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Klempnertreff in kurzen Hosen

Im Juni 2022 fand die 25. Jubiläumsveranstaltung des baden-württembergischen Klempnertreffs mit 83 Teilnehmern und zahlreichen Ausstellern, wie gewohnt, im Kurhaus in Titisee statt. Das FV-SHK-BW-Vorstandsmitglied Joachim Butz eröffnete die Tagung und grüßte dabei Innungsmitglieder, Teilnehmer und Aussteller – insbesondere Dietmar Zahn, der den Klempnertreff bis zu seiner Rente 24 Jahre organisierte. Anschließend gab der Fachverbandsvorsitzende eine historische Zusammenfassung der Veranstaltung, die im Februar 1997 am selben Ort aus der Taufe gehoben wurde. Aus dem damaligen Redemanuskript war zu entnehmen, dass der Fachverband 1300 Mitglieder zählte und sich die Teilnehmerzahl im Laufe der Jahre um die 100 Personen einpendelte. Butz freute sich besonders darüber, dass die Landesfachklassen der Robert-­Bosch-Schule in Ulm aktuell 233 Lehrlinge ausbilden. Robert Smejkal, der seit 2005 ehrenamtlich für den Klempnertreff auf Bundesebene tätig ist, zeigte sich anschließend erfreut darüber, dass trotz knapper Vorbereitungszeit und erstmaliger Terminierung im Sommer so viele Teilnehmer zugesagt hatten. Dann zitierte Smejkal einen Kollegen der vorausgegangenen Fachverbandssitzung mit den Worten: „Heute ist der erste Klempnertreff in kurzen Hosen.“

Nicht nur das Klima ändert sich

Im Einführungsvortrag von Dr. Saskia Buchholz (Deutscher Wetterdienst) wurden Begrifflichkeiten wie Wetter, Witterung und Klima geklärt und die Referentin ging auf den Klimawandel mit Ursachen und Ausblick auf das künftige Klima ein. Buchholz schilderte auch daraus entstehende Folgen für das Baugewerbe sowie die Beschäftigten der Branche. Die Baustellensicherheit bei Extremwetterlagen sei ebenso im Wandel begriffen wie die zukunftsorientierte Klimaanpassung von Gebäuden.

Joachim Butz und Robert Smejkal repräsentieren den Fachverband SHK BW

Bild: KW für BAUMETALL

Joachim Butz und Robert Smejkal repräsentieren den Fachverband SHK BW
Luigi Greco spricht über durchgängige Softwaresysteme im Klempnerfachbetrieb

Bild: KW für BAUMETALL

Luigi Greco spricht über durchgängige Softwaresysteme im Klempnerfachbetrieb

Datenautobahn für Fachbetriebe

Luigi Greco (Gesacon GmbH) widmete sich dem Thema der durchgängigen Wertschöpfung durch Digitalisierung im Klempnerfachbetrieb. Sehr rasch gelang es ihm durch einen Rückblick auf den Stand der Digitalisierung von 1997, dem Zeitpunkt des ersten Klempnertreffs Baden-Württemberg, einen Bogen zu schlagen. Damals wurden laut Greco Google, das WLAN oder das erste Handy mit Farbdisplay eingeführt. „Das alles ist gefühlt noch gar nicht so lange her“, gab Greco zu bedenken. Inzwischen nutzen 100 % aller Betriebe die Digitalisierung der dritten Generation. Dazu zählen u. a. CAD, Textverarbeitung u. v. m. Was jedoch noch immer fehlt, ist laut Greco die Datendurchgängigkeit mit dem entsprechenden Klempner-Know-how. Der Datenfachmann fokussierte sich anschließend u. a. auf die Minimierung von Fehlerquellen, die Kompensation des Fachkräftebedarfs (Anmerk. Joachim Butz: „Wir sollten von Bedarf und nicht von Mangel sprechen!“) und die Reduktion der administrativen Durchlaufzeiten um Faktor 10 bis 20. Dabei hob er heraus, dass gerade dieser Aufwand oft unterschätzt werde. Diese Tatsache belegte Greco eindrucksvoll mit dem Umfrageergebnis: In seinem konkreten Beispiel benötigen moderne Klempner-Fachbetriebe zwischen 7 und über 160 Minuten für eine Fensterzarge. (Anmerk. d. Red.: Der entsprechende Fachbeitrag ist auf www.baumetall.de/bm-digital nachzulesen.) Laut Greco zeichnet sich klempnertaugliche Digitalisierung 4.0 aus durch:

