Wie kommt ein junger Klempnermeister aus dem Allgäu nach Hamburg? Natürlich nachhaltig und fast ohne Verspätung mit der Bahn! Im Frühjahr 2024 gewann Jonas Blösch beim BAUMETALL-Leserwettbewerb „Meisterstück des Jahres“ den ersten Preis in der Kategorie „Bestes Design“. Neben dem begehrten goldenen Kreuzschweifhammer wurde seine von Hopfendolden inspirierte Lampe zusätzlich mit einem Preis des Kupferspezialisten Aurubis gewürdigt. Zusammen mit seiner Freundin wurde Blösch von einer finnischen Tochterfirma eines in Hamburg ansässigen Unternehmens zu einem Besuch in die Hansestadt eingeladen. Wie es so schön heißt: „Wenn einer eine Reise tut, hat er etwas zu erzählen“, und meistens sind das dann genau die Dinge, die nicht wie geplant ablaufen. Leider wurde kurzfristig der Besuch im Aurubis-Werk aus technischen Gründen abgesagt. Anstelle des Werksbesuches des weltgrößten Kupferherstellers wurde als sehenswerte Alternative die weltgrößte Eisenbahn- und Modellbauanlage in der Speicherstadt Hamburg besucht. Wird schon bei einigen Meisterstücken sehr filigran geschweift, gebogen, gelötet, so sind bei den weltweiten Nachbauten die kleinsten Details originalgetreu im Maßstab 1:87 zu sehen.
Hamburg wäre nicht Hamburg, wenn auf Regen nicht Sonnenschein folgen und sich dann die Hamburger Patina nicht von ihrer schönsten Seite zeigen würde. Am besten sind die besonderen Kupferdächer bei einer Alsterrundfahrt zu sehen. Die Hamburger Bauverordnung verlangt für diesen Bereich ausschließlich Eindeckungen mit Kupfer. Neben den bekannten und renommierten Hotels, wie dem Vierjahreszeiten und dem Atlantic, sind dort Gebäude von Versicherungen und großen Handelsgesellschaften angesiedelt.
Eigentlich ist Spenglermeister Blösch leidenschaftlicher Bergsteiger. In Hamburg musste er allerdings von einer vertikalen in eine mehr horizontale Bewegungslinie umdenken. Beim Fußmarsch durch Häuserschluchten und grüne Anlagen war der Blick immer nach oben zu den mit Kupfer bedeckten Dächern und Türmen gerichtet. Vorbei ging es an den Hamburger Wahrzeichen, dem Rathaus, dem Michel bis zu den Landungsbrücken.
Zum Abschluss musste noch ein kleiner Schock verdaut werden. Eigentlich ist die Eindeckung der U-Bahn-Station „Landungsbrücken“ mit vorpatiniertem Kupfer in Nordic Green ein optisches Highlight. Zum Leidwesen der metallbegeisterten Anwesenden war die schöne Patinaoberfläche mit Graffitis verunstaltet und danach unsachgemäß mit grüner Farbe verschlimmbessert worden.
Eine schnelle 180-Grad-Drehung ermöglicht zum Glück den Panoramablick über die Hamburger Wahrzeichen. Beginnend bei der historischen Landungsbrücke mit der charakteristischen Kupferkuppel schwenkt der Blick auf den Hafen und fängt zum Schluss das neue Hamburger Wahrzeichen, die Elbphilharmonie, ein.
Jonas Blösch zeigt sich begeistert: „Hamburg ist eine tolle Stadt! Eine Stadt, in der das Spenglerhandwerk an vielen Ecken besonders zur Geltung kommt und dadurch dem Stadtbild einen besonderen Charakter verleiht. Besonders sticht hierbei die natürliche ‚Hamburger Kupferpatina‘ hervor. Bei unseren Spaziergängen haben wir die Verarbeitung von vorpatiniertem Kupfer bei Restaurationsarbeiten sehen können. Auch haben wir während der verschiedenen Projektbesichtigungen viele bereichernde Gespräche über die architektonische Nutzung von Blech geführt, wovon ich als frischgebackener Spenglermeister einige für mich neue Ansätze mitnehmen konnte. Mein Dank gilt Herbert Mock, der uns diese wertvollen Spenglerarbeiten Hamburgs gezeigt hat.“