Die Planung und richtige Ausführung von Flachdächern stellen sowohl bauphysikalisch als auch bautechnisch höchste Anforderungen an alle Gewerke. Wird eine Stufe nicht 100%ig erfüllt, sind der Schaden und die daraus resultierende sowie teure Sanierung nicht weit. Feuchtigkeitsschäden, ganz gleich ob durch Einbaufeuchte oder eindringendes Wasser hervorgerufen, sind die häufigsten Ursachen für Bauschäden. Zum Schutz vor weiteren Schäden an Dach und Gebäude werden durchnässte Dächer fast immer kategorisch abgerissen. Der Grund: Bislang war es nicht möglich, das eingeschlossene Wasser in die Atmosphäre abzuleiten. Mit Secutherm wird ein natürliches Prinzip geschaffen, diese eingeschlossene Feuchte abzuleiten und zwar kontinuierlich und zeitnah.
Die Funktionsweise ist vergleichsweise einfach: Luft nimmt Wasser in Form von Wasserdampf auf und gibt diesen auch wieder ab. Die warme und feuchte Luft aus der nassen Dämmung wird durch die hydrophile Secutherm-Beschichtung an die Atmosphäre abgeleitet. Dieses Funktionsprinzip beruht auf dem sogenannten natürlich vorherrschenden Dampfdruckgefälle. Mit einer entsprechenden Wärmedurchgangsberechnung wird der rechnerische Nachweis erbracht, dass diese Funktion auch mit Secutherm im Flachdach funktioniert.
Praxis-Beispiel
An einem Gebäude der Senatsverwaltung Berlin wurden im Spätsommer 2010 etwa 400 m2 Flachdachfläche saniert. Die Raum-Innentemperatur dieses Gebäudes liegt ganzjährig bei ca. 15°C. Die relative Luftfeuchte (rF) beträgt unter „normalen“ Bedingungen etwa 50 %, der Dampfdruck liegt laut DIN 4108 bei 852 Pascal (Pa). Durch das Bauteil Dach (in diesem Fall eine Stahlbetondecke) strömt die warme Luft zur darüberliegenden Dampfsperre und weiter bis zur „nassen“ 100-mm-PS-Dämmung. Die hier ankommende Temperatur liegt bei 10,73 °C und einer rF von 100 % gleich 1.288 Pa. Mit Secutherm kann die überschüssige Feuchtigkeit über das Dampfdruckgefälle innen/Dach von 1.288 Pa zu außen/Atmosphäre 852 Pa über das hydrophile Kanalsystem und verbunden mit einem Lüfter (1 pro 100 m2), an die Atmosphäre abgleitet werden. Dieser Prozess läuft so lange ab, wie ein entsprechender Dampfüberdruck besteht bzw. die Gleichgewichtsfeuchte (innen/Dach = außen/Atmosphäre) wieder hergestellt ist. Ein weiterer Vorteil dieses Systems ist die Zusatzdämmfunktion (Dämmstoffdicken 40mm/60mm/usw.) zur Einhaltung der EnEV. Die Mindestaustrocknungsmenge bei diesem Beispiel liegt nachweislich bei 6,24 l/m2 im Jahr.
Was war geschehen?
Vor etwa fünf Jahren wurde das Dach saniert. Im Zuge dieser Maßnahme sollte die Fassade gedämmt werden. Dazu wurde auf dem Flachdach ein Gerüst aufgestellt, ohne die Dachhaut zu schützen. Das Gerüst hat durch die Aufstandsfläche das Dach perforiert und Wasser drang in die Dämmschichten des Flachdaches ein. Eine Dachöffnung wurde angelegt. Fließfähiges Wasser wurde abgesaugt und die eindiffundierte Feuchtigkeit im Dämmstoff berechnet (ca. 4,5 ltr./m2). Anschließend wurde die bituminöse Abdichtung des Daches mit einem 25-mm-Bohrer perforiert (mind. 8 Bohrungen/m2). Die Perforation kann bei großen Dachflächen auch mit einem Dachschneider erfolgen.
Secutherm wird mit der hydrophilen Migrationsebene nach unten auf die perforierte Dachhaut gelegt. Dies kann lose, mechanisch fixiert oder durch Verklebung erfolgen. Anschließend wurde die Fläche mit einer kalt-selbstklebenden Unterbahn und einer darüber aufgebrachten beschieferten Oberlage abgedichtet. Durch den Einbau von zwei speziellen Lüftern ist es möglich, die in die Dachfläche eingedrungene Feuchtigkeit an die Atmosphäre abzuleiten. Diese Lüfter können zur Minimierung der Wärmebrücken zusätzlich mit einem Secutherm-Schaumstoffzylinder bestückt werden. Außerdem verhindert diese Maßnahme die Auskühlung des Daches.
Erfolgsüberwachung
Beide Lüfter sind als Dach-Revisionsöffnung zur stetigen Kontrolle geeignet. Durch das sogenannte Secutherm-Log-Sensorsystem ist es möglich, die Temperatur sowie die relative Luftfeuchtigkeit des sanierten Daches ständig zu überwachen. Die entsprechenden Werte werden an den Lüftern gemessen und mit den Referenzwerten eines Außensensors verglichen. Zu Protokollzwecken wurde einer der Lüfter dampfdicht verschlossen. Das Mess-Protokoll beweist, dass an diesem Lüfter keine Feuchtigkeit entweichen konnte. Am zweiten Lüfter fand allerdings ein erstaunlicher Diffusionsprozess statt. Inzwischen besteht so gut wie kein Dampfdruckgefälle zwischen der Dach-Innen- und Außenseite mehr.
Fazit
Das hier vorgestellte Sanierungssystem ist effektiv, verbessert die Dämmwerte und verhindert den Abriss schadhafter Flachdachflächen. Es kann von Klempnerfachbetrieben beispielsweise auch zur Sanierung von Folienbedachungen eingesetzt werden. Für den Bauherrn stellt es nicht nur eine wirtschaftliche Alternative dar, sondern schont durch die Vermeidung von Bauschutt nachhaltig Umwelt und Ressourcen. Die Effektivität des Systems kann durch Messprotokolle nachgewiesen werden. Außerdem gibt der Hersteller eine rückversicherte und zehnjährige Austrocknungsgarantie.
Baumetall
Objekt: Senatsverwaltung Berlin
Bauherr: Stadt Berlin, vertreten durch die Berliner Immobilienmanagement GmbH
Architekten: pbr – Planungsbüro Rohling
Fachbetrieb: Lamprecht GmbH, Berlin
Zu sanierende Fläche: ca. 400 m2
Sanierungssystem: Secutherm
Autoren-Team
Autoren: Margot und Konrad Blamberger aus München