Es kommt Bewegung in Lengnaus Dorfkern. Zwei leer stehende Bauernhäuser wurden renoviert und in der Folge mit insgesamt zehn Wohnungen umgenutzt. Der einstöckige Anbau bietet genügend Platz für eine Gemeinschaftsarztpraxis. Mit einer Fläche von rund 1000 m² hat der neue Brunnenplatz eine wohltuende Größe – er wird zukünftig ein attraktiver Ort für Begegnung und Austausch sein. Zur Ausstattung des Areals gehören außerdem gemütliche Sitzbänke sowie ein künstlich angelegter Wasserlauf, der vom Überlauf des ehemaligen Adlerbrunnens gespeist wird.
Spenglerarbeiten aus Kupfer
Mit klaren, modernen Linien und eingebettet in umliegende denkmalgeschützte Gebäude setzt der harmonische Entwurf des Architekten eine durchaus herausfordernde Zielvorgabe für das Team des Fachbetriebs Ramseyer und Dilger aus Bern. Das Wechselspiel zwischen der geklebten, ruhig-flächigen und der markant vertikal geschuppten Fassadenbekleidung sowie den speziellen vertikalen Lamellen vor den Fenstern macht das Ärztezentrum inklusive dem alleinstehenden Treppenaufgang der Einstellhalle interessant, modern und lebendig. Und obwohl Stehfalzbedachungen überaus traditionell sind, ist es dank der darüberliegenden Photovoltaikanlage gelungen, das auf dem neuesten Stand der Technik hergestellte Kupferdach zukunftsorientiert auszuführen.
Fassade mit Struktur-Steckfalz
Für den „Zwischenbau Ärztezentrum“ haben die Spengler von Ramseyer und Dilger ein spezielles und auffällig strukturiertes Steckfalzsystem entwickelt. Die geschuppte kupferne Gebäudehülle entspricht nicht nur den technischen Anforderungen und Vorstellungen des Architekten, sondern verleiht dem Gebäude auch eine markante Optik. Charakteristisch für derart geschuppte Profilfassaden sind sägezahnähnliche Strukturen, die je nach Profiltiefe unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Entsprechend ästhetisch präsentiert sich das einzigartige und dynamische Erscheinungsbild, ohne dabei die Funktionalität zu beeinträchtigen. Und noch ein Vorteil ist mit der Fassadenstruktur verbunden: Die ebenfalls an größeren Glasflächen montierten Profile sorgen für wohltuende Beschattung und schützen zugleich vor neugierigen Blicken. Ein weiterer Pluspunkt für den Einsatz der Steckfalzpaneele ist deren charakteristisches, vertikales und harmonisch wirkendes Fugenbild. Dazu Spenglermeister Marcel Filli: „Herkömmliche Fassadenprofile werden oft mit Schattenfugen montiert, die nur dann gut aussehen, wenn sie exakt ausgeführt werden. Durch die speziell entwickelte Profilgeometrie der Steckfalzpaneele konnten wir die Einstecktiefe geringfügig variieren und so Toleranzen in der Überdeckung problemlos aufnehmen. Ein weiterer Systemvorteil ist mit der Ausbildung entsprechender Übergänge zwischen Steckfalzpaneelen, Laibungen und entsprechenden An- und Abschlüssen verbunden.“ Die Aufbau der Struktur-Steckfalz-Fassade besteht aus:
Fassade mit geklebten Kupferplatten
Im Eingangsbereich und an den Fenstern haben die Spengler ein Fassadensystem bestehend aus großformatigen Kupferplatten installiert. Die einzelnen Kupferelemente weisen zwar unterschiedliche Achsmaße auf, wurden aber in jeweils einheitlicher Breite zwischen den Fenstern genau eingemessen. Das Fugenbild wurde auch in der entsprechenden Untersicht übernommen.
