Der Forschungsreaktor 2 (FR 2), eine Anlage des Kernforschungszentrums Karlsruhe (heute Karlsruher Institut für Technologie), nahm 1961 seinen Betrieb auf und wurde nach 20-jähriger Betriebs-zeit abgeschaltet. Wissenschaftler unterschiedlicher Fachrichtungen nutzten den ersten Eigenbaureaktor der Bundesrepublik Deutschland als Forschungsinstrument. Nachdem die Genehmigung zur Stilllegung im Juli 1986 erteilt worden war, konnte der sichere Einschluss des Reaktors zehn Jahre später abgeschlossen werden. Alle nicht mehr benötigten Gebäude wurden freigemessen, aus dem Atomgesetz entlassen und konventionell abgerissen. Seither beschränkt sich die Anlage FR 2 auf das Reaktorgebäude mit eingeschlossenem Reaktorblock. In der Reaktorhalle ist heute eine ständige Ausstellung zur Geschichte der Kernforschung untergebracht.
Instandsetzung nach Atomrecht
Das 34 m hohe, runde Gebäude wird durch ein circa 1600 m2 großes Kuppeldach abgeschlossen, das aus einer 8cm starken Stahlhülle mit regelmäßig angeordneten, stabilisierenden Überzügen besteht. Darauf liegen verklebt eine Korkdämmung und eine Bitumenabdichtung. Um die Stahlkonstruktion langfristig vor Korrosion zu schützen, kam es im Zeitraum von August bis Oktober 2011 zu einer Instandsetzung des undichten Daches. Das Schadensbild war vielschichtig: Die Dachbahnen waren versprödet und teilweise (wahrscheinlich) durch Bewegungen aufgerissen. Durch die aufgetretenen Risse gelangte Niederschlagsfeuchtigkeit hinter die Fassade.
Der Rückbau des Reaktorblocks ist für die nächsten Jahre vorgesehen. Bis zum endgültigen Abriss des Gebäudes muss die Dichtheit des Daches gewährleistet sein. Gesucht wurde deshalb eine Abdichtungslösung, die
a) eine Instandsetzung ohne den Abriss der alten Dachhaut erlaubte,
b) das Kriterium „diffusionsfähig“ erfüllte, denn wegen der undichten Abdichtung war auch die Korkdämmung durchfeuchtet, und
c) ein Abdichten der Dachhaut ohne Gerüst ermöglichte.
Flüssigabdichtung im Vorteil
Das mit der Bauleitung beauftragte Architekturbüro präferierte eine Flüssigabdichtung und gemeinsam mit dem Dachdeckerunternehmen entschied man sich für Kemperol 2K-PUR von Kemper System:
- Kemperol 2K-PUR (µ 3100) ist nachweisbar diffusionsfähig, d.h. die Wasserdampfdiffusion wird nicht behindert, sodass ein durchfeuchteter Untergrund austrocknen kann.
- Die konisch zulaufenden Einzelsegmente lassen sich mit einem flüssig zu verarbeitenden Material einfacher, schneller und sicherer abdichten als mit Bahnenware.
- Kemperol 2K-PUR ist geruchsneutral und lösemittelfrei, kann also ohne störende Geruchsemissionen verarbeitet werden.
- Diese Flüssigabdichtung kann auf Bitumen direkt ohne Grundierung aufgebracht werden.
- Flüssigabdichtungen passen sich jeder Untergrundform an.
Logistische und persönliche Herausforderung
Die Arbeiten erfolgten in 34m Höhe. Da aus Kostengründen kein Gerüst installiert wurde, mussten sämtliche Transporte im Hubwagen nach oben befördert werden. Vor allem der Materialtransport stellte eine logistische Herausforderung dar. Für die Mitarbeiter hatte die große Höhe zur Folge, dass sie mit persönlicher Schutzausrüstung arbeiten und permanent auf ihre Sicherheit achten mussten. Zunächst überarbeiteten die Dachdecker alle Schadstellen der Dachfläche sowie der Stahlzüge mit Schweißbahnen, um einen einheitlichen Untergrund herzustellen. „Um eine schnelle Austrocknung der Korkdämmung zu ermöglichen, haben wir die gesamte Dachfläche perforiert“, so Handwerksmeister Tino Schlimpert. Das Team dichtete zunächst alle Überzüge ab, bevor es sich von oben nach unten an den konisch zulaufenden Zwischenräumen entlang arbeitete.
Die Kemperol 2K-PUR-Abdichtung kann auf nicht saugenden Untergründen direkt ohne haftvermittelnde Grundierung verlegt werden. Mit dem Bitumenuntergrund bildet der Flüssigkunststoff während der Reaktionszeit einen vollflächigen, untrennbaren Haftverbund. Im gesamten Randbereich, wo Kemperol an die umlaufende Regenrinne angeschlossen wurde, wurde der Untergrund mit der Kempertec EP-Grundierung vorbehandelt, um die Haftung zu maximieren.
BAUTAFEL
Objekt: 1600 m2 Dachabdichtung Forschungsreaktor 2
Architektur: Obermeyer Planen + Beraten GmbH, Karlsruhe
Auftraggeber: WAK-Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe Rückbau- und Entsorgungs-GmbH, Karlsruhe
Material: Kempertec EP-Grundierung, Kemperol 2K-PUR-Abdichtung
Fachbetrieb: Strippel Bedachungs GmbH, Karlsruhe
Bildnachweis: Wolfgang Hauck Fotodesign / Kemper System
Autorin
Elvira Döscher
Redaktion Elvira Döscher, Rheinebach