Nach langer Pause ermöglichte die Generalversammlung des Vereins diplomierter Spenglermeister der Schweiz (VDSS) im Frühjahr 2022 endlich wieder ein physisches Zusammensein unter Kollegen und Freunden. Auf der Veranstaltung im Kursaal Bern versprühten der VDSS-Vorstand und die Referenten neue Dynamik. Sie präsentierten attraktive Projekte und stellten neue Ausflugsziele vor. Emotional und ehrenhaft ging es sowohl am Nachmittag wie auch am Abend bei der Ernennung von Stephan Muntwyler zum VDSS-Ehrenmitglied und der Verleihung des eidgenössischen Spengler-Verdienstkreuzes an Bernard Trächsel zu. Während Muntwyler zahlreiche Vereinsreisen organisiert und durchgeführt hat, zeichnet Trächsel für die Betreuung von acht vereinsinternen Architekturwettbewerben – die sogenannte Goldene Spenglerarbeit – verantwortlich. Der Herzblutspengler ist seit bald 50 Jahren unermüdlich für den VDSS im Einsatz. Er war 14 Jahre lang Sekretär des Vereins und ist seit 1999 bis heute Sekretär der Goldenen Spenglerarbeit sowie VDSS-Pressevertreter. Dazu VDSS-Präsident René Fasler: „Bernard Trächsel ist unsere treue Seele, unser Organisator, unser Mann, der im Hintergrund die Fäden zieht, unser zweisprachiger Brückenbauer, unser Redakteur, der Hunderte von Texten und Publikationen entwarf, er verfasste 2013 unsere Vereinsgeschichte, er warb unermüdlich für unseren Beruf im In- und im Ausland und er sorgte auch immer dafür, dass unsere Marktpartner unsere Publikationsziele mit ihrer Werbepräsenz mit ermöglichen.“
VDSS-Präsident René Fasler denkt nach
Und auch VDSS-Präsident René Fasler ist immer für eine Überraschung gut. Seine Beobachtungsgabe und daraus resultierende Schlussfolgerungen führten zu folgender interessanter Fragestellung zur Entwicklung des Spenglerberufes:
„Trotz Pandemie und Homeofficepflicht stand ich bei uns einmal mitten im Dorf im Verkehrsstau. Direkt neben einer Baustelle mit Wohnungsbau im großen Stil. Zwei Kräne entluden Sattelschlepper mit spanischen Nummernschildern. Aber was wurde da ausgeladen? Im ersten Moment dachte ich an große Pakete mit Wärmedämmung. Als ich aber hinter der transparenten Verpackungsfolie Rohrenden sah und auf der Verpackung ‚Bagno‘ lesen konnte, wurde mir klar, dass hier vormontierte Badezimmer made in España ankommen! Ist dies unsere Antwort auf den Fachkräftemangel? Und wenn ja, wie sieht es denn bei uns Spenglern aus? Der Zimmermann plant seinen Dachstock im 3D-CAD und weil es gerade läuft, plant er die Spenglerarbeit nebenbei auch noch mit. Bevor der erste Holzbalken auf der Abbundanlage ist, ist die Bestellung für die Spenglerarbeit bereits beim Lieferanten. Von der Rinne über das Einlaufblech bis hin zu den Blechscharen für das Falzdach. Einfach so per Knopfdruck und genau so, dass die Blechbearbeitungsmaschine die Daten übernehmen kann. Zu dem Zeitpunkt, wenn die ersten Bleche am Bau montiert werden, wäre der Spengler früher zum ersten Mal auf die Baustelle gefahren, um alles auszumessen, damit er die Spenglerarbeit planen kann. Mit viel Glück wird es noch ein Spengler sein, der die Bleche montiert. Mit weniger Glück wird der Spengler erst dann hinzugezogen, wenn die Details kompliziert werden und Fingerspitzengefühl gefragt ist. Ist dies unser Ausweg aus dem Fachkräftemangel? Es ist bestimmt ein möglicher Weg, auch wenn dieser Weg nicht ganz ungefährlich ist! Die Sanitär- und Heizungsplaner haben heute schon die Möglichkeit, mit BIM ihre Planung anhand der Architektenpläne umzusetzen und ihre ganze Installation vorzufertigen. Dies erhöht die Qualität und beschleunigt die Montagezeiten auf der Baustelle.
Wo stehen wir Spengler? Sind wir fit im CAD? Können wir Profile herstellen, obwohl die Unterkonstruktion auf dem Bau noch nicht vorhanden ist? Und wenn ja, woher erhalten wir die Plangrundlagen für unsere Vorfertigung? Es ist unsere Aufgabe, diese Techniken zu beherrschen. Und nicht erst morgen! Bereits heute ist der Bau digital und wer mit dem kleinsten Aufwand die Planung und die Produktion sicherstellen kann, ist klar im Vorteil. In unserer Region ist es üblich geworden, dass eine Zimmerei auch eine Spenglerabteilung aufbaut. Dies ist nur möglich, weil die Zimmereien die digitale Planung beherrschen. Teure Spenglermaschinen sind erst mal nicht nötig, da die Blechprofile bei Lieferanten bestellt werden können, genau so, wie sie vom Zimmerer geplant wurden.
Berufsveränderungen müssen nicht schlecht sein, aber sie müssen erkannt werden. Wenn wir Teil der Digitalisierung sein wollen, dann ist jeder von uns gefordert, sich die nötigen Fähigkeiten anzueignen. Unsere Verbände müssen durchsetzen, das sämtliche digitalen Pläne einer Baustelle für alle verfügbar sein müssen. Es braucht mehr denn je ein Miteinander auf der Baustelle; das sind wir unseren Kunden schuldig, und nur so können wir auch das Image der Baubranche verbessern.
Unsere zukünftigen Aufgaben werden weder kleiner noch weniger; wir müssen und wollen am Ball bleiben, damit der Spengler auch in Zukunft ein relevanter Akteur am Bau bleibt.“
VDSS-Öffentlichkeits- und -Imagearbeit
In seinem Jahresbericht erinnerte Fasler daran, dass die Goldene Spenglerarbeit 2021 trotz Corona erfolgreich durchgeführt wurde (BAUMETALL berichtete). Abgerundet wurde die 8. Staffel des Wettbewerbs mit dem Versand entsprechender Pressemitteilungen sowie der Weitergabe von 25 000 Exemplaren der Wettbewerbsbroschüre mit allen 26 beteiligten Bauvorhaben und Objekten. Auf diese Weise gelang es dem VDSS erneut, die Öffentlichkeit über beeindruckende Spenglerarbeiten an Dächern und Fassaden zu informieren. Fasler freute sich außerdem darüber, dass über die Vorzeigeobjekte der VDSS-Mitglieder in zahlreichen Presseveröffentlichungen berichtet wurde und dabei sogar sechs Magazine ihr Titelblatt mit den entsprechenden Objekten gestalteten.