Um die großformatigen Kupfertafeln durchdringungsfrei zu montieren, entschied sich das Team von Ramseyer und Dilger für den Einsatz bewährter Klebetechnik aus dem Hause Techno AG. Zur Aufnahme des Klebers wurden schwarz eloxierte Hutprofile auf der darunterliegenden Holzlattung angebracht. „Die Materialwahl ist absolut unbedenklich“, versichert Marcel Filli: „Der Kleber bildet eine durchgehende Trennung zwischen der Aluminium-Unterkonstruktion und den aus Kupfer bestehenden Fassadenplatten. Die Gefahr möglicher Kontaktkorrosion besteht folglich nicht.“ Besonders hervorzuheben sind die Verarbeitung und die exakte Montage der geklebten Verbund-Kupferplatten und die entsprechenden fließenden Laibungsübergänge. Hier besteht der entsprechende Wandaufbau aus:
und vertikalen, schwarz eloxierten Hutprofilen für die
Tecu-Oxid-Bond-Platten-Bekleidung.
Traditionelles und zugleich modernes Stehfalzdach
Bei der Montage der Kupferscharen des Doppelfalzdaches griffen die Spengler die klaren, kubischen Linien des Baukörpers auf. Eine Besonderheit ist mit der Anordnung des Firstes verbunden. Dieser teilt die ungleichmäßige trapezförmige Dachfläche in zwei Dreiecke – verläuft also von einer Außenecke zur schräg gegenüberliegenden. Die Dreiecksflächen sind folglich unterschiedlich groß und die Scharen teilweise über 13 m lang. Für den optisch ansprechenden Einbau der PV-Anlage wurde die Metalldachebene konstruktiv so weit abgesenkt, dass ein flächenbündiger Einbau der Aufdach-PV-Anlage möglich war.
Aufgrund der Dachgeometrie verfügt jede der beiden Metalldachseiten über nur einen Ablauf. Anfallendes Niederschlags-
wasser läuft folglich an einem Punkt konzentriert zusammen. Ebenfalls geometrisch bedingt verfügen die Dachflächen über sehr starke Rinnengefälle – weisen jedoch aufgrund des Holzelementbaus eine relativ geringe Rinnenhöhe mit gerade einmal 40 mm auf. Spenglermeister Beat Schmutz erklärt: „Für entsprechende Sicherheit sorgen spezielle Rinnenabläufe. Großzügig dimensioniert und an die bauliche Situation angepasst hat unsere Lösung rund um die Entwässerungsthematik zwar zunächst Unverständnis beim Architekten ausgelöst. Die Positionierung des wuchtigen Ablaufkanals hinter der Fassadenbekleidung wurde dann jedoch begeistert angenommen. Zudem haben wir im Eckpunkt der Rinne die Stauhöhe mit einem zusätzlich dicht eingesetzten Tablet vergrößert.“ Der Dachaufbau:
Dicke 27 mm,
Metall ohne Grenzen
Eine weitere Herausforderung im Bauablauf war mit dem Aufrichten des direkt an den Kupferbau anschließenden neuen Bauernhauses verbunden. Aus organisatorischen und technischen Gründen konnten sowohl die Kupferfassade als auch die Dachfläche erst zu einem späteren Zeitpunkt fertiggestellt werden.
Das Team von Ramseyer und Dilger ist stolz darauf, abermals den Leitgedanken „Metall ohne Grenzen“ umgesetzt zu haben. Die strukturierten und glattflächigen Fassadenbereiche sowie das zeitgemäße Kupferdach werden allen Ansprüchen gerecht. Darüber hinaus wurde mit der Wahl des Werkstoffs Kupfer ein nachhaltiger Baustoff verarbeitet, der den Neubau über viele Jahrzehnte vor Wind und Wetter schützt.
Bautafel
Bauherr: Burgergemeinde Lengnau vertreten durch Monika Gribi
Architektur: k2p Architekten GmbH, Biel, Patric Pauli
Bauleitung: Frattini Bauleitungen GmbH, Lengnau BE, Marcel Frattini
Fachbetrieb: Ramseyer und Dilger AG, Bern, vertreten durch Marcel Filli und Beat Schmutz
Metalldach: Kupfer Tecu-Oxid 0,60 mm, ca. 3000 kg
Metallfassaden: Kupfer Tecu-Oxid 0,70 mm, ca. 5000 kg Kupfer Tecu-Oxid 1,00 mm (Fensterzargen), ca. 500 kg Kupfer Tecu-Oxid Bond 4,0 mm foliert, ca.460 m²