Die Normannenstraße erschließt ein noch junges Quartier, wenige Gehminuten vom Bahnhof Ins entfernt. Das ursprüngliche Einfamilienhaus entstand 2010 als kleine zweigeschossige Villa mit Keller, die sich über eine teilweise gedeckte Terrasse zum südlich gelegenen Garten orientiert. Auf der Nordseite wurden die Garage, der Hauseingang und ein kleiner durch eine Mauer abgeschirmter Sitzplatz bei der Küche in der Nordwestecke der Parzelle angeordnet.
Der 2022 fertiggestellte, nicht unterkellerte Anbau im Bereich des Sitzplatzes ergänzt die kleine Villa um ein zusätzliches Volumen. Es nimmt eine Wohnraumerweiterung auf sowie eine separate, kleine Einliegerwohnung im Obergeschoss, die einen eigenen Eingang erhielt.
Das Einfamilienhaus wurde ursprünglich traditionell „brav“ mit einer verputzten Außenwand realisiert. Der Anbau mit zusätzlichen Räumen erhielt hingegen eine auffällige Bekleidung mit Verbundplatten. Diese setzt zum bestehenden Baukörper einen starken Kontrast. Durch ihre dreidimensionale Gestaltung scheint sie den neuen Gebäudeteil in Bewegung zu versetzen und macht den Kleinbau zum optischen Abenteuer.
Zeichen des Wandels
Die Fassadenbekleidung des Anbaus besteht aus schmalen Aluminiumverbundplatten-Kassetten in vertikaler Rasterung. Diese Fassade unterscheidet sich deutlich vom ursprünglichen Gebäude, das teilweise verputzt, teilweise farbig gestrichen und im Garagenanbau roh belassen ist. Sie hüllt nicht nur die zusätzlichen beheizten Räume ein, sondern auch einen Treppenaufgang zur Einliegerwohnung neben dem Haupteingang. Dieser ist durch ein großes, kreisrundes Fenster gekennzeichnet.
Die Nord- und die Westseite des neuen Anbaus sind mit Blechelementen bekleidet, die vertikale Streifen bilden. Ihre Oberflächen verlaufen aber nicht eben, sondern vollführen eine sanfte aus- und einspringende Zickzack-Bewegung, und zwar Kassette um Kassette in gegenläufiger Richtung. Dadurch gerät die Fassade in Bewegung, und das Schattenbild der einzelnen Streifen ergänzt die vorherrschende Rechtwinkligkeit um feine Dreiecke. Die Oberfläche der Aluminiumverbundplatten mit der Oberfläche Copper Metallic unterstreicht diesen auffälligen Ausdruck.
Gekonnte Umsetzung
Die Umsetzung dieser ungewöhnlichen Idee erforderte einiges handwerkliches Geschick von den Gebäudehüllenspezialisten der StF messerli ag unter der Projektleitung des Eidg. dipl. Spenglermeisters Stephan Fankhauser und des dipl. Spengler-Poliers Eric Mani. Schnell wurde klar, dass bei dieser mit einem Papiermuster präsentierten Fassade nicht nur die Bekleidung eine Herausforderung werden würde, sondern auch die Unterkonstruktion. Für die Herstellung der Bekleidung wurden CAD-Dateien erzeugt und mit diesen auf einem Boschert Combilaser Multipunch die Fräsarbeiten durchgeführt. Dank des modernen Maschinenparks konnten alle Produktionsarbeiten in der Werkstatt selbst ausgeführt werden. Bei der Produktion der Bekleidung wurden erst die Einhängungen gestanzt und danach die Kehlen für die seitlichen Rückkantungen gefräst. In Längsrichtung konnten die gestanzten, gefrästen Tafeln auf der Tafelschere zugeschnitten werden.
Die Unterkonstruktion besteht aus selbst hergestellten Aluminiumschienen in 2,0 mm Materialstärke. Mittels rostfreier Schrauben und Muttern wurde diese Unterkonstruktion durch ein U-Profil auf der Schiene befestigt. Die Schienen wurden dabei fortlaufend montiert. So ließen sich kleinere Maßtoleranzen in der Unterkonstruktion einfacher korrigieren. Auch alle An- und Abschlussbleche konnten dank dieses Vorgehens passgenau produziert und montiert werden. Dieses kleine, aber feine Projekt nahm am VDSS-Wettbewerb „Goldene Spenglerarbeit 2024“ teil. Die Fachjury meinte dazu:
„Die Erweiterung dieses Einfamilienhauses ist ein großartiges Beispiel für eine moderne Architektur, die durch innovative Materialien und gestalterische Raffinesse eine eindrucksvolle Wirkung erzielt. Die Wahl von Verbundplatten in einem kupferbraunen Farbton für die Fassadenbekleidung verleiht dem Anbau nicht nur eine besondere Note, sondern schafft auch eine lebendige und ansprechende Ästhetik. Die Struktur der aus- und einspringenden, unsichtbar befestigten, vertikalen Fassadenkassetten ist ein Meisterwerk in der Gestaltung. Die Details wie das runde Fenster, die Tür und andere Elemente sind nicht nur planerische Entscheidungen, sondern auch handwerkliche Meisterleistungen. Die Fassadengestaltung dieses Erweiterungsbaus ist neu, erfrischend und äußerst innovativ.“