  • Integration des betrieblichen Blechbearbeitungs-Know-how
  • Verwendung eigener Vorlagen (auch für kleine Betriebe)
  • Von jedem Mitarbeiter bedienbare Programme
  • Unabhängig von einer Maschineninvestition
  • Modularität und Durchgängigkeit
  • Jeder Betriebsinhaber entscheidet laut Greco folglich selbst, wann er auf die „Autobahn“ auffährt und wann er sie wieder verlässt. Qualitätssicherung auf hohem Niveau ist somit gewährleistet – auch weil generationsübergreifendes Wissen intern festgehalten werden kann. Dass der Klempnernachwuchs sehr schnell lernt, die neue Digitalisierung umzusetzen, sei unbestritten, aber auch Meister brauchten dem durch Workshops und Schulungen (z. B. bei der SHK Innung München, der ZVSHK ­Arbeitsgruppe und der Prefa-Academy Deutschland) in nichts nachzustehen. Für weitere Informationen zum Thema empfahl Greco abschließend den Klick in das Anwendernetzwerk von BM digital unter www.baumetall.de/bm-digital.

    Marco Schmidt (FV SHK BW) bedankt sich bei Dr. Saskia Buchholz

    Bild: KW für BAUMETALL

    Marco Schmidt (FV SHK BW) bedankt sich bei Dr. Saskia Buchholz
    Airteam-Profi Frank Lochau informiert über fliegende Aufmaßsysteme

    Bild: KW für BAUMETALL

    Airteam-Profi Frank Lochau informiert über fliegende Aufmaßsysteme

    Ausmessen von oben

    Frank Lochau von der Airteam Aerial Intelligence GmbH informierte über digitale Dachvermessung aus der Luft. Er stellte ein System vor, das mittels Drohnendaten, moderner Software und künstlicher Intelligenz sehr gute Messergebisse erzielt. Der Fachmann nannte in seinem Vortrag auch die Vorteile der Airteam-Fusion-Plattform, die durch einen Algorithmus vollautomatische CAD-Modelle von Gebäuden und Strukturen liefern könne – unabhängig davon, ob Daten betriebseigener Drohnen oder von den Drohnen des Airteams eingespeist würden. Außerdem können auch Drohnenpiloten aus dem Airteam-Netzwerk angefordert werden. Auf entsprechende Rückfrage bei seinen Zuhörern erfuhr Lochau, dass bereits einige Betriebe Drohnen einsetzen, wobei die meisten diese lediglich bildgebend nutzen. Das rege Interesse des Publikums lässt vermuten, dass moderne Drohnentechnik zukünftig Wettbewerbsvorteile sichern könnte.

    Flachdach-Monitoring

    Stephan Muntwyler (Geschäftsführer Gabs AG) stellte unterschiedliche Flachdach-Leckortungssysteme vor. Seine Vortragsüberschrift „Dicht? Oder nicht?“ zielte vor allem auf Veränderungen und Trends der Flachdachnutzung und damit einhergehende Herausforderungen ab. Muntwyler stellte verschiedene passive und aktive Leckortungssysteme vor. Klar strukturierte er das Vorgehen bei der Systemwahl unter Berücksichtigung von Gebäudeklassen und deren Nutzung sowie weiterer relevanter Aspekte. Dabei sensibilisierte er die Anwesenden auch, sich Gedanken zum Einsatz neuer Geschäftsmodelle zu machen. Vorrangig stellte er dabei psychologisch begründete Kundenwünsche, wie Prestige, Individualität, Sicherheit, planbare Kosten und Werterhalt, heraus. Ergänzend dazu erörterte er Möglichkeiten des Handwerks durch Wartungs-Abos, Monitoring (z. B. Drohnenaufnahmen mit zusätzlichen Infrarotaufnahmen)oder Dach-Leasing gewinnbringend anzubieten.

