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E I L M E L D U N G  mit Vorbildcharakter

Einführung von Bildungscoachs zur Stärkung der Ausbildungskultur in der Schweiz  

In der boomenden Gebäudetechnikbranche (Anmerk. d. Red.: In der Schweiz sowie auch in Deutschland die Organisation der Berufsgruppe Spengler/Klempner/Gebäudehülle) herrscht ein immenser Fachkräftebedarf. Dies ist einerseits auf die riesige Nachfrage, insbesondere im Bereich der erneuerbaren Energien, zurückzuführen und sehr erfreulich. Andererseits verliert die Branche Jahr für Jahr viele Auszubildende und so einen Teil ihres Fundaments der Zukunft.

 

Jugendliche Berufsschicksale und Verluste in Millionenhöhe

Mehr als ein Viertel aller Lehrverträge werden während der Berufslehre in der Schweiz aufgelöst (28 %), und rund jede fünfte Person besteht die Lehrabschlussprüfung nicht (21 %). Das hat gravierende Folgen: Nur 57 von 100 Azubis in der Schweizer Gebäudetechnik schließen die Berufslehre erfolgreich ab.

Wenn der Berufseinstieg nicht wie gewünscht gelingt, verbergen sich hinter den nackten Zahlen vor allem jugendliche Berufsschicksale. Die unbefriedigende Situation gibt aber auch insgesamt zu denken, verliert die Branche doch viele der dringend benötigten Fachkräfte bereits während der Lehre. Und die hohen Abbruch- und Durchfallquoten gehen mit über zehn Millionen Franken „Schaden“ pro Jahr ganz ordentlich ins Geld.

 

Azubi Amphol Rodjhinda (Ausbildungsbetrieb Franz Rossi AG) präsentiert im Rahmen des Suissetec Kreativ Wettbewerbs 2019 einen hervorragenden Kupfer-Drache

BAUMETALL

Azubi Amphol Rodjhinda (Ausbildungsbetrieb Franz Rossi AG) präsentiert im Rahmen des Suissetec Kreativ Wettbewerbs 2019 einen hervorragenden Kupfer-Drache

Bildungsoffensive mit zahlreichen Aktivitäten und Maßnahmen

Die Herausforderungen betreffen zwar auch andere Branchen, sind aber im Bausektor offenkundig. Um die energie- und klimapolitischen Ziele des Bundes zu erreichen, hat Energie-Schweiz Anfang 2022 zusammen mit zahlreichen Akteuren und Verbänden – darunter auch Suissetec – die Bildungsoffensive Gebäude lanciert. Diese umfasst zahlreiche Maßnahmen in vier Handlungsfeldern (Ausbildung, Weiterbildung, Branchenimage, Netzwerk) und soll unter anderem ermuntern, sich aktiv für mehr Fachkräfte im Gebäudebereich einzusetzen.

Viele der umfangreichen Aktivitäten der Schweizer Berufsorganisation Suissetec, wie zum Beispiel Nachwuchs- und Imagekampagnen, Lehrmeistertage, Qualitätssicherungsmaßnahmen oder das Bereitstellen hochwertiger Bildungsmedien, wurden schon vor langer Zeit initiiert. Sie tragen zwar erste Früchte, reichen aber noch nicht aus. Im Alltag sind speziell die Unternehmen gefordert, für ihre Mitarbeitenden ein motivierendes Lern- und Arbeitsumfeld zu schaffen. Sie sind hauptverantwortlich dafür, dass junge Menschen wie gestandene Profis attraktive Rahmenbedingungen vorfinden, um dauerhaft Qualitätsarbeit zu erbringen. Nur so bleiben sie den Planungs- bzw. Installationsbetrieben langfristig erhalten.

 

Ausbildungskultur in den Betrieben zentral

Die Gebäudetechniker/-innen der Schweiz gehen nun voran. Selbstkritisch haben sie sich eingestanden, dass es so nicht weitergehen kann und sie aktiv etwas Grundlegendes verändern wollen: Die sehr positive Erfahrung mit Bildungscoachs in einer Suissetec-Sektion mündete nach umfangreicher Abklärungs- und Vorbereitungszeit im Antrag, dem Bildungscoach national zum Durchbruch zu verhelfen und ihn flächendeckend einzuführen (inkl. Liechtenstein). Die Suissetec-Delegierten haben nun anlässlich der Frühjahrs-Delegiertenversammlung vom Juni 2023 grünes Licht gegeben. „Ein Meilenstein mit Signalwirkung, hoffentlich mit Vorbildcharakter weit über unsere Branche hinaus“, so der Suissetec-Bildungsverantwortliche Alois Gartmann.

Mit der schweizweiten Einführung von Bildungscoachs soll dauerhaft eine gute Ausbildungskultur etabliert werden. Das ambitionierte Ziel lautet, die Abbruch- und Durchfallquoten auf unter 10 % zu senken. Damit würden die genannten, wiederkehrenden Investitionen von rund 1.15 Millionen Franken sowie der einmalige Initialaufwand von 150 000 Franken mehr als wettgemacht.

Noch bedeutender, aber kaum bezifferbar, ist der nicht-monetäre Nutzen für Lernende, Betriebe sowie die Gebäudetechnikbranche insgesamt. Und im Endeffekt für die gesamte Gesellschaft, wenn genügend qualifizierte Fachpersonen für frische Luft, sauberes Trinkwasser sowie Sicherheit, Komfort und Behaglichkeit sorgen.

 

Bildungscoach unterstützt Ausbildende und Lehrbetriebe

Was einzelne Betriebe kaum, wird nun vom Zentralverband und den Sektionen mit dem Projekt Bildungscoach gemeinsam angepackt: Eine Veränderung der Ausbildungskultur auf freiwilliger Basis, aber konzertiert und auf die jeweilige Situation des Lehrbetriebs abgestimmt.

Den Sektionen obliegt die Einstellung von insgesamt rund einem Dutzend regionaler Bildungscoachs, welche die mehr als 2000 Suissetec-Ausbildungsbetriebe mindestens einmal jährlich besuchen und auditieren. Dabei ist wichtig festzuhalten, dass die Bildungscoachs explizit für die Unterstützung der Betriebe und ihrer Ausbildungsverantwortlichen zuständig sind – und nicht für die Lernenden. Suissetec als Zentralverband koordiniert den Erfahrungsaustausch und die Weiterbildung der Bildungscoachs und nimmt die Qualitätssicherung wahr. Die Umsetzung wird umgehend in Angriff genommen. (Anmerk. d. Red.: Die Initiative hat Vorbildcharakter und ist somit auch in anderen Branchen und Ländern entsprechend nachahmenswert)

 


 

Info

Der Schweizerisch-Liechtensteinische Gebäudetechnikverband (Suissetec) ist der Arbeitgeber- und Branchenverband der Gebäudetechnik und Gebäudehülle: Suissetec ist mit 26 Sektionen und rund 3500 Mitgliedsbetrieben Ansprechpartnerin Nummer 1 in allen Sprachregionen der Schweiz. Der Verband erbringt Dienstleistungen für Hersteller/Lieferanten, Planer und Installateure aus den Branchen Sanitär | Wasser | Gas, Heizung, Lüftung sowie Spengler | Gebäudehülle. Suissetec ist auch Vorreiterin bei erneuerbaren Energien und Nachhaltigkeit und vertritt die Brancheninteressen bei Politik, Behörden und Dachorganisationen.