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Sanierung der Villa Hupfeld

Ludwig Hupfeld war Instrumentenhersteller und einer der großen Leipziger Industriefabrikanten der Gründerzeit. Die mechanischen und selbstspielenden Instrumente der Ludwig Hupfeld AG waren weltbekannt – das Hupfeld-Phonola wurde in Europa zum Synonym für ein selbstspielendes Klavier. Die größeren Hupfeld-Orchestrien waren selbstspielende Instrumente mit Klavier und mehreren Violinen. Manche waren sogar mit automatischem Rollenwechsler ausgestattet und spielten bis zu zehn Rollen direkt hintereinander ab. Der damalige Jahresbedarf an Notenrollen für Hupfeld-Musiksysteme war mit über 5 Millionen Stück ebenso beachtlich wie die 1910 erbaute Villa des Fabrikanten Hupfeld. Von der Aussichtsplattform seines Türmchens konnte Ludwig Hupfeld auf den Turm seiner 5 km entfernten Pianofabrik blicken. Heute ist das von Architekt Emil Franz Hänsel geplante Gebäude eines der wichtigsten Architekturdenkmale der Stadt Leipzig. Es befindet sich auf einem großräumig angelegten Grundstück im Leipziger Norden. Mit dem Ziel, die Villa zukünftig als Wohn- und Bürogebäude auf über 1700 m² zu nutzen, erfolgte jetzt die denkmalgerechte Sanierung durch die Trumm Immobilien GmbH & Co. KG.

Als Nachauftragnehmer der Dachdeckerei Heß GmbH wurden wir mit der Ausführung der Klempnerarbeiten am Turm der Villa beauftragt. Neben der Bekleidung des Turmschafts und der Kuppel gehörten auch die Verblendung der zwölf Säulen sowie des kreisrunden Ausgangsbereiches samt aller erforderlichen Anschlüsse zu unseren Aufgaben.

Enke für eine runde Sache

Um die Sockelbereiche zur Eindichtung mit Flüssigkunststoff der Marke Enkopur vorzubereiten, brachten wir zunächst kreisrunde, 10 bis 12 cm breite Klebeflansche an. Die Herausforderung lag darin, die rund geschnittenen Flansche möglichst spannungsfrei und ohne störende Verwerfungen herzustellen beziehungsweise auf dem Boden zu fixieren. Natürlich mussten die Verbindungen zu aufgehenden Bekleidungen – Falz- und Löttechnik sei Dank – wasserdicht ausgeführt werden. Für die Flächenabdichtung der kreisrunden Aussichtsplattform war der Dachdeckerfachbetrieb Heß GmbH aus Taucha bei Leipzig verantwortlich. Die Abdichtung erfolgte mit nahtlos aufgebrachtem Flüssigkunststoff. Gerade bei Dächern mit zahlreichen Anschlüssen und Durchdringungen sowie kritischen Anschlussbereichen schützt der Flüssigkunststoff Enkopur zuverlässig vor dem Eindringen von Feuchtigkeit. Selbst in Bereichen, in denen längere Zeit stehendes Wasser auftritt, dichtet das Material Flächen, Problemzonen und Anschlüsse auf lange Sicht nahtlos ab. Enkopur-Flüssigkunststoff bildet in Verbindung mit Enke-Polyflexvlies eine vorbildliche Allwetterhaut, die sich bereits bei zahlreichen Dachsanierungen bewährt hat. Folglich konnten alle Anschlüsse, auch solche an den Geländerpfosten der massiven Eichenholzbrüstung, sicher abgedichtet werden. Die Entwässerung erfolgt nach außen und über ebenfalls mit Flüssigkunststoff eingeklebte segmentierte Kupfer-Traufbleche.

Segmentierter Turmschaft

Den oberen Abschluss des Turmschaftes bildet ein rundes Gesims aus einzelnen Segmenten. Diese Profile greifen unter die Abtropfprofile der Aussichtsplattform ein. Die darunter liegenden Einzelflächen des runden Turmschafts sind in einer Breite von ca. 90 cm nach innen gewölbt. Um dem Denkmalschutz gerecht zu werden, mussten die Gratfalze eine Höhe von 50 mm aufweisen. Entsprechende Stabilität erreichten wir, indem wir stabile 50-mm-Festhafte aus Edelstahl anfertigten. Die Querfalze sicherten wir durch liegende und ebenfalls an der Holzschalung befestigte Hafte gegen Abrutschen. Um den Dachdeckern den Anschluss an die Turmdeckung zu ermöglichen, wurde parallel zur Dachfläche ein Kupferprofil mit 60 mm Umschlag angebracht. In dieses Profil konnte die unterste Schar passgenau eingehängt und nachfolgend die Anschluss-Schürze eingeschoben werden.

