Microsonic gilt weltweit als Ultraschallsensor-Spezialist für die industrielle Automatisierungstechnik. Am 2015 fertiggestellten Firmensitz in Dortmund befinden sich Forschungs- und Bürobereiche sowie entsprechende Produktionsstätten. Das von außen edel anmutende, mit Metallelementen aus Aurubis Nordic Royal bekleidete Gebäude wurde vom Düsseldorfer/Berliner Architekturbüro F & G Geddert geplant und von der Bauunternehmung Freundlieb aus Dortmund erstellt. Für die Fassadenarbeiten zeigt der Fachbetrieb Metallbau Lambrecht aus Datteln verantwortlich.
Der Planungs- und Bauphase war ein Architekturwettbewerb vorausgegangen. Die Aufgabe: Schaffung einer möglichst gleichwertigen räumlichen Qualität und eine enge Vernetzung einzelner Bereiche, um Betriebsarbeitsabläufe effizient zu gestalten, aber auch um Begegnungsflächen für die Angestellten zu schaffen. Der Entwurf von F & G Geddert setzt diese Anforderungen mit einem funktionalen und extrem flexiblen Skelettbau um. Um die Anforderungen an soziale Interaktion und gehobene Aufenthaltsqualität zu erfüllen, wurden die Erschließungsbereiche als besonders gestaltete Begegnungsräume ausgebildet. Das zentrale Element des Lichtturms verbindet alle Bereiche über eine skulpturale Stahltreppe miteinander. Die Erschließungskerne an den südlichen Gebäudekanten erhalten jeweils Panoramaverglasungen über Eck, die einen Ausblick in die Landschaft des Phoenixsees ermöglichen.
Über die weitläufige Terrasse im Obergeschoss sind die einzelnen Flügel des Bereichs Forschung und Entwicklung miteinander verbunden. Die Mitarbeiter profitieren besonders durch die Nutzung des Dachgartens, der die Aktivität im Bereich Forschung für alle Mitarbeiter erlebbar macht. Darüber hinaus gewährt das Gebäude über seine verglasten Bereiche im Erdgeschoss Spaziergängern, die am Phoenixsee flanieren, Einblick in die Produktionsprozesse.
Gebäudematerialität und -struktur
Die Materialität des Gebäudes gliedert sich in drei Ebenen: die innere tragende Struktur in Stahlbeton, die Ausbauebene aus Glas, gefasst in dunkel eloxierte Aluminiumprofile, und die Ausführung konstruktiver Innenelemente in Schwarzstahl sowie die Gebäudehülle aus legiertem Kupfer der Marke Nordic Royal von Aurubis.
Die tragende Betonstruktur des Gebäudes verzichtet in weiten Teilen auf die sonst übliche Sichtbetonklassifizierung. Vielmehr trägt das Architekturkonzept der Tatsache Rechnung, dass es sich um ein echtes Fabrikationsgebäude handelt, welches die Tradition die Standorts Phoenixsee als Industriestandort bewusst in das 21. Jahrhundert weiterführt. Einzige Ausnahme bilden Akzente im Eingangs- und Mitarbeiteraufenthaltsbereich, wo die Betonqualität verfeinert und in Ortbetonbauweise mit Brettschalung ausgeführt wurde.
Die Außenhülle des Bauwerks besteht aus recycelten Kupferelementen. Sie sollen eine optische Brücke zum modernen Microsonic-Produktionsort für Hightech-Elektronik schlagen. Dass sich die Fassade mit der Zeit weiterverändern wird, verbindet sie in besonderer Weise mit dem Standort Phoenixsee, der ebenfalls stetigem Wandel unterzogen ist.
Fassadenkunst für Auge und Ohr
Die Fassadenelemente wurden aus Nordic Royal hergestellt – einer Kupferlegierung mit Anteilen von Aluminium und Zink. Die goldglänzenden Oberflächen entwickeln unter Umwelteinflüssen eine dünne, schützende Oxidationsschicht, die sich im Laufe der Bewitterung verstärkt. Infolgedessen erhält das Material ein mattes, goldenes bis goldbraunes Äußeres. Die Fassadenelemente sind mit einem vorwiegend symmetrischen Lochmuster versehen.
Ebenso wie die Materialität spiegelt auch die Gestaltung der Fassadenprofile Unternehmensgeschichte und Standort wider: Gemeinsam mit dem Künstler Sebastian Freytag, der sich intensiv mit der Geschichte des Ruhrgebiets und Dortmunds auseinandersetzt, wurde ein Wortzyklus für die Fassade entwickelt. Dieser Wortzyklus beinhaltet Begriffe aus der Geschichte des Standorts, der Gegenwart in Form der Umwidmung zum Phoenixsee und dem Neubau der Microsonic GmbH. Außerdem gestattet der Wortzyklus einen Ausblick in die Zukunft der Umwandlung des Standorts für die Industrialisierung 4.0.
Von Microsonic-Mitarbeitern eingesprochene Worte wurden zuerst anhand entsprechender Schallfrequenzen in eine Grafik übersetzt. Dabei kam ein eigens von den Architekten entwickeltes Computerprogramm zum Einsatz, das den Wortzyklus visualisiert und anschließend in ein übereinstimmendes Lochmuster umgesetzt hat. Die eingesprochenen Worte bzw. Wortzyklus-Fassadenelemente wurden scheinbar zufällig eingestreut und zwischen den regulären und gleichmäßig gelochten Bauteilen montiert. Bei genauerer Betrachtung sind die Sonderprofile gut erkennbar. Darüber hinaus können sie zur Rückübersetzung über eine spezielle Installation als tatsächliche Sprachmitschnitte erneut hörbar gemacht werden.
Bautafel
Architektur: F & G Geddert, plus4930 Architektur,
Jürgen Geddert, Florian Geddert,
Johannes Sierig, Rene Krüger
Projektleitung: Andreas Artz, Roberto Carrasco, Robert Pohle
Innenarchitektur: Friedhelm Kuche 360°
Kunst am Bau: Sebastian Freytag
Bauherr: Microsonic GmbH
Generalübernehmer: Freundlieb GmbH
Fassade: Aurubis Nordic Royal
Fachbetrieb: Lambrecht Metallbau
Fotos: Roland Borgmann für F &G Geddert / Aurubis
www.rolandborgmann.com