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BAUMETALL-Interview 

Weitermachen wie gewohnt?

Seit 1973 entwickelt und baut die Jorns AG durchdachte Biegemaschinen für Spengler und metallverarbeitende Betriebe. Mit der Markteinführung der ersten manuellen Biegemaschine wurde das Sortiment ständig erweitert und kontinuierlich an aktuelle Kundenanforderungen angepasst. Pause oder Rückschritt ist in der Jorns-DNA ein Fremdwort. Vielmehr geht es darum, am Puls der Zeit zu agieren und den weltweiten Kundenstamm mit innovativen Produkten noch leistungsfähiger zu machen.

Das Serien-Portfolio der Jorns AG umfasst verschiedene Biegemaschinen in Baulängen zwischen 3,2 und 12,2 m. Je nach Baureihe und Maschinentyp können damit Stahlbleche bis zu 3 mm Dicke gebogen werden. So weit, so Katalog. Weil sich aber die Ansprüche der Kunden kontinuierlich ändern, reagiert Jorns mit der Konfiguration der Biegemaschinen nach Kundenwunsch. „Vorbei sind die Zeiten, als nahezu ausschließlich nach Serienkatalog gefertigt wurde“, betont Marc Jorns. Täglich stellt sich der Geschäftsführer und Firmeninhaber gemeinsam mit seinem Team neuen Herausforderungen und reagiert auf ausgefallenste Kundenwünsche. Über diese neue Flexibilität bei der Produktion von Langabkantmaschinen und damit zusammenhängende Zukunftschancen sprach Marc Jorns mit BAUMETALL.

BAUMETALL: Ein Traum aller Männer ist mit zwinkerndem Auge eine neue, die sich nach ihnen richtet.

Marc Jorns: Das haben Sie auf unserer Website abgeschrieben. Stimmt’s?

Ja. Sie haben mich erwischt. Was verbirgt sich hinter diesem Sinnbild?

Wir nehmen die Pläne unserer Kunden ernst, analysieren ihre Anforderungen und produzieren ihre halbautomatische Jorns-Biegemaschine JB, vollautomatische Jorns-Doppelbiegemaschine JDB oder eine spezielle Sonderausführung – nach ihren Vorgaben und Vorstellungen. So können wir die neue Biegemaschine genau nach Kundenwunsch umsetzen. Wir schreiben uns schließlich „Power of Flexibility“ auf unsere Fahnen.

Ist das nur ein Einzelfall oder könnte man bereits von einer Trendwende sprechen?

Jorns hat sich in den letzten Krisen stark mit den internen Prozessen auseinandergesetzt. Elementar sind dabei auch der modulare Maschinenaufbau, der hohe Eigenfertigungsgrad bei Jorns und unsere Faszination für hochwertige und gelungene Blechbearbeitungen. Kunden werden begeistert sein. Auch von unserem passgenauen Zubehör, unserem innovativen Handling und dem Onlinekonfigurator – wenn sie ihre Biegemaschine selbst konfigurieren wollen.

Nun erleben wir derzeit sehr besondere Zeiten. Die Pandemie, die wirtschaftliche Unsicherheit aufgrund des Krieges in der Ukraine und ganz aktuell die daraus resultierende Energiekrise bilden den Nährboden für das Aufkeimen von Zukunftsängsten. Darüber hinaus gibt es zwei weitere Faktoren, die Unternehmern das Führen ihrer Betriebe erschweren – die Klimakrise und der sich zuspitzende Mitarbeitermangel. Sind diese Themen neben der technischen Entwicklungsleistung bei Jorns präsent?

In einigen Betrieben hat das Umdenken bereits vor einigen Jahren begonnen. Es gilt, die heutigen und zukünftigen Möglichkeiten der Automation und Vernetzung optimal zu nutzen, ohne das Handwerk zu verlassen. Dies natürlich wieder zugeschnitten auf die jeweiligen Strukturen und Bedürfnisse des einzelnen Kunden.

Kann die Automatisierung diverser Fertigungsprozesse Mitarbeiterengpässen in Spengler-Fachbetrieben entgegenwirken?

Bei der Zeitersparnis durch die Automation und Vernetzung der Maschinen geht es genau darum, fehlendes Personal zu kompensieren und weniger Energie dafür zu verwenden. Sei dies bei einfachen Biegemaschinen, bei Doppelbiegemaschinen oder sogar bei komplett automatisierten Biegesystemen. Hier ist wichtig, dass der Kunde seine Produktion genau beurteilt und definiert, welche der heutigen Möglichkeiten für seinen Betrieb sinnvoll sind und welche nicht. Die Vernetzung von Software und den Maschinen schafft für jeden Betrieb Vorteile und ergibt Einsparungspotenzial, eine komplett automatische Anlage ist dagegen nicht in ­jedem Fall sinnvoll. Hier gilt es, die Investitionen mit dem Nutzen individuell und auf die jeweilige Produktion abzustimmen.