Sanierung des Kupferturms

Bei der Demontage der hundertjährigen Kupferdeckung der Kuppel wurden große Schäden an der Schalung sichtbar. Die Turmhaube wurde daher komplett mit zwei Lagen Multiplexplatten belegt. Die einzelnen Sperrholzplatten mit einer Dicke von je 12,5 mm und einer Breite von maximal 150 mm wurden am Versatz verleimt und verschraubt. Somit entstand eine runde, absatzfreie Fläche zur Montage der Kupfereindeckung. Die ursprüngliche Eindeckung bestand nur aus 20 Scharenfeldern und ließ erkennen, dass die damaligen Handwerker Mühe hatten, der Rundung zu folgen. Wir entschlossen uns daher, die Fläche in 34 Schare einzuteilen. Bei einem Kuppelumfang von 15,75 m konnten wir die ersten Scharen aus 600er-Band anfertigen und verlegen. Zur Befestigung wurden ausschließlich Edelstahlhafte- und 3,5x25-mm-Schrauben verwendet. Die Stehfalze wurden vor Ort hergestellt und entsprechend gestreckt bzw. geschweift.

Durchdachte Details

Wichtig war, am höchsten und somit flachsten Punkt der Kuppel einen zuverlässigen Wasserablauf zu gewähren. Daher ließen wir die Schare am runden Kuppelfirst in einem 60 cm Kreis mit stehend einlaufenden Falzen enden. Diesen Bereich überdeckten wir mit einer kreisrunden Kupferabdeckung, aus deren Mitte der Schaft für die Turmbekrönung ragt. Um einen Druckausgleich im Kuppelraum zu ermöglichen, integrierten wir dort eine Entlüftungsmöglichkeit.

Die Kuppel ruht auf zwölf imposanten Säulen, die wir in Absprache mit dem Denkmalpflegeamt ebenso wie die Kuppeluntersicht mit Kupfer bekleideten. Um Toleranzen auszugleichen und die zahlreichen Anschlüsse passgenau herzustellen, wurde die Deckenbekleidung in 24 tortenstückähnliche Scharen untergliedert. Besonders anspruchsvoll war die Herstellung der Säulenanschlüsse sowie der Abschlüsse an der Außenrundung. Dank indirekter Haftbefestigung und dem Einsatz von Winkelstehfalz-Technik konnten wir diese Arbeiten aber gut realisieren. Die Säulen bekleideten wir mit je zwei Halbschalen, die ebenfalls per Winkelstehfalz miteinander verbunden wurden. Trotz ihrer Abwicklung von 1600 mm ließen sich die Halbschalen problemlos montieren. Den oberen Säulenkranz konnten wir mit einem rund gedrückten Z-Profil sauber ausführen.

Partnerschaftlich zum Ziel

Insgesamt haben wir für die Klempnerarbeiten 1600 kg Kupfer der Marke MKM verarbeitet. Vorwiegend kam dabei 0,7 mm starkes, halbhartes Material der MKM Mansfelder Kupfer und Messing GmbH zum Einsatz. Die Planung und Abstimmung der Details erfolgte in partnerschaftlicher Atmosphäre mit den Architekten von Auspurg Borchowitz + Partner sowie den Dachdeckern der Heß GmbH.

Abschließend danke ich allen BAUMETALL-Lesern, welche unser als Leserprojekt vorgestelltes Bauvorhaben so positiv bewertet haben.

Bautafel

Bauherr: Trumm Firmengruppe, Leipzig

Planung: Architektur.Stadtentwicklung. Auspurg Borchowitz + Partner, Leipzig

Dachdecker: Dachdeckerei Heß GmbH, Taucha bei Leipzig

Klempnerfachbetrieb: Klaus Wendt, Leipzig, http://www.klempnerei-wendt.de

Präsentieren Sie Ihr Leserprojekt online – die meistbewerteten Projekte stellen wir in BAUMETALL vor

Die Sanierung der Villa Hupfeld gehört zu einer Reihe von Projekten, die großes Leserinteresse wecken. Unter der Rubrik B-Live zeigt die Fotogalerie der Leser-Projekte Klempnerarbeiten von A wie Attika über M wie Metallbedachung bis Z wie Zwiebelturm. Die Rubrikinhalte stammen von BAUMETALL-Lesern, die ihre Arbeiten auf diesem Wege vorstellen. Neben der Bildbetrachtung besteht für den Online-Besucher die Möglichkeit, weitere Hintergrundinformationen zu erhalten und die Projekte zu bewerten.

Wenn auch Sie Ihr herausragendes Projekt in BAUMETALL präsentieren möchten, können Sie Ihren Projekt-Eintrag sofort und kostenfrei vornehmen. Mit etwas Glück finden Sie Ihr Projekt schon bald in einer der kommenden BAUMETALL-Ausgaben wieder.

Klaus Wendt

ist Inhaber des gleichnamigen Fachbetriebes in Leipzig

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