Keine Zukunft ohne Herkunft, lautet das Motto von BAUMETALL-Chefredakteur Andreas Buck: „Es passt perfekt zu unserem traditionellen Handwerk und noch besser zu den BAUMETALL XXL-Zukunftstagen“, sagt Buck, der die Veranstaltungsreihe gemeinsam mit Co-Initiator Peter Trenkwalder auf die Beine gestellt hat. Im September 2022 treffen sich rund 30 Persönlichkeiten aus der Branche in Sterzing – dem Refugium des Extremspenglers Trenkwalder. Der international bekannte Fachmann hat sich auf die Sanierung von Berghütten spezialisiert. Folglich ist es kein Zufall, dass die Tagung auf rund 2000 Höhenmetern stattfindet. „Hier oben fällt es leichter, die Dinge mit dem nötigen Abstand zu betrachten“, sagt Trenkwalder, für den ein Perspektivenwechsel derzeit absolut überlebenswichtig ist. Komplexe Zusammenhänge aus einem anderen Blickwinkel zu beleuchten ist auch eine Spezialität von BAUMETALL-Autor Marc Warzawa: „Eigentlich sollte ich gar nicht hier sein – hier auf einer österreichischen Autobahn und auf der Fahrt nach Südtirol. Wer an Südtirol denkt, denkt an Wein und gutes Essen oder die zahlreichen Wintersportmöglichkeiten: Mich hingegen fordert mein Terminplan derart, dass kein Vino Südtirols davon ablenken könnte. Und dennoch bin ich dahin unterwegs, wo ich mehr gebraucht werde: auf den BAUMETALL XXL-Zukunftstagen. Schön: Hier wird sich vielleicht nicht die Zukunft der Branche entscheiden, aber es werden Weichen gestellt. Dass diese wiederum den Spengler-Zug nicht entgleisen lassen oder aufs Abstellgleis führen, dazu will ich meinen Beitrag leisten.“
Jeder muss seine Nische finden und kann hier – egal mit welcher Vision – erfolgreich sein.
Bild: Schechtl
Warm-up in der Spenglerwerkstatt
Es geht los. Treffpunkt ist die Werkstatt des Fachbetriebs Trenkwalder und Partner in Sterzing. Hubert Trenkwalder begrüßt die Gäste mit herzlichem Händedruck und führt sie durch Werkstatt, Büro und Lager. Erste Fachgespräche beginnen zwischen Langabkantmaschine, Coillager und Profilieranlage, um schon kurz darauf im Sterzingerhaus auf 2000 Höhenmetern fortgesetzt zu werden.
Für mich ist solch eine Veranstaltung von großer Bedeutung, da ich von den alten Hasen viel lernen kann. Wie mir das Treffen gezeigt hat, lernen die auch von mir.
Bild: Hamann
Impulsvorträge und Fachgespräche
Mit dem Satz „Willkommen in der Zukunft!“ eröffnet Andreas Buck die Zukunftstage. Dann zaubert er Rostlöser, Pizza mit Blumenkohlteig und Mannequins in Kleidern aus Fischhäuten oder Kaffeefiltern auf die Leinwand. Seine Präsentationsinhalte verdeutlichen vor allem eins: Eingerostete Gehirnwindungen müssen schnellstens gangbar gemacht werden, denn der Zeitgeist ändert sich – auch und gerade in der Baubranche. Ein plakatives Beispiel ist das Abriss-Moratorium (Anmerk. d. Red.: s. Internet-Tipp der vorliegenden Ausgabe) und damit verknüpft, die Forderung im Umgang mit Baustoffen nachhaltig zu agieren. Derzeit entstünden allein in Deutschland 230 Mio. t Abbruchabfall auf dem Bau, zitiert der Baumetaller aus dem im September veröffentlichten Moratorium. Diese enorme Menge entspreche 55 % der bundesdeutschen Abfall-Gesamtmenge. Den Verfassern zufolge ist die Zerstörung und der Abtransport von brauchbarem Baumaterial auf die Deponie nicht mehr zeitgemäß. Buck ist daher überzeugt: „Die Kunden von morgen werden andere Fragen stellen!“
Dann steigert Peter Trenkwalder die Flughöhe und erklärt: „In Zukunft ist dreidimensionales Denken überaus wichtig. Nur wer das große Ganze im Blick behält, wird überleben können.“ Dazu gehören laut Trenkwalder neben der Anforderung an die Spenglertechnik auch der Umweltschutz oder die Beachtung geopolitischer Entwicklungen. Um es vorwegzunehmen: Wer in Sterzing einfache Antworten auf Zukunftsfragen erwartet hat, wurde enttäuscht. Der Grund: Die Auftaktveranstaltung der Zukunftstage sollte genau das Gegenteil bezwecken. Sollte sensibilisieren. Fragen aufwerfen. Den Blick aufs Wesentliche schärfen! „Genau das wurde geschafft“, ist Buck überzeugt, der sich über die konstruktiven Teilnehmer-Statements und Feedbacks besonders freut. Doch wie geht es jetzt weiter?
