Souverän bedienen Katrin und Kerstin Hammer die Werkzeugmaschinen verschiedenster Fabrikate. Die Töchter des Firmengründers bestücken und steuern die hochmodernen Anlagen, mit denen die Werkstatt des Fachbetriebs DFP Hammer in Graz ausgestattet ist, allein. Ohne Technikaffinität und Sachkunde wäre diese Leistung nicht zu schaffen. Beide Handwerkerinnen absolvierten 2017 ihre Spenglermeisterprüfung, direkt nach dem Abschluss ihrer Ausbildung. Im BAUMETALL-Gespräch gewähren die Meisterinnen interessante Einblicke in ihre persönliche Arbeitswelt:
BAUMETALL: Inwieweit profitieren Handwerkerinnen von Technologien wie CNC-gesteuerten Maschinen?
Katrin Hammer: Für uns Frauen ist die Technik ein großer Vorteil, weil es mit ihr viel einfacher ist, die Bleche zu handhaben. Es ist ein Unterschied, die Coils in der Werkstatt manuell zu heben oder den Auftrag am Bildschirm einzugeben, damit die Maschine die Coils bewegt. Wenn der Kraftaufwand im Umgang mit dem Material zu stark steigt, wird die Arbeit sehr anstrengend. Deshalb profitieren wir sehr von der Technik.
Warum geben Sie Ihren Maschinen Namen und wie heißen sie?
Das sind Spitznamen, die sich bei der Arbeit herausgebildet haben. Weniger um die Maschinen voneinander zu unterscheiden, sondern mehr aus Spaß an der Arbeit. Unsere Abcoilanlage mit Zuschnittmaschine, eine Centurio von Krasser, nennen wir „Centi“. Unsere TruPunch 1000 von Trumpf heißt „Trumpfi“, der Thalmann Doppelbieger „Thali“ und die Maschine von Schröder „Schrödi“. Alle Maschinen sind weiblich. Wir arbeiten nur mit Mädels.
Gibt es Vorurteile gegenüber Handwerkerinnen im Spenglerberuf?
Kerstin Hammer: Manch alteingesessener Spengler behauptet, dass Frauen in der Branche nichts zu suchen haben. Aber die Haltung hat sich zum Glück schon zum Positiven gewandelt.
Welche Eigenschaften brauchen Frauen, um sich als Spenglerin zu behaupten?
Frauen brauchen Durchsetzungsvermögen. Sie müssen anpacken und bei jeder Temperatur arbeiten können. Gefragt ist, sich mit Fachwissen durchzusetzen. Motivation brauchen Frauen auch.
In welchem Fach Ihrer Werkzeugkiste liegt der Lippenstift?
Katrin Hammer: Ein solches Fach haben wir noch nicht, aber können es vielleicht einrichten ;-) …
Welchen Sinn würde eine Frauenquote im Spenglerhandwerk machen?
Das kann man so nicht sagen. Frauen wollen sich im Spenglerberuf voll reinhängen, weil das keine beliebige Tätigkeit ist. In der Berufsschule haben wir das Feedback erhalten, dass der Umgang unter den Schülern besser wird, sobald ein Mädchen in der Klasse sitzt. Auf der Baustelle ist der Umgangston natürlich sehr schroff. Aber mit weiblichen Spezialisten im Team, z. B. mit einer Bauleiterin, bessert sich das etwas.
Inwieweit bewältigen Handwerkerinnen die Öffentlichkeitsarbeit in Fachbetrieben anders oder besser?
Das Spenglerhandwerk ist zu wenig bekannt. Wenn aber Frauen sagen „Ich bin Spenglerin“, dann kommt schon mal die Nachfrage „Was machst du?“ und der Beruf bleibt besser in Erinnerung. Als Spenglerinnen können Frauen zeigen, dass es neben dem Studium noch andere interessante Berufe gibt.
Was gefällt Ihnen an Ihrem Beruf besonders?
Kerstin Hammer: Spengler ist ein sehr abwechslungsreicher Beruf. Wir arbeiten nicht nur drinnen, sondern auch draußen in der Natur. Der Beruf bietet viele Möglichkeiten, mit Blechen an der Fassade oder auf Dächern zu arbeiten. Man sieht sofort das Ergebnis.
Frau Centi, Schrödi, Thali und Trumpfi stellen sich vor
Die eingangs erwähnte Abcoilanlage „Centi“ wird beim Maschinenbauer Krasser aus Österreich entwickelt und produziert. Die Abcoilanlage Centurio ist mit ihrer integrierten Zuschnittmaschine das Flaggschiff im Portfolio. Die Coillagerplätze dieses vollautomatischen Lagersystems sind beliebig erweiterbar. Krasser passt die Anlage bei Bedarf individuell an den Grundriss einer Klempnerwerkstatt an. Der Hersteller aus Dobl baut außerdem die Spaltanlage Legionnaire mit automatischer Messerverstellung und darüber hinaus Sondermaschinen.
Der Hersteller Hans Schröder Maschinenbau konstruiert Blechbearbeitungs- und Schwenkbiegemaschinen. Im Stammwerk in Wessobrunn-Forst entstehen verschiedene Tafelscheren und Rundbiegemaschinen. Eine der Maschinen, die bei der handwerklichen Fertigung von Bauteilen zum Einsatz kommt, ist die Schwenkbiegemaschine „Schrödi“ PowerBend Professional, die eine hohe Präzision und Wiederholungsgenauigkeit garantiert. Das Unternehmen entwickelt für seine Maschinen und Anlagen auch elektronische Steuerungen, die eine Teilautomation der Biegevorgänge ermöglichen.
Frau „Thali“ wurde im schweizerischen Frauenfeld gefertigt. Die Thalmann Maschinenbau AG stellt Langabkantmaschinen und Doppelbieger in drei Modellreihen her. In der Spenglerwerkstatt DFP Hammer verrichtet ein Doppelbieger vom Typ TD 125 zuverlässig seinen Dienst. Die 8,20 m lange Maschine ist mit DFT (Dynamic Folding Technology / dynamische Biegetechnologie) und konischen Greifereinheiten sowie praktischen Doppel-Greifereinheiten samt Mehrzonen-Greiferansteuerung ausgestattet. Ein elektrischer Längsschneider und das M-Guard-Fernwartungsmodul gehören ebenso zur Ausstattung.
Zu den Geschäftsfeldern des Maschinenherstellers Trumpf aus Ditzingen gehört unter anderem der Bau von stationären Maschinen zum Stanzen, Umformen und Biegen gewalzter Metallprodukte. DFP Hammer setzt die leistungsstarke Stanz-Nibbel-Maschine mit dem Spitznamen „Trumpfi“ ein. Vermarktet als Maschine, die mitwächst, ist die kompakte TruPunch 1000 überaus flexibel: Sie lässt sich automatisieren und zur platzsparenden Stanz-Laser-Produktionszelle ausbauen.