    Ein Turm für Wiesbaden

    Nakra-Geschäftsführer Michael Messerschmidt nahm die Teilnehmer mit zu dem nervenaufreibenden Abenteuer bei der Rekonstruktion einer Turmlaterne in Wiesbaden. Ausgehend von einer alten Postkarte sowie einer Handskizze aus Erbauerzeiten gelang es ihm, zwischen der ersten Anfrage 2018 zusammen mit Denkmalamt, Architekt, Statiker und Behörde alle Hürden zu nehmen, um schlussendlich nicht nur die 9 m hohe Turmlaterne, sondern zeitgleich zusätzliche Gauben zu montieren.

    Abnahme und Bedenkenanzeige

    FVSHK-Syndikusrechtsanwalt Christoph Christiansen sprach über die Abnahme von erbrachten Bauleistungen und die damit verbundene bedarfsweise Anzeige von Bedenken. Dabei ging der Experte auf diverse Praxisprobleme ein und arbeitete schlüssig und verständlich den Unterschied zur Fertigstellungsanzeige und die Möglichkeit einer Teilabnahme bei mehrgliedrigen Bauvorhaben heraus. Im zweiten Teil seines informativen Vortrags widmete er sich der Bedenkenanzeige, die stets unverzüglich, schriftlich und eindeutig mit Angabe möglicher Folgen an den Bauherrn sowie den Architekten erfolgen müsse, da sonst die Erfolgshaftung des ausführenden Betriebs eintritt. Wichtig zu wissen sei dabei auch, dass der Handwerker keine eigenen Vorschläge zur Behebung der Fehler aus Leistungen anderer Gewerke machen sollte. Der Grund: In der Betriebshaftpflicht sind eigene planerische Leistungen nicht abgedeckt. Und Achtung: Schon eine z. B. auf statische Konstruktionen abzielende Handwerkeraussage wie „Das reicht aus“ kann bereits als planerische Tätigkeit gewertet werden. Wenn nach der erfolgten Bedenkenanzeige nicht weitergearbeitet werden könne, müsse anschließend eine Behinderungsanzeige erfolgen. Diese sollte auch dann erstellt werden, wenn Lieferschwierigkeiten auftreten, für die der Betrieb ausschließlich bei Selbstverschulden haftet.

    Ausgezeichnete Sanierung

    Im Schlussvortrag präsentierte Sebastian Kempf die Komplettsanierung eines Verwaltungs- und Werkstattgebäudes, für die sein Fachbetrieb eine Auszeichnung erhalten hat. Schon 2007 übernahm der Fachbetrieb Kempf in Schonach ein allgemein unattraktives Gebäude. Zahlreiche Undichtigkeiten im Dachbereich sowie die unvorteilhafte Raumaufteilung machten letztendlich einen Umbau bzw. eine Sanierung nötig, über die BAUMETALL ab Seite 42 dieser Ausgabe ausführlich berichtet. (Anmerk. d. Red.: BAUMETALL berichtete über die Themen der Referate „Ein Turm für Wiesbaden“, „Flachdachmonitoring“ und „Datenautobahn für Fachbetriebe“ in zurückliegenden Ausgaben umfassend. Infos dazu sind u. a. im Heftarchiv auf www.baumetall.de abrufbar).

    Stephan Muntwyler präsentierte verschiedene Systeme zur Flachdachüberwachung

    Bild: KW für BAUMETALL

    Stephan Muntwyler präsentierte verschiedene Systeme zur Flachdachüberwachung
    Michael Messerschmidt sprach über die Rekonstruktion eines Turmes in Wiesbaden

    Bild: KW für BAUMETALL

    Michael Messerschmidt sprach über die Rekonstruktion eines Turmes in Wiesbaden

    Fazit

    Abschließend dankte Robert Smejkal den Betreibern des Kurhauses für die Bereitstellung eines hervorragenden Veranstaltungsortes. Außerdem bedankte er sich bei Marco Schmidt (FV SHK BW) für die Moderation und informierte darüber, dass Schmidt den Fachverband verlassen wird, um als Fachlehrer in Stuttgart für die Ausbildung des Nachwuchses tätig zu sein: „25 Jahre Klempnertreff haben das Wir-Gefühl der Branche spürbar gestärkt.“ Smejkal vertrat die Meinung, dass sich die Branche den Herausforderungen der Materialengpässe sowie steigender Preise für Material und Energie selbstbewusst stellen könne. Der Innungsvertreter schloss mit den Worten: „Wir können das, weil wir Handwerker sind!“

    von Antje Walter

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