Wichtig ist mir, dass miteinander geredet wird und nicht übereinander. Deswegen ist es so bedeutsam, dass auch die
junge Spenglergeneration zu den nächsten Veranstaltungen kommt.Bild: BAUMETALL
Fragen über Fragen
So wie Georg Lummel (Geschäftsführer Spenglerfachbetrieb Lummel) geht es vielen Teilnehmern: „Eigentlich habe ich Konkreteres erwartet“, sagt der Fachmann aus Karlstadt, der sich mehr Auseinandersetzung zur Frage „Wohin müssen wir uns bewegen, um den Anforderungen der Zukunft gerecht zu werden“ wünscht. Daran ändert seiner Meinung auch die Diskussion um die Digitalisierung nichts: „Die Frage ist doch, ob das Metalldach oder die Metallfassade noch eine Zukunft hat?“ Außerdem stellt Lummel fest: „Das Thema Auftragslage rückt zunehmend in den Hintergrund – Personalsorgen dagegen in den Vordergrund.“ Und Martin Fischer (Geschäftsführer M.A.S.C.-Team Vöhringen) ergänzt: „Wir müssen generell viel stärker um den Nachwuchs werben! Wenn wir nicht endlich attraktiver für junge Menschen werden, bleiben wir unsichtbar“, ist Fischer überzeugt.
Aktive Teilnahme vermisst
Markus Felder (Geschäftsführer Eisenkies Tirol) hat erwartet, dass die derzeitige Ist-Situation und damit verbunden die Sorgen und Bedenken der Branche plakativer dargestellt bzw. von den Teilnehmern diskutiert werden. Seiner Meinung nach haben nur wenige von ihnen die Chance ergriffen, eine Wortmeldung abzugeben, und das obwohl die einleitenden Vorträge von Buck und Trenkwalder eine gute Basis zur Diskussion gebildet haben: „Vielleicht kann ein konstruktiver und internationaler Arbeitskreis entsprechende Themen evaluieren und Bausteine zur Erstellung zukunftsweisender Maßnahmen bereitstellen“, regt der Herzblutspengler aus Tirol an.
