV-Sendung Facenda. Tatsächlich wurde die Haube speziell für diese Sendung bei Aksenov in Auftrag gegeben. „Ich habe das Bauteil innerhalb nur eines Drehtages in rund sechs 6 Stunden gefertigt – praktisch aus dem Nichts heraus“, berichtet Aksenov: „Das war natürlich eine große Herausforderung und ein persönlicher Rekord zugleich. Unter der Kupferhülle verbirgt sich ein Bosch-Abzugsaggregat mit integrierter Beleuchtung. Ich habe also nichts anderes als eine einfache, leere, aber dekorative Ummantelung hergestellt.“

Von Abzugshaube bis Totenschädel

Neben kunstvoll geformten Abzugshauben stellt der Kupferfachmann auch vergleichsweise schlichte Modelle her. Dennoch liegt der Teufel oft im Detail. Eine entsprechend ausgeklügelte Variante, deren Strukturierung an eine klassische Ziegelbauweise erinnert, befindet sich im Kaffee „Barbaris“ in Moskau. Und in einem marokkanischen Restaurant im Zentrum Moskaus montierte Aksenov vier halbkreisförmige Abzugshauben über der Barbecue-Zone. „In diesem Restaurant wird sehr häufig auf offenem Feuer gekocht. Es gehört zum Konzept, dass die Gäste auf ihre Speisen warten, während sie deren Zubereitung beobachten können. Die Abzugshauben in Glockenform verleihen dem Ambiente besonderen Charme. Zur Herstellung griffen wir auf mehrere Techniken zurück.“ Neben dem Kupfertreiben setzte Aksenov auch Präge- und Hartlötttechnik ein. „Für den Treibvorgang wurde eine spezielle Form benötigt“, erinnert sich Aksenov, der zunächst eine Form aus Polyurethanschaum und Styropor angefertigt hatte. „Anschließend habe ich die Rohlinge zugeschnitten und mit Knetmasse bedeckt. Danach stellte ich anhand dieses Modells die endgültige Form aus Beton her. Das war durchaus praktisch“, sagt der Kupferkünstler und fügt an: „Am Ende musste ich das fertige Produkt lediglich mit einem Gummihammer aus der Betonwanne schlagen.“

Aufträge wie diese erhält der u. a. auch als Restaurant-Netzwerkpartner arbeitende Aksenov regelmäßig. Sein Lieferspektrum umfasst neben Abzugshauben aber auch riesige Öfen und andere Ausstattungsgegenstände bis hin zu Totenschädeln aus Metall. Ein solcher aus Kupfer getriebener Schädel wurde zum Beispiel als Requisite für Dreharbeiten eines Kinofilms angefertigt. Ein anderes Projekt bestand darin, einen Fensterrahmen herzustellen. „Dazu verarbeitete ich 0,7 mm starkes Kupfer. Ich benötigte zwei Wochen, um alle Details auszuarbeiten. Inspiriert hat mich ein europäisches Journal. Im Endeffekt erwies sich dieses Modell als besonders beliebt und – ähnlich wie meine Spiegelrahmen – als leicht verkäuflich.

Die Form versetzt angeordneter Ziegelsteine setzt sich bei der Gestaltung der darüberliegenden Abzugshaube fort

Bild: Denis Aksenov/Денис Аксенов

Die Form versetzt angeordneter Ziegelsteine setzt sich bei der Gestaltung der darüberliegenden Abzugshaube fort
Vier kuppelartige Abzugshauben zieren die Showküche eines marokkanischen Restaurants im Zentrum Moskaus

Bild: Denis Aksenov/Денис Аксенов

Vier kuppelartige Abzugshauben zieren die Showküche eines marokkanischen Restaurants im Zentrum Moskaus

