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Bekleidet wohnen — maßgeschneiderte ­Titanzink-Hülle für Auto und Mensch

Park and Hype

Bellavista nennen die Bewohner der Tessiner Gemeinde Mendrisio die malerische Gegend am Fuße des Monte Generoso. Tatsächlich macht das etwa 18km südlich von Lugano liegende Gemeindegebiet seinem Namen alle Ehre, denn es bietet eine wunderschöne Aussicht auf die umliegende Landschaft, die Weinberge und ein einzigartiges metall­umhülltes Zweifamilienhaus. Gelassen ruht das moderne Gebäude auf einem Rasenteppich am Rande einer kaum befahrenen Quartierstraße. Von außen wirkt das hervorragend auf die Umgebung abgestimmte Haus klar und präzise. Einzig die Baustoffe Glas, Beton und Metall sind für das Auge des Betrachters sichtbar. Die Linien und Kanten sind kompromisslos durchgezogen. Kein Dachrand ragt über den Baukörper heraus – keine einzige Befestigung ist sichtbar. Sogar das Dach und die Decke des Carports sind von einem schützenden Kleid aus Metall umgeben. Kurz: Das Gebäude ist formvollendet und bis ins kleinste Detail durchdacht. Es besteht aus zwei gespiegelten Wohneinheiten, deren Basen jeweils den Eingangsbereich mit Garderobe und Gästezimmer beherbergen. Der Freiraum zwischen beiden Gebäudevolumen, ein sogenannter Portico, lässt Blicke auf die umliegende Landschaft zu und sorgt dabei für Transparenz und Leichtigkeit.

Im Gebäudeinneren flutet das Morgenlicht über die Terrasse in den Wohnbereich und erzeugt wohlige Wärme sowie einen fabelhaften Kontrast zu den bläulich lasierten Sichtbetonwänden. Auch die mit vorbewittertem Titanzink der Marke Rheinzink umhüllte Fassade profitiert vom Spiel mit dem Licht. Je nach Lichteinfall zeigt sich die Metalloberfläche in unterschiedlichen Facetten und sorgt für ein lebhaftes Fassadenbild. Fast scheint es, als wechselt das Gebäude, dem Wetter sowie der Jahreszeit entsprechend, sein metallisches Kleid, um seine Bewohner täglich mit einer neuen und spannenden Fassade zu erfreuen.

Planungsphase und beeindruckende Details

Bereits vor drei Jahren traten die renommierten Tessiner Architekten Dong Joon Lee und Melanie Stocker Lee mit dem Wunsch, eine spezielle Gebäudehülle für ihr Eigenheim zu realisieren, an den Fachbetrieb Bless AG heran. Nach umfangreichen Gesprächen, der Ausarbeitung zahlreicher Details sowie der Suche nach praktikablen Lösungen kristallisierte sich schließlich eine Winkelstehfalzeindeckung aus Rheinzink pro blaugrau als schönste und harmonischste Lösung heraus. Um die Entscheidung zu erleichtern, wurde in der Werkstatt der Bless AG ein Modell im Maßstab 1:1 angefertigt, an welchem sämtliche Details bemustert, begutachtet und begriffen werden konnten.

Um bei der Umsetzung höchste Ausführungsqualität zu gewährleisten, erhielt die Bless AG nicht nur den Auftrag für die metallische Gebäudehülle, sondern auch für alle relevanten Maßnahmen, welche ab dem Betonuntergrund zur Erstellung der komplexen Fassade und des Daches erforderlich waren. Beispielsweise befindet sich unter den Rheinzink-Metalldächern ein Flachdachaufbau mit Gefälledämmung inklusive Unterdach, Konterlattung und belüfteter Holzschalung. Die verdeckten Einlegerinnen gewähren einen einwandfreien Abfluss des Wassers. Die Flachdachabdichtung der Terrasse wurde als herkömmliches „Warmdach“ mit Gefälledämmung ausgeführt.

Extreme Radien schützen Fassade und Auto

Das eigentliche Prunkstück der gebäudeumspannenden Spenglerarbeit bildet die vorbewitterte Titanzink-Fassade. Über 250 gerundete Scharen waren erforderlich, um die äußerst komplexen An- und Abschlusspunkte sowie die Übergänge zum Metall- oder Flachdach zu realisieren. Das metallische Kleid legt sich dabei nicht nur formschön an den Baukörper, sondern es zieht sich sogar als Carport-Decke um das Gebäude herum – die ebenfalls metallbekleidete Portico-Decke des Freiraumes geht übergangslos in die Fassade über und umgekehrt. Der Werkstoff Titanzink schützt dabei nicht nur die Baukörper selbst, sondern ebenfalls die darunter parkenden Karossen.

