Es ist Mittwoch, 20. November 2024, 13:45 Uhr. Mein ICE 928 nach Hamburg-Altona fährt mit 15 Minuten Verspätung in den Bonner Hauptbahnhof ein. Ärgerlich, denke ich mir – jede Minute Verzögerung zu Beginn einer Bahnfahrt bedeutet bei der Deutschen Bahn bekanntlich, dass diese Verspätung selten aufgeholt wird. Damit würde ich also später als geplant in Hamburg ankommen. In den folgenden zwei Tagen sollte dies jedoch das Einzige bleiben, was nicht nach Plan lief, denn die Organisation der diesjährigen Deutschen Meisterschaft im Klempnerhandwerk, durchgeführt vom Fachverband Hamburg, war schlichtweg hervorragend! So viel sei schon vorweggenommen.
Diese Deutsche Meisterschaft war für mich aus mehreren Gründen besonders: Nicht nur weil in diesem Jahr aufgrund einer Verkettung unglücklicher Umstände bei den Landesentscheiden und eines verschollenen Landessiegers leider letztlich nur zwei Teilnehmer im Wettstreit um den Bundessieger im Klempnerhandwerk antraten, sondern auch weil es trotz dieses Umstands ein Wettbewerb war, in dem sich am Ende zwei erstklassige Kontrahenten gegenüberstanden, die über den Wettbewerb gemeinsam gewachsen sind. Beide wurden dabei von ihren Vätern begleitet, die nicht nur mitfieberten, sondern zwischendurch und am Ende die Freude ihrer Söhne förmlich teilten – Momente, die mich besonders beeindruckt haben.
Der Auftakt: Ein erstes Kennenlernen in Hamburg
Gegen 18:30 Uhr erreichte ich Hamburg und wurde vom typischen Hamburger Wetter begrüßt – eine feuchte Kühle, begleitet von einem stetigen, feinen Nieselregen. Vom Bahnhof aus ging es per S-Bahn direkt ins Hotel. Schnell die Sachen aufs Zimmer und auf zum Abendessen, wo ich mich der Gruppe von Talenten und Experten anschloss. Das Treffen fand im Restaurant „September“ unweit des Hamburger Doms statt – im Gegensatz zum Wetter draußen ein warmer, gemütlicher Ort, der an diesem Abend gut gefüllt war. Schon beim Betreten der Schank- und Speisewirtschaft sah ich die ersten bekannten Gesichter, die mich herzlich begrüßten. Rund 20 bis 30 Personen, darunter Teilnehmer, Organisatoren und Experten, hatten sich an drei großen Tischen verteilt. Die Stimmung war locker und ausgelassen, auch wenn der bevorstehende Wettbewerb allen bewusst war. Wie immer bei solchen Veranstaltungen wurde gemutmaßt, welche Aufgaben wohl auf die Teilnehmer im Detail zukommen würden. Die jungen Talente erzählten unbeschwert von ihren Erfahrungen während der Ausbildung und trotz der guten Stimmung war klar: Ab morgen würde es ernst, und die kommenden beiden Tage würden den Teilnehmern einiges abverlangen.
So kam es auch, dass sich die Runde trotz der gemütlichen Atmosphäre, die das gut besuchte Restaurant bot, bereits nach dem Essen, ein paar Getränken und einigen Fachgesprächen gegen frühen Abend langsam auflöste – alle wollten fit und konzentriert in den nächsten Tag starten.
Erster Wettkampftag
Zwei Talente und ein präziser Auftrag
Am nächsten Morgen traf ich im Frühstücksraum auf die beiden Talente Quentin Gramm und Simon Mast. Quentin hatte seine Ausbildung beim Fachbetrieb Lummel in Karlstadt absolviert und konnte deswegen als Landessieger für das Bundesland Bayern antreten. Simon Mast, der sich als Landessieger in Baden-Württemberg durchsetzen konnte, hat im eigenen Familienbetrieb, der Bauflaschnerei Mast in Nagold, gelernt.
Nach dem Frühstück ging es gemeinsam zur Messe. Dort galt es zunächst, das Werkzeug, das die beiden Teilnehmer nach gemeinsamer Absprache selbst mitgebracht hatten, vom Parkhaus zum Austragungsort zu transportieren. Im hellen Licht der Messehalle, auf dem Marktplatz der Klempnerei, umgeben von Ständen namhafter Branchenaussteller, wartete der zentrale Schauplatz: zwei Fassadenmodelle, die über zwei Tage so perfekt wie möglich mit Titanzink von VM Building Solutions bekleidet werden sollten.
Die Aufgabe: Präzision und Handwerkskunst gefragt
Hier galt es, eine anspruchsvolle Fassadenbekleidung aus Schindeln, senkrechten Doppelstehfalzen und waagerechten Winkelstehfalzen herzustellen. Dabei kam es nicht nur auf Maßgenauigkeit an, sondern auch auf die Qualität der Falztechniken und den Gesamteindruck der Arbeit. Die Teilnehmer arbeiteten konzentriert, immer wieder begutachtet von einer fachkundigen Jury, die jeden Arbeitsschritt genau beobachtete. Beide Talente zeigten außergewöhnliches handwerkliches Geschick, und es war eine Freude, ihnen bei ihrer Arbeit zuzusehen. Besonders beeindruckend dabei war die Unterstützung der beiden Väter. In ruhigen Momenten bewunderten sie die Fortschritte ihrer Söhne und konnten ihre Begeisterung kaum verbergen.
Finale und Fazit: Sieger sind beide
Am Ende des zweiten Tages wurden die fertigen Modelle bewertet. Der Wettkampf hatte für mich zwei Gewinner hervorgebracht – nicht nur weil beide Teilnehmer beeindruckende Leistungen gezeigt hatten, sondern auch weil sie den Geist des Handwerks in besonderer Weise repräsentierten. Die Freude über den Erfolg teilten die Wettkämpfer mit ihren Vätern, die nicht nur stolze Begleiter, sondern zwischendrin auch inspirierende Mentoren waren. Dieses Bild wird mir noch lange in Erinnerung bleiben: Handwerk, das Generationen verbindet und mit Leidenschaft gelebt wird.
Die diesjährige Deutsche Meisterschaft im Klempnerhandwerk war trotz geringer Teilnehmerzahl für mich persönlich ein voller Erfolg. Sie zeigte eindrucksvoll, wie wichtig es ist, junge Talente zu fördern und ihnen eine Plattform zu bieten, um ihr Können unter Beweis zu stellen. Dass es in diesem Jahr nur zwei Teilnehmer gab, war zwar insgesamt schade, aber hat auch gezeigt, wo für die Zukunft Verbesserungspotenzial im Prozess der Begleitung möglicher Talente auf dem Weg über die Deutsche Meisterschaft auf Landesebene bis hin zum Bundesentscheid liegt. Die Begeisterung und das Engagement der Teilnehmer, der Experten und aller Organisatoren waren inspirierend. Ich für meinen Teil kann mich nur noch mal bei allen Beteiligten dafür bedanken! Für mich ist dieser Wettbewerb ein Jahreshighlight und ein eindrucksvoller Beweis dafür, dass es sich lohnt, unseren jungen Talenten eine Bühne zu bieten!
Beste Grüße, Ihr Michael Kober