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70 Jahre Kunst am Bau in Deutschland

Die Ausstellung „70 Jahre Kunst am Bau in Deutschland“ des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat (BMI) sowie des Bundesamts für Bauwesen und Raumordnung (BBR) zeigt 59 Kunstwerke, die im Zusammenhang mit öffentlichen Bauaufgaben entstanden sind. Diese Kunst-am-Bau-Projekte stehen zum Teil an sehr prominenten Orten und lassen sowohl die Auseinandersetzung zwischen Kunst und Architektur als auch die politische und gesellschaftliche Entwicklung Deutschlands aufblitzen. Konzipiert vom BBR in Zusammenarbeit mit dem Büro Schmedding von Marlin und Studio Krimm zeichnet die Ausstellung nach, wie Kunst und Bau zur Repräsentation der beiden deutschen Staaten BRD und DDR bis 1989 beitrugen und welche Rolle sie nach der Wiedervereinigung bei der Suche nach einer neuen nationalen Identität spielten. Das Museum der Baukultur Nordrhein-Westfalen musste die Ausstellung aufgrund der Coronapandemie auf unbestimmte Zeit verschieben. Auf www.baukultur.nrw wird jedoch schon jetzt ein erster Eindruck zur Ausstellung vermittelt.

Die Projekte in der Ausstellung spannen einen großen Bogen: Sie reichen von Max Lingners Wandbild für das Haus der Ministerien der DDR in Berlin und Hannes Schulz-Tattenpachs Phönix am Bonner Bundeshaus aus der Anfangszeit der beiden deutschen Staaten über das riesige Raumbild eines Büroeingangsstempels am Stasimuseum, mit dem die Gruppe raumlaborberlin einen kritischen Blick auf das Ende der DDR wirft, bis zur Wandarbeit von Janne Schäfer und Kristine Agergaard für das Goethe-Institut in Kairo. Mit dem Werk setzen die beiden Künstlerinnen den unbekannten Helden der ägyptischen Geschichte von der Pyramidenzeit bis zum Arabischen Frühling ein Denkmal. Die Kunstwerke spiegeln dabei nicht nur künstlerische Positionen, visualisieren politische und gesellschaftlich relevante Themen, sondern thematisieren auch die Funktion und Geschichte des jeweiligen Bauwerks. Ein Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf den Hauptstädten Berlin und Bonn; sie führt aber auch an unerwartete Orte wie die Löberfeld-Kaserne in Erfurt oder die Deutsche Schule in Valencia.

Kunst-am-Bau-Projekte sind Teil der Baukultur in Deutschland – und das bereits seit mehr als 70 Jahren. 1950 beschloss der Bundestag, bei allen Bauaufträgen des Bundes einen prozentualen Anteil der Baukosten für Werke bildender Künstler*innen vorzusehen. Etwa zur gleichen Zeit wurden auch in der DDR sowie in vielen westdeutschen Bundesländern, in Nordrhein-Westfalen bereits im Oktober 1949, vergleichbare Richtlinien und Selbstverpflichtungen zur Förderung der Kunst am Bau erlassen. Aktuell arbeiten die beteiligten Ministerien an neuen Formen und Prozessen für Kunst und Bau in NRW.

Manche baubezogenen Kunstwerke sind zu deutlich sichtbaren Markenzeichen geworden, wie Eduardo Chillidas Skulptur vor dem Berliner Kanzleramt. Andere sind nur einem begrenzten Personenkreis zugänglich, weil sie sich im Inneren von Regierungsbauten, den Deutschen Botschaften und Residenzen im Ausland oder Militärliegenschaften befinden. In der Ausstellung zeigen sie sich nun auch einer größeren Öffentlichkeit.

Nordrhein-Westfalen kann wie der Bund auf eine lange Tradition von Kunst-und-Bau-Projekten zurückblicken. Mit der wachsenden Onlinesammlung www.kunstundbau.nrw mit rund 50 Projekten lädt Baukultur Nordrhein-Westfalen ein, auch außerhalb der Ausstellung viele interessante Projekte zu entdecken, die von der Qualität und Vielfalt der künstlerischen Auseinandersetzung mit der jeweiligen Architektur zeugen.

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