Zeitlose Klassiker und herausragende Extras

Am besten verkauft Aksenov seine individuell gefertigten Schornsteinaufsätze und dazu passenden Zierelemente. Darunter befinden sich verschiedene Figuren wie Wetterhähne, Windfahnen in Schiffsform oder Flaggen aus Kupfer. Die Rahmen bestehen in der Regel aus 0,8-mm- und die Figuren aus 0,6-mm-Kupfer. Im Allgemeinen kommt zur Fertigung solcher Figuren Hartlöt- und Niettechnik zum Einsatz. Ein weiterer Bestseller aus der Werkstatt des Ausnahmespenglers sind in verschiedenen Variationen angefertigte Kupfer-Gargoyles. Ein Gargoyle ist eine mystisch anmutende Figur, die beispielsweise als Wasserspeier an verschiedenen Gebäuden installiert werden kann. Bereits zwölf solcher Figuren hat Aksenov angefertigt. Jede einzelne davon mit einem anderen Ausdruck und der entsprechenden Gestik. „Unseren ersten Gargoyle fertigten wir für das Schloss des russischen Stars Maksim Galkin. Eine andere Figur wurde speziell für die Ausstellung ’MotoWinter’ hergestellt und danach an den Kunden geliefert. Dieser Gargoyle wurde getrieben, geprägt und die einzelnen Bauteile wurden durch Hartlöten miteinander verbunden. Die Dicke des verwendeten Kupfers variiert je nach Einbauort an der Figur zwischen 0,6 und 0,8 mm“, erklärt Aksenov. In der Regel dauert die Anfertigung eines Gargoyle zwischen ein und anderthalb Monaten. Alle Figuren sind hohl und entsprechend leicht. Sie eignen sich daher perfekt, um gefahrlos an Fassaden und anderen Bauteilen angebracht zu werden.

Bild: Denis Aksenov/Денис Аксенов

Dieser Totenschädel aus Kupfer diente als Requisite bei einem Filmdreh

Bild: Denis Aksenov/Денис Аксенов

Dieser Totenschädel aus Kupfer diente als Requisite bei einem Filmdreh
Riesige verzierte kreisrunde Fenstereinfassungen

Bild: Denis Aksenov/Денис Аксенов

Riesige verzierte kreisrunde Fenstereinfassungen
Ein rundes Portal mit integrierter Türe

Bild: Denis Aksenov/Денис Аксенов

Ein rundes Portal mit integrierter Türe

Wie Inspiration entsteht …

„Du kennst mich doch schon sehr lange. Ich bin von Grunde auf ein Wahnsinniger“, scherzt Aksenov gerne: „Die Ideen fliegen mir einfach zu – von überall und zu jeder Zeit. Manchmal haben auch meine Kunden eigene Vorstellungen, die sie mir mitteilen.“ Aksenov denkt kurz nach und erinnert sich an ein weiteres, sehr interessantes Projekt: „Ein Restaurantbesitzer zeigte mir ein Bild, das dessen achtjähriges Kind gemalt hatte. Es war eine Darstellung von Karlsson, der in einer Decke feststeckte. Ich erhielt den Auftrag, eine solche Figur aus Kupfer zu bauen, und so kam es, wie es kommen musste“, berichtet Aksenov: „Zunächst wurde eine Form entwickelt, dann haben wir alle Elemente unter Zuhilfenahme verschiedener Arbeitstechniken hergestellt und die Karlsson-Figur schließlich an der Decke des Restaurants angebracht.“ In etwa 70 % der Fälle, entstehen Aksenovs Ideen direkt vor seinem geistigen Auge. Er ist in der Lage, seine Metallvisionen sofort zu skizzieren und zu beschreiben. Wenn er dann spontan angefertigte Entwürfe vor Kunden präsentiert, sind diese fast immer bereit, dem Künstler zu vertrauen bzw. entsprechende Aufträge zu erteilen.