Eine besondere Herausforderung stellte neben der Montage die Herstellung der gerundeten Scharen dar. Der erforderliche Biegeradius dieser Scharen beträgt lediglich 280 mm und liegt somit im Grenzbereich des technisch machbaren. Auf dem Markt befindliche Rundbogenmaschinen lassen gerade mal einen Radius von 600 mm zu. Mit viel Kraft und Ideenreichtum gelang es den Fachleuten der Bless AG schließlich den scheinbar unmöglichen Radius an allen Bauteilen herzustellen – wohlgemerkt ohne Verwerfungen oder sonstige Makel. Die erforderlichen Querfalze wurden mittels eines 1-mm-Edelstahl-Befestigungsstreifens montiert und entsprechend gesichert. Doch nicht nur die Details der Fassadenfläche sind gelungen – auch die ebenfalls unsichtbar befestigten und nur 52mm hohen äußeren Abschlüsse beeindrucken Fachleute und Architekten gleichermaßen.

Perfekt geplant, transportiert und realisiert

Zur Verwirklichung der Fassade war eine genaue CAD-Planung notwendig, welche ebenfalls von der Bless AG ausgeführt wurde. Nur so konnte das erforderliche Rastermaß von 500 mm überall eingehalten werden. Das Gebäude ist genau 27,00 m lang, die Fenster sind entweder 500 mm oder ein Vielfaches davon breit. Der Fassadenfuß ist ebenfalls rund, wodurch die Bekleidung optisch im Boden zu versinken scheint. Dennoch ist die Fassade durchgehend hinterlüftet. Auch die Anordnung der Belüftungsöffnungen wurde aufgrund der außergewöhnlichen Bauform exakt geplant und mit den Architekten abgestimmt.

Sämtliche Bauteile wurden in der Werkstatt der Bless AG in Längs- und Querrichtung zugeschnitten, richtgestreckt, abgekantet und entsprechend ausgeklinkt. Am Firmensitz im schweizerischen Erstfeld wurden die Dach- und Wandelemente aus Titanzink sowie alle anderen erforderlichen Bauteile sorgfältig verladen und per Lkw ins rund 140 km entfernte Mendrisio transportiert. Dazu setzten die Schweizer Dach- und Fassadenprofis speziell entwickelte Transportbehälter ein, die sie mittels Lkw auf die Baustelle in den südlichsten Schweizer Kanton verfrachteten. Das Gesamtpaket um Planung, Vorfertigung sowie präziser Montage durch die Mitarbeiter der Bless AG führte schließlich zum wohlverdienten Erfolg. Die aus Sichtbeton-Giebelseiten, Titanzink-Fassaden, -Dächern und -Decken bestehende Spenglerschönheit ist nicht nur eine Augenweide für den Betrachter, sondern sie schützt die Bewohner sowie deren Fahrzeuge zuverlässig vor Wind und Wetter.

AUTOR: Gregor Bless

Wandaufbau

  • Beton (innen lasiert und sichtbar) 200 mm
  • Wärmedämmung Swisspor Lambda Roof 160 mm
  • Lüftungslatte 50/30 mm
  • Holzschalung 27 mm, Nut und Kamm
  • Metallfassade Rheinzink pro blaugrau 0,8 mm

Dachaufbau

  • Betondecke
  • Dampfbremse EGV 3.5 flam, vollflächig aufgeschweißt
  • Gefälledämmung Swisspor Lambda Roof 163-40 mm
  • PUR-Dämmung alukaschiert 60 mm
  • Unterdach EGV 3.5 flam
  • Konterlatte 60/60 mm
  • Holzschalung 27 mm, Nut und Feder
  • Strukturmatte ohne Folie
  • Metalldach Rheinzink pro blaugrau 0,7 mm

BAUTAFEL

Objekt: Hochwertige Titanzink-Gebäudehülle für ein Zweifamilienhaus in Mendrisio, Schweiz

Architektur: Studio d‘architettura, Stocker Lee Sagl, Mendrisio, Schweiz

Fassadenplanung und Ausführung: Bless AG, Gebäudehüllen, Spenglerei, Blitzschutz, Erstfeld, Schweiz

Materialbedarf: 6,5 t Rheinzink vorbewittert pro blaugrau 0,8 und 0,7mm

Autor

Gregor Bless

ist Spenglermeister und leitet den Fachbetrieb Bless AG in Erstfeld, Schweiz

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