Idyllisch liegt die kleine Gemeinde Zwota inmitten der Wälder und Wiesen des Naturparks Erzgebirge-Vogtland. 2010 brauchte die 125 Jahre alte Dorfkirche dringend ein neues Dach. Nach zahlreichen Reparaturen war die Schieferdacheindeckung vollends marode geworden und musste ausgetauscht werden. Für die Verantwortlichen der Kirchengemeinde war schnell klar, dass die Instandsetzung in Zeiten knapper Kassen zu einer nachhaltigen und dauerhaft wartungsfreien Lösung führen musste. Gemeinsam mit dem beauftragten Architekten sah man sich daher nach einer Eindeckung um, die die Kosten der Instandhaltung dauerhaft senken und damit die Gemeindekasse schonen sollte.
Walzblei ersetzt Schiefer
Beratend stand den Bauherren hier der Klempner-Fachbetrieb Seltmann zur Seite. Der Betrieb aus dem sächsischen Aue hat sich auf Metalleindeckungen spezialisiert und verfügt über mehr als 30 Jahre Erfahrung in diesem Bereich. „In den letzten Jahren haben wir für Simse, Anschlüsse und diverse Abdeckungen immer wieder Blei verarbeitet und damit gute Erfahrungen gemacht“, erklärt Firmeninhaber Claus Seltmann. So kam die Idee auf, für das Kirchendach in Zwota eine Volleindeckung in Blei vorzuschlagen. Die Wahl fiel hierbei nicht auf ein Standard-Walzblei, sondern auf das werkseitig vorbehandelte Venusblei. Die Produktinnovation der Krefelder Firma Röhr + Stolberg verfügt über eine witterungsstabile Oberflächenveredelung, die eine Carbonatbildung von vornherein ausschließt. Eine zeit- und damit kostenaufwendige Behandlung mit Patinieröl nach der Verlegung entfällt. Das Produkt kann bei jedem Wetter verlegt werden und bleibt über Jahrzehnte gleichbleibend schön. In die traditionellen Schieferdachlandschaften des Erzgebirges fügt es sich zudem aufgrund seiner edlen anthrazitfarbenen Metalloptik perfekt ein.
Verlegung vom Fach
Von der Idee einer Walzbleieindeckung ließen sich auch Architekt und Gemeinde überzeugen, sodass im August 2010 mit der Arbeit begonnen werden konnte. „Binnen vier Monaten wurde das Hauptschiff mit Turmanschluss sowie Chor und Sakristei mit hochwertigem Venusblei in 2,25 mm neu eingedeckt“, erläutert Claus Seltmann die Arbeiten. Da die Handwerker bislang noch keine Walzbleieindeckung in dieser Größenordnung ausgeführt hatten, stand ihnen Jürgen Seifert, Anwendungstechniker bei Röhr + Stolberg vor und während der gesamten Dacharbeiten beratend zur Seite. 19 t Venusblei in Zuschnitten als Tafeln von 730 x 1900 mm galt es zu verlegen. Durch ein spezielles Verlegesystem sollte eine besonders hohe Sturmsicherheit und Witterungsbeständigkeit dauerhaft gewährt werden.
Zunächst wurden alle notwendigen Vorarbeiten wie die Erneuerung der Dachschalung, der Trennlage und der Entwässerung durchgeführt. Die Zuschnitte wurden am Boden mit den notwendigen Kantungen versehen und mit dem Baustellenaufzug nach oben gebracht. Dort erleichterte ein Rollbock den Handwerkern die Verlegearbeiten bei 45° Dachneigungswinkel. Die vorbereiteten Bleche wurden in Profile eingehängt.
Gegen Wetterextreme gewappnet
Die Querverbindung erfolgte mit einem durchgehenden Haftstreifen. Diese Technik wird insbesondere für Objekte in exponierten Lagen verwendet, die extremen Windlasten ausgesetzt sind. Die Befestigung des Haftstreifens auf der Dachkonstruktion kann gleichzeitig als Befestigung für die Bleischar verwendet werden. Für die Längsverbindungen wurde eine Verarbeitung als sogenannte kleine Hohlwulst gewählt. Diese Technik ist auch als doppelter stehender Falz bekannt. Es handelt sich um eine Form der indirekten Befestigung. Die einzelnen Bleche werden dabei so miteinander verbunden, dass sie einer späteren thermischen Dehnung problemlos standhalten. Dazu darf der zweite Falz nicht zu eng anliegend ausgeführt werden. Die erforderliche Mindestbreite beträgt das Zehnfache der Materialstärke. Die Höhe der Aufkantungen sollte zwischen 75 und 100 mm betragen. Auf diese Weise fachlich korrekt ausgeführt ist eine dauerhafte Eindeckung über viele Jahrzehnte gesichert.
Nachhaltig saniert und dauerhaft schön
Die Arbeiten konnten auch dank der Witterungsunempfindlichkeit des Materials zügig und ohne Unterbrechungen ausgeführt werden. Bereits im November waren sämtliche Dacharbeiten erledigt und es konnte mit dem Abrüsten begonnen werden. Die neue Eindeckung der Kirche in Zwota beweist: Mit Venusblei ist die Dacheindeckung in Blei nicht nur nachhaltig, sondern auch schön.
BAUTAFEL
Bauherr: Kirchengemeinde Zwota
Fachbetrieb: Claus Seltmann, Aue
Dachdeckung: Walzblei in Veredelung Venusblei, 2,25 mm
Blei-Hersteller: Röhr + Stolberg GmbH, Krefeld
Dachaufbau: Hinterlüftete Holzkonstruktion mit 30 mm Schalung und Trennlage
Autorin
Inga Richrath
leitet die Marketingabteilung bei Röhr + Stolberg.