Sickenmaschinen gibt es schon seit vielen Jahrzehnten auf dem Markt. Mit der „RAS 12.35“ bis 1,75 mm und der „RAS 12.65“ bis 3 mm starkem Stahl setzt die Reinhardt Maschinenbau GmbH neue Standards. Als erste Serienmaschinen verfügen diese über eine Selbstlernfunktion, die sie quasi intelligent machen.
Was vollmundig klingt, erweist sich in der Praxis als wahre Revolution in der Sickentechnik. Doch was steckt hinter dem Versprechen? Nehmen wir einmal an, es soll an zehn identischen Zylindern eine Sicke mit 3 mm Radius eingeprägt werden. Nachdem die Walzen aufgesteckt, mit der Einhand-Feineinstellung übereinander positioniert und mit der Zentralklemmung in ihrer Lage fixiert sind, hat der Bediener die Auswahl zwischen drei Betriebsarten: Manuell, Automatik oder Lernen. Da er mehrere Zylinder in der gleichen Weise umformen möchte, entscheidet er sich für „Lernen“ und aktiviert mit einem Tastendruck den Auto-Teach-Modus. Alles, was er von jetzt ab an der Steuerung einstellt, speichert die Maschine ohne weiteres Zutun. Mit der Taste „Material spannen“ fährt er die Oberwalze erst einmal so weit herunter, bis der Zylinder zwischen die Werkzeugen geklemmt und ein guter und sicherer Transport des Werkstückes gewährleistet ist. Mit dem Fußschalter startet er nun die Drehbewegung der Walzen und drückt eine leichte Spur ins Material. Die Geschwindigkeit regelt er über den Fußschalter wie beim Autofahren: wenig Druck sorgt für ein langsames und kontrolliertes Umformen. Stärkeres Durchtreten vergrößert die Geschwindigkeit, bis in der unteren Pedalstellung die Walzen mit Höchstgeschwindigkeit rotieren.
Lernmodus in Aktion
Doch keine Angst: Im Lernmodus kommt es nicht auf Geschwindigkeit an. Die Steuerung speichert die Aktionen nämlich nicht abhängig von der Geschwindigkeit, sondern abhängig vom Weg. Was bedeutet das? Nehmen wir an, dass der Bediener die Oberwalze um 1 mm zustellen möchte, nachdem dreiviertel des Zylinderumfangs durchlaufen sind. Die Steuerung registriert für die Zustellung den zurückgelegten Weg – ganz gleich ob sich die Walzen im Schneckentempo oder mit Vollgas drehen. Nach einer weiteren Umdrehung stellt der Bediener noch einmal um 1,5 mm zu. Dies kann er übrigens auf zwei verschiedene Arten erreichen: Entweder entscheidet er sich für die stufenlose Zustellung und drückt die Taste mit dem Pfeil nach unten oder er wählt die Taste für die schrittweise Zustellung. In diesem Fall fährt die obere Walze um genau den Zustellwert nach unten, der als Parameter dieser Taste zugewiesen ist. Nach dieser Zustellung ist die Sicke genügend weit eingedrückt und der Bediener löst die obere Walze per Pfeiltastendruck. Durch die Digitalanzeige ist der Bediener ständig im Bilde, denn die Stellung der oberen Walze wird zu jedem Zeitpunkt angegeben.
Am laufenden Band
Nachdem der erste Zylinder gefertigt ist, wechselt der Bediener in den Automatikbetrieb. Er legt das Werkstück am Anschlag an, fährt die obere Walze bis auf die Klemmposition herunter und startet die Drehbewegung. Er kann sich völlig auf die Handhabung konzentrieren, denn die Maschine fährt, wie von Geisterhand bewegt, die obere Walze zuerst um 1 mm und nach einer weiteren Umdrehung um zusätzliche 1,5 mm nach unten, ohne dass er die Hände vom Material nehmen muss. Nach der abschließenden Aufwärtsbewegung geben die Walzen das Werkstück wieder frei. Da die Aktionen, wie erwähnt, unabhängig von der Arbeitsgeschwindigkeit hinterlegt sind, wird der Könner den Ablauf mit hohem Tempo fahren können, während der Ungeübte etwas vorsichtiger zu Werke gehen kann. Die aufgenommenen Werte kann der Bediener nun auch in einem Programmspeicher ablegen, falls er später wieder darauf zurückgreifen will. In der Betriebsart „Manuell“ lässt sich zwischendurch auch ein „Eilauftrag“ einschieben, ehe an der Serie weiter gearbeitet wird.
Doch damit sind die Möglichkeiten der selbstlernenden Sickenmaschinen noch lange nicht erschöpft. Der Richtungswechsel ist nicht nur per Druckknopf, sondern auch per optionalem Fußschalter möglich. Die Hände bleiben somit immer am Werkstück, wodurch besonders bei Arbeitsschritten wie dem Schweifen Vorteile entstehen. Zudem ermöglicht der Fußschalter die stufenlose oder die schrittweise Zustellung der oberen Walze. Ferner verfügen die Maschinen über zwei verschiedene Geschwindigkeitszonen. Die Standardzone ist für alle Metallstärken geeignet, begrenzt die Maximalgeschwindigkeit aber auf 14 m/min (10 m/min bei RAS 12.65). Da für den Dünnblechbereich geringere Umform-kräfte nötig, aber höhere Endgeschwindigkeiten erwünscht sind, gibt es die „Eilgang-Funktion“, welche es auf eine Maximalgeschwindigkeit von 28 m/min (20 m/min bei RAS 12.65) bringt.
Vielfältige Möglichkeiten
Zum selbstverständlichen Standard gehört eine 360 x 330 mm große Anschlagplatte aus hochfestem Material mit 1000 N/mm² Festigkeit. Die Oberfläche ist geschliffen und bietet damit optimale Präzision für die Qualitätsprodukte der Anwender. Der Anschlag ist zudem geteilt, sodass er auch zwischen die Walzen geschoben werden kann und sehr kleine Anschlagmaße ermöglicht. Weiter liefert RAS einen Walzenbehälter mit, der sich auf der Rückseite in den Maschinenfuß einhängen lässt. Um den unzähligen Sickenformen gerecht zu werden, steht ein umfassendes Walzensortiment zur Verfügung – jedoch passen auch die Walzen der Vorgängermodelle auf die Maschinen, wodurch sich frühere Investitionen sichern lassen.
RAS Reinhardt Maschinenbau GmbH
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