Metall zieht auch Frauen magisch an, die Stehfalzscharen fertigen, Dächer decken oder Autobleche reparieren können. Immer mehr Frauen tauschen den Lippenstift gegen Lötkolben, Hammer oder Schraubenzieher ein. Wenn z. B. Klempnermeisterin Laura Kornhaaß ihre Arbeit in der BAUMETALL-Kolumne „BLötzinn im Kopf“ reflektiert, wird klar: Im Jahr 2020 sind die Zeiten, in denen „Klempner“ ein Männerberuf war, vorbei. Auch die Lebensrealität der Spenglermeisterinnen Kerstin und Katrin Hammer aus Österreich bestätigt diesen Fakt. Bevor die Handwerkerin Luisa Buck ihren Beruf in der ZVSHK-Kampagne „Zeit zu starten“ vorstellte, stand sie schon lange für Spengler TV vor der Kamera. Noch ist der Frauenanteil in der Branche gering. Doch das wandelt sich langsam.
Frauenanteil nimmt zu
Die Zahlen lassen sich aus einer Statistik des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) ableiten, die zum 31. Dezember 2017 bundesweit 4335 Klempnerfachbetriebe, 1087 Klempner-Azubis und 78 Jungmeister erfasste. Die Quote weiblicher Azubis liegt Schätzungen zufolge unter 2 %. Damit erlernen bundesweit höchstens 21 weibliche Azubis pro Jahr den Klempnerberuf, wobei alle drei Lehrjahre berücksichtigt sind. Folglich liegt der Anteil der Gesellinnen auch unter 2 %. Im Schnitt absolviert nur eine Frau jedes zweite Jahr eine Klempnermeisterprüfung. Pro Jahr erreicht der Anteil der Meisterinnen die Ein-Prozent-Marke also nicht. Zum Vergleich: Vor 60 Jahren lag der Frauenanteil in der Branche komplett bei null. Halten sich noch immer Vorurteile? „Das kann ich so nicht bestätigen. Erst mal sind wir Frauen durchaus schon häufiger anzutreffen als noch vor 20 Jahren. Sicher gibt es immer irgendwo einen, dem das nicht gefällt. Doch diese Sorte Männer gibt es auch in jedem anderen Bereich des beruflichen Lebens“, analysierte die Meisteranwärterin jüngst in ihrer Kolumne.
Stolz auf den Beruf
Die dritte Generation im Familienunternehmen Dangel Metall in Lenningen ist weiblich. Die studierte Betriebswirtin Franziska lernt derzeit den Klempnerberuf. Ihre Schwester Elena plant ebenfalls, ihr duales Studium BWL-Handwerk später durch eine Ausbildung zu ergänzen. Häufig müssen Handwerkerinnen bessere Leistungen und mehr Kompetenz zeigen als männliche Kollegen, um gehört zu werden. Ein Naturtalent indes bringen die Damen im freundlichen Umgang mit Kunden und für die Öffentlichkeitsarbeit mit. Die Meisterinnen aus Graz stellten ihren Fachbetrieb DFP Hammer schon in einem Film und in der Fachpresse vor. Die Dachdecker-Mädelz, bei denen Männer vergeblich nach Höhenangst suchen, machen Furore in den sozialen Netzwerken. Dieses Gewerk steht bei der Quote aktuell etwas besser da: Laut Zahlen des ZVDH erlernen 2020 exakt 7228 Azubis den Beruf des Dachdeckers. Davon sind 147 weiblich, was einem Anteil von 2,03 % entspricht. In der Branche formiert sich Unterstützung: Vorreiter ist das Düsseldorfer Enke-Werk, das Frauen gezielt durch Schulungen fördert. Denn der demografische Wandel und Fachkräftemangel machen Handwerkerinnen unverzichtbar.
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* Henry Rasch