Beim Lesen der Thurgauer Zeitung traute BAUMETALL-Leser Walter Müntener seinen Augen kaum. Am 10. August 2019 war dort zu lesen, dass die schweizweit als Spengler bezeichneten Berufsleute in der Gegend um Schaffhausen noch bis vor Kurzem als Sturzer bezeichnet wurden. Die entsprechende Erklärung wurde in dem Artikel gleich mitgeliefert: In überlieferten Dokumenten sei demnach vermerkt, dass Eisenblech in zahlreichen Gebieten der Schweiz noch vor etwa 100 Jahren mit dem Begriff Sturz gleichgesetzt wurde. So belege ein Text aus dem Jahr 1616, dass ein „Kessler“ Laternen und andere Gegenstände aus Sturz herstellen würde. Turmhelme oder Erkerdächer waren damals ebenfalls mit Sturz gedeckt. Und im Wiler Lötschental erhielt so manches Dach nach einem vorausgegangenen Dorfbrand ein flammensicheres Sturzdach. Der Begriff Sturz war aber auch im Schweizer Mittelland lange Zeit geläufig. Dort sprach der Volksmund von Sturzdächern und Sturzfirsten, unter anderem auch weil ein Metallfirst günstiger als tönerne Firstziegel gewesen sei. In diesem Kontext ebenfalls interessant ist eine alte Redewendung aus der Region Bülach. Dort sagte man: „En stürzene Chängel chunnt nüd hööcher als en hölzene“ – meinte damit aber nicht den höheren Preis einer Eisenrinne, sondern deren Höhe über dem Boden. Das diese wertvollen Informationen nicht in Vergessenheit geraten, verdankt die Schweizer Spenglerszene Nikolaus Bigler, seines Zeichens Redakteur beim Schweizerdeutschen Wörterbuch Idiotikon von 1982 bis 2014.
An alle Klempner, Spengler, Flaschner, Blechner und Sturzer: Das BAUMETALL-Team möchte es genauer wissen. Wer hat schon davon gehört, dass der Spengler früher Sturzer genannt wurde? Und wer kann dazu Geschichten aus Spengler-Großvaters Zeiten weitergeben?