Wie die Klempnerausbildung im Diskurs steht
Michael Kober ist Referent Klempnertechnik des ZVSHK. Bezugnehmend auf die aktuelle Diskussion rund um sinkende Ausbildungszahlen und die Attraktivität des Berufsbilds schreibt er Folgendes:
Für jedes komplexe Problem gibt es eine Antwort, die klar, einfach – und falsch ist. Dieses Zitat des US-amerikanischen Journalisten Henry Louis Mencken bringt ein Phänomen auf den Punkt, das auch in der Diskussion um die Zukunft der Klempnerausbildung immer wieder auftritt: die Suche nach der einen, vermeintlich einfachen Lösung. Doch gerade in unserer Branche, wo viele unterschiedliche Interessen aufeinandertreffen, gibt es keine einfachen Antworten.
In meiner Rolle als Referent für die Klempner im Zentralverband Sanitär Heizung Klima ist es meine Aufgabe, die unterschiedlichen Positionen zu moderieren und dabei die Interessen der Branche bestmöglich zu vertreten. Eine zentrale Rolle spielen hierbei die Mitglieder unserer Bundesfachgruppe Klempnertechnik. Diese setzt sich aus ehrenamtlichen Vertretern der Landes- und Fachverbände zusammen – allesamt Unternehmer mit eigenen Handwerksbetrieben, die sich für die Anliegen von rund 4000 Klempnerbetrieben in Deutschland starkmachen. Diese Struktur zeigt, wie vielfältig die Meinungen und Perspektiven sind, die wir berücksichtigen müssen.
Von der Moderation zur Beratung
Meine Aufgabe ist es nicht nur, als Moderator aufzutreten, sondern auch als Berater, um gemeinsam mit der Bundesfachgruppe zu fundierten Entscheidungen zu kommen. Hierbei geht es darum, Themen zu identifizieren, aufzubereiten und dann in die Diskussion einzubringen – immer mit dem Ziel, die bestmögliche Lösung für die Branche zu finden. In diesem Spannungsfeld muss ich mich auch als Person immer wieder reflektieren. Natürlich habe ich selbst Überzeugungen und Ansichten, die ich in Diskussionen einbringen könnte. Doch in meiner Funktion als Berater und Moderator ist es entscheidend, diese persönliche Sichtweise hinter die objektive Bewertung zurückzustellen.
Ein Vorteil für diese Aufgabe ist, dass ich selbst aus dem Handwerk komme. Als gelernter Metallbaumeister weiß ich, wie der Arbeitsalltag in den Betrieben aussieht und welche Herausforderungen das Handwerk mit sich bringt. Gleichzeitig erlaubt mir meine zusätzliche Qualifikation als Wirtschaftsingenieur, auch die betriebswirtschaftliche Seite des Handwerks im Blick zu behalten. Diese doppelte Perspektive hilft mir, die Argumente und Interessen der verschiedenen Beteiligten ausgewogen zu gewichten.
Verzögerung oder notwendige Reflexion?
Kritik an der Verbandsarbeit ist nicht neu: Es gehe zu langsam voran, Entscheidungen entsprächen nicht immer der Meinung Einzelner und manche Vorschläge würden „zerredet“. Diese Vorwürfe sind verständlich, doch sie greifen zu kurz. In einem Verband wie unserem, der die Interessen von Tausenden Unternehmen vertritt, ist es unvermeidlich, dass grundlegende Fragen und Neuerungen gründlich und mit der notwendigen Sorgfalt diskutiert werden.
Ein Beispiel ist die langjährige Diskussion um die Berufsbezeichnung und die Ausbildungsinhalte. Hier gibt es verschiedene Meinungen: Soll die Ausbildung modernisiert werden, um neuen Technologien gerecht zu werden? Soll die Berufsbezeichnung stärker die Tradition des Handwerks betonen oder zukunftsorientiert gestaltet sein? Solche Fragen lassen sich nicht im Alleingang entscheiden. Es ist unsere Aufgabe, alle Argumente zu hören, die Konsequenzen abzuwägen und dann zu einer Lösung zu kommen, die möglichst langfristig tragfähig ist.
Auf dem Weg zur besten Lösung
Die Arbeit in einem solchen Umfeld erfordert Geduld und Ausdauer. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Themen ruhen – im Gegenteil. Gerade weil es so viele Aspekte gibt, die berücksichtigt werden müssen, sind viele Prozesse oft langwierig. Doch wir arbeiten intensiv daran, die Interessen aller Beteiligten unter einen Hut zu bringen. Ziel ist es, Lösungen zu finden, die für möglichst viele in der Branche für eine möglichst lange Zeit tragbar sind. Das ist es, wofür meine Kollegen im Zentralverband Sanitär Heizung Klima, die Bundesfachgruppe Klempner und ich täglich einstehen. Wir möchten nicht nur schnelle, sondern vor allem nachhaltige Entscheidungen treffen, die die Klempnerbranche in Zukunft stark und wettbewerbsfähig machen.
Fazit
Einfache Antworten gibt es selten, besonders wenn es um die Zukunft eines gesamten Berufszweigs geht. Doch mit Geduld, Fachwissen und einer klaren Strategie werden wir auch weiterhin daran arbeiten, den komplexen Herausforderungen unserer Branche mit fundierten Lösungen zu begegnen. Denn genau darum geht es: die Vielfalt der Meinungen zu nutzen, um am Ende das beste Ergebnis für alle zu erzielen.
Wer wirklich etwas für seinen Berufsstand bewegen möchte, der sollte sich als Mitglied der Verbandsorganisation in seinem Landesverband und wo möglich in den Landesfachgruppen oder auch in der Bundesfachgruppe engagieren. 
Bundesfachgruppe Klempner
Die Bundesfachgruppe Klempner ist ein Gremium ehrenamtlicher Vertreter (Unternehmer aus dem Klempnerhandwerk). Sie hat die Aufgabe, die fachlichen Interessen ihres Handwerks im Zentralverband Sanitär Heizung Klima zu vertreten. Sie kann dazu Anträge und Empfehlungen an den Vorstand richten. Die Mitglieder der Bundesfachgruppe setzen sich aus den Landesfachgruppenleitern der Mitgliedsverbände zusammen. Die Bundesfachgruppe wählt alle 3 Jahre aus ihrer Mitte heraus einen Vorsitzenden – aktuell Ulrich Leib, Firma Leib GmbH, Moorenweis, Bayern – und einen Stellvertreter – aktuell Michael Messerschmidt, Firma Nakra, Fambach, Thüringen. Sie tritt mindestens einmal jährlich zusammen und berät dabei zu verschiedenen Themen. Themen wie Markt und Wirtschaft, Berufsbildung und Berufsförderung, Technik und Innovationen sowie Arbeit und Soziales sind dabei feste Bestandteile der Tagesordnung.