Wieder einmal mache ich mich auf den Weg nach Deutschland – heute um über gemeinsame Ziele des iib und des ZVSHK zu sprechen. In Frankfurt am Main treffe ich mich mit der Verbandsspitze des ZVSHK. Präsident Manfred Stather und Hauptgeschäftsführer Elmar Esser haben mich dazu auf die ISH (Weltleitmesse für innovatives Baddesign, energieeffiziente Heizungs- und Klimatechnik und erneuerbare Energien) eingeladen. Ziel ist es, über unsere Schnittpunkte und entsprechende Zusammenarbeit zu sprechen. Ich finde es toll, dass die Herren Esser und Stather sich dafür Zeit nehmen.
Auf dem Weg zum Flughafen passiere ich die Brennergrenze zwischen Italien und Österreich. Ich werde nachdenklich. Die wirtschaftliche Entwicklung in Italien ist zurzeit besorgniserregend. Jetzt hat es uns auch erwischt. Das Baugewerbe erlitt in den letzten Monaten einen Rückgang von 30 % – einfach so. Viele Arbeitsplätze sind verloren gegangen und die Arbeitslosenzahlen steigen von Woche zu Woche. Am meisten beschäftigt mich das Schicksal der Jugendlichen, die, wie ich höre, keine Lehrstellen finden. In Südtirol liegt die Jugendarbeitslosigkeit inzwischen bei über 11 % – in Italien sind es erschreckende 30 %. Aufgrund der unsicheren Wirtschaftslage und dem damit verbundenen Auftragsrückgang stellen die Betriebe keine Lehrlinge mehr ein. Das hat es noch nie gegeben – kaum eine Woche vergeht, ohne dass mich ein Jugendlicher um eine Ausbildungsstelle bittet, doch leider haben auch wir in unserem Spengler-Fachbetrieb keinen Platz mehr frei. Aktuell beschäftigen wir vier Lehrlinge und im August kommt ein fünfter hinzu, der seinen Ausbildungsvertrag bereits vor sechs Monaten unterzeichnete. Die Ironie dabei ist, dass die Kollegen in Deutschland, Österreich oder der Schweiz händeringend nach geeignetem Nachwuchs suchen. Dort gibt es Lehrstellen und keine Azubis – eigentlich sollte ein vereintes Europa anders funktionieren! Auf der gesamten Reise lassen mich diese Gedanken nicht mehr los. Pünktlich startet meine Maschine vom Innsbrucker Flughafen – kurz darauf erreiche ich das Frankfurter Messegelände. Was soll ich sagen? Erstmal bin ich total beeindruckt. Die Messe ist riesig und logischerweise habe ich mich auch gleich verlaufen. In meinen Bergen zu Hause finde ich mich zurecht, aber die ISH ist etwas anderes, denn es gibt keine Gipfel als Orientierungspunkte. Nach einer knappen Stunde erreiche ich mein Ziel und ich werde von den Mitarbeitern des ZVSHK herzlichst empfangen.
Spitzengespräch
Unser Gesprächsthema befasst sich vorwiegend mit der aktuellen Ausbildungssituation und damit, dass die Lehrlingssituation in Deutschland eine ganz andere ist als bei mir zu Hause. In Deutschland funktioniert die Wirtschaft. Die Auftragslage ist gut und es gibt jede Menge freie Lehrplätze. Wir versuchen zu erörtern, warum sich nur wenige junge Leute für den Beruf des Klempners begeistern lassen. Und wir suchen nach Möglichkeiten, dieser Situation entgegenzuwirken. Liegt es am Image? Liegt es am Beruf selbst oder gar an den Klempnern? Themen wie moderne Ausbildung, internationaler Lehrlingsaustausch, Förderung der zwischenbetrieblichen Kooperation werden angeschnitten. Wir sprechen darüber, wie sich der ZVSHK und der iib in dieser Sache gegenseitig unterstützen können und darüber, wie wir den gemeinsamen Weg zur positiven Entwicklung unseres Berufes beschreiten können.
Schnell sind wir uns einig: Es gibt sehr viele gute Ansätze, gemeinsam und zum Wohle der Klempner zu handeln. Ich bin sehr dankbar, dass ich dieses Gespräch führen durfte. Es hat mir andere Sichtweisen und Ausgangssituationen aufgezeigt. Am meisten freut es mich, dass es gemeinsame Interessen gibt und dass Vertrauen zwischen uns geschaffen wurde. Der Grundstein ist gelegt. Es ist mit Sicherheit noch ein langer Weg bis zum Ziel, aber wir haben begonnen, ihn gemeinsam zu gehen.
Die vielen Eindrücke verarbeitend suche ich meinen Platz im Flieger. 21F sollte doch hier sein. Da sitzt schon jemand. Ich gehe zur Stewardess, um nachzufragen. Diese empfängt mich freundlich mit dem Satz: „Guten Abend Herr Trenkwalder, willkommen zu Hause.“ Oh Gott, jetzt wird es Zeit, dass ich bezüglich meiner Dienstreisen ein wenig auf die Bremse trete. Wenn ich so empfangen werde, dann habe ich irgendwo übertrieben. Na dann, guten Flug…