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Fassadendesign dank Digitalisierung

Die Zeit ist reif

Aufmerksame BAUMETALL-Leser kennen die in der Steiermark ansässige TR Flachdachbau GmbH durch das Mitwirken im BM-digital-Anwendernetzwerk. Erst kürzlich berichtete BAUMETALL direkt aus dem beeindruckenden Neubau des Unternehmens über das turnusmäßige Frühjahrstreffen der Berufskollegen. Das imposante Refugium der TR Flachdachbau GmbH wurde auf der grünen Wiese vor den Toren der Gemeinde Tillmitsch im österreichischen Bundesland Steiermark errichtet. Dort bewirtschaften die Brüder Philipp, Mario und Markus Theißl gemeinsam mit ihrem Team zwei Hallenkomplexe, Büroräume und einen überdachten Ladebereich. Beim Netzwerktreffen im Februar dieses Jahres entschuldigte sich Philipp Theißl noch für die fehlende Metallfassade des Bürobereichs und versprach: „Sobald wir mit den Fassadenarbeiten fertig sind, senden wir die entsprechenden Informationen zur Erstellung eines Fachberichts in die Redaktion.“ Gesagt, getan …

Endlich!

„Manchmal war es uns schon etwas peinlich, dass ausgerechnet die eigene Fassade nicht fertig werden wollte“, erklärt Mario Theißl. Doch das lange Warten hat sich gelohnt. Inzwischen ist die ohnehin beeindruckende Halle um einen weiteren Blickfang reicher: den mit Aluminium bekleideten Bürokomplex. Während das Erdgeschoss und die Anschlussbereiche des Bürogebäudes an die angrenzende Werkhalle mit Aluminium­elementen im Farbton Bronze bekleidet sind, präsentiert sich das Obergeschoss mit einer raffiniert designten 3D-Fassade.

Beide Fassadenbereiche sind mit Kassettenelementen nach dem SZ-20-Prinzip bekleidet. Die dazu erforderlichen Aluminiumverbundplattenelemente wurden im hausinternen Produktionsbereich
zugeschnitten, gefräst und in Form gebracht. Ihr gleichermaßen ästhetisch wie architektonisch ansprechendes Design beruht auf der konstruktionsbedingten und verdeckten Befestigung auf der entsprechenden Profil-Unterkonstruktion. Die Befestigung der Kassetten auf den vertikal angeordneten Tragprofilen erfolgte jeweils nur am oberen Kassettenrand – das horizontale und vertikale Fugenraster passte das Theißl-Team exakt an Elementlängen und Einbaubedingungen an. Und auch statische Anforderungen werden von den Aluminiumkassetten optimal erfüllt. Dazu weiß Markus Theißl: „In Abhängigkeit von der lieferbaren Verbundplattengröße können wir die Deckmaße der Elemente relativ groß gestalten. Durch ihre systembedingte Steifigkeit sind hohe Windlasten ebenso unproblematisch wie Verspannungen oder Wellenbildung in der Oberfläche.“

Das Theißl-Fassaden-Einmaleins

Jede einzelne Platte der Fassade wurde auf Naturmaßbasis mit der Software Creo als 3D-Modell konstruiert. Dabei haben die Techniker der TR Flachdachbau GmbH einen digitalen 3D-Zwilling des Gebäudes konstruiert. Um absolute Maßgenauigkeit und ein perfektes Fugenbild zu erreichen, wurde nahezu jede Fassadenplatte als Unikat angefertigt. „Unser 3D-Modell vereinfachte die Abwicklung für den späteren Plattenzuschnitt sowie für die Positionierung der Fräsungen und Ausklinkungen“, schwärmt Manuel Meixner. Der Experte für digitale Fertigung sorgt im Theißl-Team dafür, dass die Produktion reibungslos und wirtschaftlich sowie passgenau funktioniert.

Am Beispiel der Verbundplattenfassade wurde erneut deutlich, was das im Baustellenalltag bedeutet: Alle Fassaden­elemente konnten ohne weitere Anpassungen vom Sockel bis zur Attika zügig montiert werden. Einzig die letzte Fassadenplatte bildete eine Ausnahme: „Auf der Rückseite wurden die Namen aller Mitarbeiter, die an unserer Fassade beteiligt waren, eingraviert“, berichtet Philipp Theißl.

Verbundplattenwerkstatt

In der Theißl-Verbundplattenwerkstatt befindet sich der Zuschnitt­bereich, der ein wenig an ein Holzzuschnittcenter eines Heimwerkermarktes erinnert. Ausgestattet mit Werkzeugen zum Sägen und Fräsen werden dort vorwiegend Aluminiumverbundplatten bearbeitet. Die dazu eingesetzte Software XCAM ermöglicht es, Zuschnitte so vorzunehmen, dass entsprechende Elemente bei Bedarf auch rückseitig gefräst werden können. Eine weitere Ausstattungsbesonderheit ist die Kantenverschlussmaschine. Sie entfernt in einem Fräsvorgang Ränder entsprechender Verbundplatten. Deren Unterschale und Kern werden dabei in Abstimmung auf die Plattendicke so bearbeitet, dass die Oberschale ­direkt im Anschluss und somit in einem einzigen Arbeitsgang die Schnittkanten über einen Rollformprozess abdeckt. „Die Bedingung dafür ist“, sagt Philipp Theißl, „dass wir bei der Bauteilberechnung auch diesen ­Prozess exakt berücksichtigen und zuvor definierte Plattenmaße exakt erreichen.“

Zeit für ein Resümee

„Es ist, wie es ist. Die eigene Fassade muss warten, bis die Zeit reif ist“, scherzt Mario Theißl. Er freut sich darüber, dass ausnahmslos alle Arbeitsschritte, von der Planung über die Vorfertigung bis zur Montage, vom Team der TR Flachdachbau GmbH erledigt wurden. Besonders hebt er hervor, dass neben den Fassadenkassetten auch Sonderelemente, Fensterbänke, Laibungsprofile und Sturzabdeckungen gefertigt wurden. Und sogar die erforderlichen Lüftungsschlitze wurden im hauseigenen Produktionsprozess gestanzt. In der Folge konnte auf den Einsatz herkömmlicher Lüftungsgitter oder Lochbleche verzichtet werden.

„Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Es war zwar eine Menge Arbeit, aber es hat sich definitiv gelohnt.“ Darin sind sich die Theißl-Brüder einig.