Wissen weitergeben

Plötzlich wirkt Denis Aksenov sehr nachdenklich: „Vielleicht ist es ein landestypisches Problem – vielleicht ist es aber auch normal“, beginnt der sonst vor Kreativität überschäumende Vollbluthandwerker: „Oft kommen Leute zu uns, um mit meinem Team und mir zu arbeiten. Natürlich erlernen sie dann verschiedene Techniken oder schauen sich zumindest einige Tricks und Kniffe ab. Es kommt vor, dass einige von ihnen plötzlich überzeugt davon sind, alles zu wissen und zu beherrschen. Im Handumdrehen eröffnen sie dann eigene Werkstätten, wogegen erst einmal nichts einzuwenden ist. Mit einigen Kollegen sind wir sogar freundschaftlich verbunden. Mit anderen pflegen wir lose Kontakte und mit wieder anderen tauschen wir Ideen aus. Aber es gibt auch Werkstätten, die unsere Tätigkeit mit Argusaugen verfolgen.

Das betrifft übrigens auch meinen Unterricht in verschiedenen Meister-Klassen. Dort zeige ich zum Beispiel, wie Kupferblumen möglichst perfekt ausgearbeitet werden können. Besonders großes Interesse zeigen regelmäßig die jungen Leute vom ‚Institut für Wirtschaft und Design‘. Dort, im MARHI (Moskauer Architekturinstitut), hielt ich bereits Vorlesungen mit dem Titel ‚Metallplastiken‘ oder Seminare zum Thema ‚Glockengießen‘. Ergänzend dazu biete ich auch Kurse zum Hartlöten an. Bei meinen Aktivitäten ist es mir überaus wichtig, einfache Kniffe zu vermitteln, auf deren Basis die Teilnehmer sich dann selbst weiterentwickeln und entfalten können.“

Für die nahe Zukunft hat Aksenov ebenfalls schon Pläne in seiner Kreativ-Schublade liegen. Momentan arbeitet er an einer Serie für Dachrinnen-Zubehör mit Löwendekor. Geplant sind verschiedene Varianten von Trichtern und Rohren in unterschiedlicher Form. Aksenov ist davon überzeugt, dass es für exklusive und qualitativ hochwertige Produkte immer einen Markt geben wird: „Kamine, Abzugshauben und andere interessante Objekte werden immer bestellt. Ebenso verhält es sich bei der Planung exklusiver Innenraum-Designs“, ist Aksenov überzeugt und sagt weiter: „Wand- und Deckenleuchten, Wandpaneele und andere Kupferobjekte gewinnen an Popularität. Gerade arbeiten wir an einem riesigen Tandur mit einem Durchmesser von 3 m. Dieser spezielle mit Holz beheizte Backofen wird schon bald in einem georgischen Restaurant in Betrieb genommen.

Die Kupfer-Zauberformel

Aksenovs Kundenkreis ist mindestens ebenso groß wie sein Objekt-­Repertoire. Prominente, Stars, Oligarchen und Personen aus der wohlhabenden Mittelschicht Russlands gehören ebenso dazu wie Menschen, die Gefallen an unterschiedlichen Kupferelementen finden. Mit Kupfer beschlagene Arbeitsplatten sind derzeit besonders beliebt. In den Restaurants des Sternegastronoms Arkadij Novikov wurden die Arbeitsplatten sogar verzinnt. Was alle Aksenov-Objekte verbindet, ist die Tatsache, dass diese in rund 80 % der Fälle von Hand hergestellt werden. Unabhängig davon, ob verschiedene Prägetechniken, das Hämmern auf sandbefüllten Lederkissen oder die Herstellung von Gussformen gefragt sind, greift Aksenov auf ein unglaubliches Fachwissen zurück. „Was meine Arbeit auszeichnet, ist der hohe Fertigungsgrad durch echte Handarbeit. Meine Kunden sind sich dessen bewusst und haben verstanden, dass es keine Möglichkeit gibt, diese traditionsreiche Tätigkeit wie am Fließband durchzuführen.“ 

Jetzt weiterlesen und profitieren.

+ BM E-Paper-Ausgabe – jeden Monat neu
+ Kostenfreien Zugang zu unserem Online-Archiv
+ Themenhefte
+ Webinare und Veranstaltungen mit Rabatten
uvm.

Premium Mitgliedschaft

2 Monate kostenlos testen