Ich danke meinem Arbeitgeber dafür, dass ich als Mitglied der Geschäftsleitung die Möglichkeit erhalte, wichtige Tätigkeiten zur Zukunftssicherung unserer
Branche auszuführen und mich beispielsweise als Lehrlingsbetreuer der Spengler für die Wirtschaftskammer Österreich in Tirol zu engagieren.Bild: Felder
Branchenstimmung
Für Maria Schechtl (Geschäftsführerin Schechtl Maschinenbau GmbH) war es wichtig, die Branchenstimmung zu erspüren und mehr über zukunftsweisende Strömungen zu erfahren: „Ich habe abermals erkannt, wie unterschiedlich strukturiert die Spenglerbetriebe sind. Vom Ein-Mann-Betrieb bis zum großen und maschinell ‚bis an die Zähne bewaffneten‘ Betrieb ist alles dabei. Meiner Meinung nach kommen auf Betriebe mittlerer Größe schwierige Zeiten zu. Je nach Region werden einige davon nach wie vor erfolgreich sein, aber die Anzahl solcher Betriebe wird schrumpfen. Verschiedenartige Arbeitserleichterungen – ob maschinell, im EDV-Bereich oder bei Kooperationen für einzelne Baustellen – werden der Schlüssel zum Erfolg sein. Und diese Bereiche müssen kleine sowie große Betriebe erkennen, optimieren und entsprechend nutzen.“ Auch hinsichtlich der Branchenzukunft hat Maria Schechtl einen Tipp parat: „Egal, welche regionale Berufsbezeichnung und welche Bereichsorientierung bzw. welches Tätigkeitsfeld ein Unternehmen wählt, empfehle ich allen Spenglern, Dachdeckern und Zimmerern, respektvoll miteinander umzugehen und entsprechende Zukunftsaufgaben gemeinsam zu bewältigen. Berufsgruppen oder Firmenvertreter, die andere nicht akzeptieren und wertschätzen, werden sich selbst isolieren und dadurch auch keinen Nachwuchs für sich, ihr Unternehmen und ihre Berufsgruppe begeistern können. Vielmehr ist es so, dass die Jugend in einem offenen, positiven und kommunikativem Umfeld arbeiten möchte. Ich gehe sogar so weit und behaupte, dass allein das Ergebnis/ die Ausführung der geleisteten Arbeit zählt und nicht die Berufsbezeichnung.“
Auch BAUMETALL-Onlineredakteurin Laura Kornhaaß war mit zahlreichen Fragen nach Sterzing gereist. So wollte sie zum Beispiel wissen, welche Themen die Branche besonders beschäftigen oder wie wir gemeinsam mit den Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte umgehen: „Von der Auftaktveranstaltung der XXL-Zukunftstage habe ich mir einen ersten Überblick über die konkreten Zukunftsfragen der Berufskolleginnen und -kollegen erhofft und bin nicht enttäuscht worden. Ich freue mich schon auf angeregte Fachdiskussionen bei den nächsten Veranstaltungen dieser Reihe. Wichtig ist mir, dass miteinander geredet wird und nicht übereinander. Deswegen ist es so bedeutsam, dass auch die junge Spenglergeneration zahlreich zu den nächsten Veranstaltungen kommt, denn: Die Fragen von heute werden auch die Probleme ihrer künftigen Gegenwart sein.“
Die Frage ist doch, ob das Metalldach oder die Metallfassade noch eine Zukunft haben und ob es nicht höchste Zeit ist, eine einheitliche, der Zeit entsprechende Berufsbezeichnung zu etablieren?
Bild: BAUMETALL
Start-up in besonderen Zeiten
Ein Vertreter der jungen Spenglergeneration ist John-Marc Hamann. Der norddeutsche Spenglermeister ist als @spenglermeister_john auf Instagram oder TikTok überregional bekannt. Seine im Rahmen der Veranstaltung gesammelten Erfahrungen bringt er wie folgt auf den Punkt: „Meine Erwartung war ein Treffen mit Menschen, die etwas in der Spenglerbranche bewegen können. Diese Erwartung wurde absolut erfüllt! Mir hat es wahnsinnig gefallen, mit Gleichgesinnten auf einer Augenhöhe zu diskutieren, Probleme anzupacken und Lösungen zu finden! Gerade für mich als Jungunternehmer ist solch eine Veranstaltung von großer Bedeutung, da ich von den alten Hasen viel lernen kann. Wie mir das Treffen gezeigt hat, lernen die auch von mir. Für die Zukunft wünsche ich mir weiterhin solche Treffen mit Menschen, die ein offenes Ohr haben und bereit sind, etwas anzupacken!“
Die Zukunft anpacken
Um John-Marc Hamanns Schlusssatz zu unterstreichen, weist BAUMETALL auf die Veranstaltungen am 18. November 2022 in Karlstadt und am 19. Mai 2023 in Sterzing hin. Beide Termine finden im Rahmen der XXL-Zukunftstage statt und bieten den Teilnehmern typisch BAUMETALL umfassende Orientierung.
Infos zur Veranstaltungsreihe sind online abrufbar und natürlich sind Anregungen, Meinungen sowie Leserfeedbacks per E-Mail herzlich willkommen.
redaktion@baumetall.de, Stichwort: Zukunftstage