Inwieweit rückt bei Jorns das Energiethema in den Fokus? Einerseits bei der Maschinenproduktion, andererseits beim Betrieb entsprechender Maschinen?

Auch wir müssen in unserer eigenen Produktion immer die neuesten Möglichkeiten prüfen, um möglichst effizient zu arbeiten, damit die Kosten unter Kontrolle bleiben. Da sind wir als Schweizer Hersteller mit höheren Grundkosten von Natur aus immer gefordert. Nebst neusten Produktionsanlagen wurden auch die Druckluftanlage, die Beleuchtung und die Heizung und die Gebäudeisolation auf den neusten Stand gebracht. Dies hat einiges an Energieeinsparungen gebracht. Die Modularität der Anlagen trägt auch dazu bei, dass Ressourcen besser und gleichmäßiger ausgelastet werden können.

Welche Möglichkeit hat ein Kunde, sich im Markt möglichst objektiv über Fakten wie den Stromverbrauch einer Maschine zu informieren? Oder anders gefragt: Spielen Faktoren wie Stromverbrauch oder Wartungsintervalle von Blechbearbeitungsmaschinen im Alltag der Jorns-Kunden eine herausragende Rolle?

Ein wahrer Vergleich wird nur möglich sein, wenn der genaue Verbrauch an unterschiedlichen Anlagen für die gleiche Arbeitsleistung gemessen wird. Denn Vorsicht: Anschlussleistung ist nicht gleich Verbrauch! Wichtig ist auch, dass der gesamte Verbrauch berücksichtigt wird. Brauche ich zum Beispiel noch Druckluft, um eine Funktion zu betreiben, dann ist dies ein zusätzlicher Kostentreiber, der beim reinen Maschinenanschluss nicht berücksichtigt wird. Allgemein kann man sagen, dass heute alle Biegemaschinen auf dem Markt elektrisch betrieben werden. Der Unterschied liegt einzig in der Übersetzung der elektrischen Energie auf die Bewegung einer Funktion. Es gibt die Übersetzung mit hydraulischen oder mechanischen Komponenten. Jeder Hersteller hat hier je nach Funktion seine eigenen Präferenzen. Oft kommt es auch zu einer Vermischung der einzelnen Übersetzungsmethoden.

Spannend ist auch unsere Erkenntnis, dass ältere herkömmliche Biegemaschinen mit kleineren Antriebssystemen oft mehr Energie verbrauchen als die neusten Doppelbiegemaschinen mit großen Antriebssystemen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Biegearbeit in viel kürzerer Zeit verrichtet und die neuste Ansteuerungstechnologie eingesetzt wird.

Nachhaltigkeit ist ein Zukunftsthema. Was macht für Jorns eine nachhaltige Maschine aus?

Bei Jorns werden modernste Servoantriebe und Software eingesetzt. Das bedeutet, dass die Motorenleistungen über die Software immer optimal eingesetzt werden und nur dann eingeschaltet sind, wenn diese auch verwendet werden. Dies gilt auch für die Servohydraulik, welche nur eingeschaltet wird, wenn sich etwas bewegt. Es werden auch nur dann maximale Geschwindigkeiten und Leistungen eingesetzt, wenn diese wirklich gebraucht werden. Wenn diese Maximalleistungen nicht benötigt werden, fährt das System in den energiesparenden Schongang.

Jorns setzt unterschiedliche Antriebssysteme ein und legt deren Größe immer optimal auf ihre Funktion aus. Wir wollen zum Beispiel nicht die ganze Maschine mit dem Hauptantrieb bewegen, wenn wir die Funktion mit einem kleinen energiesparenden Zusatzantrieb betreiben können. So werden der Energieverbrauch und die Abnutzung einzelner Komponenten reduziert.

Und wo bzw. wann können sich BAUMETALL-Leser davon live überzeugen?

Bei Jorns stehen die neuesten Biegemaschinen JB und Doppelbiegemaschinen JDB immer für eine Vorführung im hauseigenen Showroom bereit. Wir stellen unsere Produkte selbstverständlich auch auf internationalen Messen aus. Dieses Jahr waren wir zum Beispiel auf der Ble.ch in Bern, der Batimat in Paris, der Metalcon in Indianapolis und der Euroblech in Hannover. Vom 7. bis 9. März 2023 sind wir auf der IRE in Dallas und vom 17. bis 22. April 2023 auf der Bau in München. Gerne begrüßen wir Interessenten auf unserem jeweiligen Messestand vor Ort. 

Marc Jorns

Bild: Jorns AG

Marc Jorns

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